Der verletzte DFB-Kapitän versucht, rechtzeitig zur EM fit zu werden. Viel Zeit bleibt nicht mehr - doch der 31-Jährige glaubt zu wissen, was zu tun ist.

Ascona - Niemand kennt sie besser als Bastian Schweinsteiger, die Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Seit der Europameisterschaft 2004 ist er jedes Mal dabei gewesen, in Ascona bereitet er sich in diesen Tagen auf sein siebtes großes Turnier vor. Und niemand weiß auch besser als er, wie es ist, wenn einem die Zeit davonzulaufen droht.

 

Wie vor der WM 2014, als er am Ende im Finale von Rio der große Held war, ist Schweinsteiger auch dieses Mal verletzt. Ende März hat er sich am Knie verletzt und seither kein Spiel mehr bestritten. Der Profi von Manchester United kann derzeit nicht einmal mit der Mannschaft trainieren. Groß sind daher allgemeinen Zweifel, ob es auch diesmal wieder reichen wird. Das spürt auch der 31-Jährige, als er am zweiten Tag des DFB-Trainingslagers im Tessin auf dem Podium sitzt. Und so gibt er sich alle Mühe, Zuversicht zu verbreiten: „Mir geht es gut, ich bin voll im Zeitplan.“

Nicht zuletzt die Erfahrungen aus der Vergangenheit sind es, die Schweinsteiger Hoffnung geben: „Das Gute ist: Ich konnte schwierige Situationen immer meistern. Daraus ziehe ich meinen Optimismus.“ Vor der WM 2014 sei er „in noch schlechterem Zustand gewesen“, damals konnte er zu Turnierbeginn noch nicht spielen und kämpfte sich erst im Laufe der WM zurück. Nun soll es schneller gehen, er werde sich in den nächsten Tagen „peu à peu nach vorne arbeiten“.

Löw: „Wir werden ihm Zeit lassen“

Mit dem Weltmeistertitel hat Schweinsteiger seine Karriere vor zwei Jahren gekrönt – der Ehrgeiz ist ihm aber noch immer nicht abhanden gekommen. Bis zu dreimal täglich hat er zuletzt in der Reha gearbeitet und positive Signale erhalten. „Sehr gut“ hätten die Bilder der letzten Computertomografie ausgesehen, sagt der Mittelfeldspieler und hofft, dass er nächste Woche ins Mannschaftstraining einsteigen kann.

Darauf setzt auch Joachim Löw, der in dem Dortmunder Ilkay Gündogan (Kniescheibe ausgerenkt) bereits auf einen zentralen Mann in der deutschen Schaltzentrale verzichten muss. „Wir werden ihm jetzt erst einmal Zeit lassen“, sagt der Bundestrainer, der allerdings auch weiß: „Die Spieler brauchen Praxis und Rhythmus.“ Löw hat sich daher auch schon mit dem Gedanken befasst, dass Schweinsteiger in Frankreich nicht zur Verfügung stehen könnte.

Bis zum 31. Mai muss der Bundestrainer vier Feldspieler aus seinem erweiterten Aufgebot streichen – nicht ausgeschlossen, dass es Schweinsteiger treffen wird. Eine Sonderreglung für den Kapitän jedenfalls ist nicht vorgesehen: „Kein einzelner Spieler ist wichtiger als die Mannschaft“, sagt Löw, „und wenn einer nicht fit ist, dann kommt ein anderer.“ Der WM-Held wird sich also beeilen müssen.