Gewalt und Hassparolen statt friedliches Fußballfest: Hooligans randalieren beim EM-Spiel Polen - Russland in Warschau. Es gibt Verletzte und über 130 Festnahmen.

Warschau - Ausschreitungen haben das EM-Spiel zwischen Polen und Russland am Dienstagabend in Warschau überschattet. 15 Verletzte mussten in Krankenhäusern behandelt werden, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP in der Nacht unter Berufung auf die Bezirksregierung berichtete. Unter den Verletzten soll auch ein Deutscher sein. Die Polizei nahm mindestens 138 Gewalttäter fest.

 

Auch nach dem 1:1-Unentschieden gingen die Auseinandersetzungen weiter. Noch nach Mitternacht versammelten sich an mehreren Stellen der Innenstadt Hooligans, die die Auseinandersetzung mit Fans des jeweils anderen Landes suchten.

Schon während des Spiels im Warschauer Nationalstadion hatten in der Innenstadt Hooligans versucht, durch einen Technik-Eingang in die Fanzone einzudringen. Dort hatten sich nach Angaben der Organisatoren rund 100.000 Fans vor allem in den polnischen Farben versammelt. Die Hooligans bewarfen Polizisten mit Steinen und Flaschen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.

Es flogen Steine, Feuerwerkskörper wurden gezündet

Zuvor waren mehr als 1000 russische Fans in einem Block zum Spiel ins Warschauer Stadion marschiert. Sie wollten mit dem gemeinsamen Marsch ihren Unabhängigkeitstag feiern. Die Organisatoren hatten sich vorher verpflichtet, keine sowjetischen Symbole zu tragen, die die aufgeheizte Stimmung noch weiter anfachen könnten. Die Polizei verstärkte den Schutz der russischen Botschaft.

Trotz eines massiven Polizeiaufgebotes versuchten polnische Hooligans wiederholt, die Russen zu provozieren und anzugreifen. Steine flogen, Feuerwerkskörper wurden gezündet. Auch aus dem russischen Block suchten Hooligans die Auseinandersetzung mit den Polen.

Auch eine Gruppe älterer Polen demonstrierte gegen Russland. „Russland hat den polnischen Präsidenten ermordet“ hieß es auf einem Plakat in Anspielung auf den Flugzeugabsturz des damaligen Präsidenten Lech Kaczynski beim Anflug auf das russische Smolensk. „Stoppt Putin und den KGB“, hieß es auf einem anderen Plakat, das ein Mann dem russischen Fanblock entgegenstreckte. Als russische Fans während der Nationalhymnen vor dem Anpfiff eine riesige Flagge mit einer martialischen Figur mit einem Schwert und der Aufschrift „This is Russia“ enthüllten, gellten Pfiffe durch das Stadion.

Der polnische Innenminister Jacek Cichocki hatte den Polizeieinsatz vor dem politisch wie sportlich brisanten Spiel als bisher größte Herausforderung für die Sicherheitskräfte bei der EM bezeichnet.