Die Achtelfinalspiele der EM am Montag haben deutlich gezeigt, welchen Zauber und welche Macht der Fußball besitzt – auch weil er stärker ist als so manches Grundbedürfnis, findet Kolumnist Jürgen Kemmner.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Frau F. ist keine Fußballhasserin. Im Gegenteil, sie sitzt gern vor dem Fernseher, wenn der Ball rollt, selbst der gelegentliche Besuch von Amateurkicks zählt zu ihren Freizeitbeschäftigungen, was sie in den Augen ihres Partners noch anbetungswürdiger macht. Also nahm Frau F. am Montag auf dem Sofa Platz, um das Spiel der Spanier gegen Kroatien zu verfolgen, wenngleich sie trauert, dass Gerard Piqué nicht mehr dabei ist, den sie liebend gerne (spielen) sah und um den sie Shakira immens beneidet. Gegen 19.30 Uhr, es war das 3:1 gefallen, zog sie sich zum Gießen in den Garten zurück, was sie beendete, als sie die Worte hörte: „Schatz, Verlängerung.“ Frau F. litt wie Millionen Spanier, bangte und jubelte, weil der Favorit durch die Tore von Rodrigo und Oyarzabal noch die Kurve bekam, was sie zum wenig fachmännischen Kommentar verleitete: „An den Piqué reichen die nicht ran.“ Die Frage, ob es vielleicht der Partner tut, fiel unter den Tisch.