Menez und Cabaye treffen für Franzosen zum 2:0-Erfolg. Spiel wegen Gewitter unterbrochen.

Donezk - Geheimfavorit Frankreich hat in der historischen Gewitterpartie von Donezk Turnier-Gastgeber Ukraine die EM-Euphorie gründlich verdorben. Das Team von Trainer Laurent Blanc feierte am Freitagabend beim 2:0 (0:0) den ersten Erfolg bei einem großen Turnier seit 2172 Tagen und hat Kurs aufs Viertelfinale genommen. Angetrieben von einem engagierten Franck Ribéry ließ sich Frankreich vor 49.000 Zuschauern auch von der 57-minütigen Regen-Zwangspause nicht beirren und kam durch Jérémy Menez (63.) und Yohan Cabaye (56.) zu einem verdienten Erfolg.

 

Wegen eines schweren Gewitters hatte Schiedsrichter Björn Kuipers (Niederlande) die Partie in der fünften Minute für fast eine Stunde unterbrochen. Die Ukraine verpasste durch die Niederlage den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale und muss nun in seiner letzten Vorrundenpartie der Gruppe D am Dienstag gegen England sogar den K.o. befürchten. 

So hatten sich beide Teams ihren zweiten Turnierauftritt nicht vorgestellt. Bereits nach 4:14 Minuten wurden die Spieler vom Feld geschickt, weil es in Donezk sintflutartig zu regnen begonnen hatte. Auch der ukrainische Staatspräsident Wiktor Janukowitsch und UEFA-Boss Michel Platini zogen sich sofort in ihre trockenen Logen zurück. Innerhalb von Minuten war der Rasen von tiefen Pfützen durchzogen. Mit Harken und Maschinen wurde das Spielfeld bearbeitet.

Die Szenen erinnerten an die Wasserschlacht in Frankfurt bei der WM 1974, als Gastgeber Deutschland bei irregulären Bedingungen 1:0 gegen Polen gewonnen hatte. Damals war es auch mit Hilfe zahlreicher Walzen nicht gelungen, den Platz einigermaßen bespielbar zu machen. In der hochmodernen Donbass-Arena, 2009 fertiggestellt und mit einem ausgezeichneten Drainage-System ausgestattet, war der Platz trotz des Sturms einigermaßen ordentlich bespielbar.

Intensive Momente, aber kein Gourmetfußball

Geduldig warteten die Akteure während der Pause in den Katakomben auf die Fortsetzung und versuchten sich mit Dehnübungen warm zu halten. Bayern-Star Franck Ribéry zog sofort sein Trikot aus und unterhielt sich mit einem blauen Handtuch über den Schultern mit seinem ukrainischen Vereinskollegen Anatoli Timoschtschuk. Frankreichs Coach Laurent Blanc fachsimpelte mit dem ukrainischen Weltstar Andrej Schewtschenko.

Nach der Wiederaufnahme der Partie war es mit den Freundlichkeiten vorbei. Es entwickelte sich eine interessante Partie mit intensiven Momenten, aber kein Gourmetfußball. Ohnehin zum Siegen verdammt angesichts des müden 1:1 zum Auftakt gegen England, waren die Franzosen präsenter und fanden schneller wieder ihren Rhythmus. Die versprochene Renaissance der Spielfreude blieb aber zunächst aus.

Angetrieben vom engagierten Ribéry vergaben „les bleus“ durch Ménez und Philippe Mexès bis zur Pause gleich zwei Hochkaräter (29./39.). Beide scheiterten aus aussichtsreicher Position am überragenden Keeper Andrej Pjatow. Die beste Gelegenheit der abwartenden Ukrainer hatte Superstar Schewtschenko. Bei einem Konter zog der 35-Jährige aus halblinks ab, Frankreichs Schlussmann Hugo Lloris rettete.

Immer wieder durchzuckten Blitze den Abendhimmel und sorgten teilweise für eine surreale Stimmung im Stadion. Auch das Spiel wurde nach dem Wechsel farbiger. In der 48. Minute verlor Ménez auch das zweite Eins-gegen-Eins-Duell gegen Pjatow, im Gegenzug rauschte Schewtschenkos Schuss nur um Zentimeter am linken Winkel vorbei. Erst im dritten Anlauf durfte Ménez endlich jubeln. Nach feiner Vorarbeit von Ribéry und Karim Benzema ließ der Angreifer von Paris St. Germain Pjatow keine Chance (53.). Nur 180 Sekunden später veredelte Cabaye den zweiten Benzema-Assist mit seinem ersten Länderspieltor zum 2:0.

Schewtschenko und Co. waren minutenlang wie gelähmt durch den Doppelschlag. Nahezu ungehindert durften die Franzosen zaubern und hätten bei Cabayes Pfostenschuss (65.) beinahe sogar auf 3:0 erhöht. Die ukrainischen Zuschauer pfiffen ihre Lieblinge aus. Für eine effiziente Schlussoffensive fehlte auf dem tiefen Platz die Kraft.