Frankreich richtet in diesem Jahr die Fußball-EM aus. Doch wie kam das Turnier eigentlich nach Frankreich? Wer gab letztendlich den Ausschlag? Deutschland spielt eine entscheidende Rolle.

Paris - Es geschah am 28. Mai 2010 in Genf. Frankreich wurde nach starker Unterstützung des damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und seiner Fußball-Ikone Zinedine Zidane um 13.05 Uhr zum Ausrichter der Europameisterschaft 2016 bestimmt, der ersten mit 24 Teilnehmern. UEFA-Präsident Michel Platini, seit 2007 im Amt, hatte sich offiziell im Wahlkampf zurückgehalten. Es gab für die „Grande Nation“ zwei Konkurrenten, die Türkei und Italien. Zwei andere Kandidaten hatten früh das Handtuch geworfen.

 

Schottland und Wales spürten, dass das Exekutivkomitee der UEFA nach Niederlande/Belgien und dem bevorstehenden Polen/Ukraine nicht geneigt war, für das erste auf 24 Teilnehmer aufgeblasene Turnier einzugestehen, dass zwei Länder nötig wären, um solch ein Ereignis zu stemmen. Die Regierungen von Schweden und Norwegen hatten im Dezember 2009 beschlossen, einer gemeinsamen Kandidatur jede Unterstützung zu verweigern. Italien und die Türkei zogen den kürzeren.

Frankreich gewann die Entscheidung knapp

Italien flog im ersten Wahlgang raus, Frankreich gewann die entscheidende Abstimmung mit 7:6. Minimal neun Stadien, davon vier mit einer Kapazität von 30.000 Zuschauern waren gefordert. Vier mit 40.000, eins mit mindestens 50.000. Das letztere musste der 5-Sterne-Kategorie der UEFA entsprechen, die vier davor der 4-Sterne-Kategorie.

Hier geht es zu allem, was Sie zur EM wissen müssen

Jacques Lambert, heute wie bei der WM 1998 Präsident des nationalen Organisationskomitees, erinnert sich: „Wir haben uns nach dem verlorenen WM-Finale 2006 in Deutschland die Frage gestellt: Welche Perspektive können wir der Generation nach Zidane bieten? Die Antwort war Ende 2007, sich um die Ausrichtung der EM 2016 zu bemühen. Die Deutschen hatten uns ja vorgemacht, welchen Schub die Organisation eines Großturnieres einem Land verschaffen kann. Außerdem hatten wir gesehen, wie Deutschland nach der schlechten WM in Frankreich, vor allem aber nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2000 in den Niederlanden und Belgien in Infrastruktur und Nachwuchsarbeit wieder auf die Beine gekommen ist.“

Nantes, Rennes, Straßburg und Nancy ziehen zurück

Frankreich meldete seine Kandidatur offiziell am 13. Februar 2009 an - blieb die Frage nach Anzahl und Namen der Ausrichterstädte. Die westfranzösischen Metropolen Nantes (Ausrichter WM 1998) und Rennes zogen mit finanziellen Argumenten gleich zurück. Später folgten aus Gründen der Stadion-Renovierungskosten Straßburg (Ausrichter EM 1984) und Nancy, was dazu führt, dass diese EM zu einer Nord-Süd-Veranstaltung mit Zentrum Paris wird.

Die Legende besagt übrigens, dass ausgerechnet der Platini-Gegner Theo Zwanziger Frankreich beim 7:6 über die Türkei die entscheidende Stimme besorgt habe. Da Frankreich betreffend der Ausrichtung der Frauen-WM 2011 zugunsten Deutschlands Wort gehalten und zurückgezogen habe, solle der damalige DFB-Präsident seinem französischen Kollegen versichert haben, er werde den Aufzug zurückschicken. Nachzulesen in der L’Equipe vom 29. Mai 2010.