Das erste Training in Frankreich war für Antonio Rüdiger auch schon das letzte. Das EM-Aus des Innenverteidigers drückt auf die Stimmung der Mannschaft und stellt Löw vor ein Problem. Er muss nachnominieren, aber wen?

Évian-les Bains - Das EM-Aus von Innenverteidiger Antonio Rüdiger hat die Stimmung bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nur wenige Stunden nach dem Einzug ins Turnierquartier empfindlich getrübt. Die Verletzung, die der 23 Jahre alte Innenverteidiger des AS Rom am Dienstagabend beim ersten Training des Weltmeisters auf französischem Boden erlitten hatte, erwies sich bei der Untersuchung durch Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt als vorderer Kreuzbandriss im rechten Knie. Konsequenz für den Turnierdebütanten Rüdiger: Mehrere Monate Wettkampfpause statt des erhofften EM-Debüts in Frankreich.

 

DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach dem Pechvogel bei seiner Begrüßung der Nationalmannschaft am Dienstagabend im Teamhotel in Évian-les-Bains sein Mitgefühl aus. „Ich will damit beginnen, lieber Toni Rüdiger, Ihnen von Herzen alles Gute zu wünschen“, sagte der Verbandschef nach DFB-Angaben in seiner Ansprache. „Es tut mir unendlich leid. Wir hoffen, dass es Ihnen bald wieder richtig gut geht. Wir drücken Ihnen alle Daumen, die wir haben.“

Bitterer Schlag für Rüdiger und für Löw

Der Trainingsunfall, der sich im Spiel Neun gegen Neun bei einem Zweikampf von Rüdiger mit Angreifer Thomas Müller ereignet hatte, ist für Joachim Löw ein bitterer Schlag in der Endphase der Vorbereitung auf das erste Gruppenspiel am Sonntag in Lille gegen die Ukraine.

Der athletische Rüdiger war im Personalkonzept des Bundestrainers als Partner von Jérôme Boateng im Abwehrzentrum vorgesehen. Der in den vergangenen fünf Länderspielen jeweils über 90 Minuten aufgebotene ehemalige Stuttgarter Rüdiger sollte mindestens in den ersten Turnierspielen den nach einem Muskelfaserriss in der Wade noch nicht wieder einsatzfähigen Mats Hummels im Abwehrzentrum ersetzen.

„Die Chancen stehen gut“, hatte Rüdiger nach dem 2:0 gegen Ungarn bei der EM-Generalprobe am Wochenende in Gelsenkirchen gegen Ungarn noch selbst angemerkt. „Es wird immer besser“, sagte der Youngster da noch voller Vorfreude auf sein erstes großes Turnier in diesem Sommer.

Löw könnte Rudy zurückholen

Löw muss nach der Schock-Nachricht über eine Nachnominierung für Rüdiger entscheiden. Neben Boateng, der beim ersten Training nicht voll belastbar war, stehen ihm im EM-Kader noch Shkodran Mustafi und der eigentlich für die rechte Abwehrseite vorgesehene Schalker Benedikt Höwedes als gelernte Innendecker zur Verfügung. Als Abwehrspieler hatte der Bundestrainer Sebastian Rudy während des Trainingslagers aus dem endgültigen Aufgebot gestrichen. Den Hoffenheimer könnte Löw jetzt zurückholen.

Eine Option wäre auch der Leverkusener Jonathan Tah. Den 20-Jährigen hatte Löw Ende März beim 2:3 im Freundschaftsspiel gegen England 45 Minuten getestet. „Wenn irgendein Spieler ausfallen sollte, gibt es einen anderen“, hatte Löw während der Vorbereitung zu immer wieder eintretenden Verletzungen gesagt. Vor Rüdiger musste Löw schon den Ausfall der Dortmunder Ilkay Gündogan und Marco Reus verkraften.

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