Das erste Hochrisikospiel zwischen Deutschland und Ungarn hat Stuttgart gut gemeistert. Nun steht am Sonntag mit der Partie der Schotten und Ungarn das zweite an – mit einer besonderen Konstellation.

Sie haben Eindruck hinterlassen, die Ungarn. Lautstark sind sie am Mittwoch in Stuttgart gemeinsam ins Stadion marschiert. Einige sind gleich in der Stadt geblieben, andere werden wieder- oder neu dazukommen. Denn am Sonntag gastiert die ungarische Mannschaft erneut am Neckar. Diesmal heißt der Gegner nicht Deutschland, sondern Schottland. Zehntausende Ungarn werden erwartet, dazu eine womöglich sechsstellige Zahl an Schotten – so ganz genau kann das vorher niemand abschätzen. Sicher ist nur: Stuttgart wird am Wochenende mutmaßlich die lautesten und vollsten Tage dieser Fußball-EM erleben. In jeder Hinsicht. Denn gerade die Schotten gelten als äußerst trinkfreudig.

 

Doch nicht nur die Wirte bereiten sich vor – auch die Sicherheitskräfte tun das. Bereits das Spiel am Mittwoch galt als Hochrisikobegegnung, nicht zuletzt wegen der bekannten gewaltbereiten Szene sowohl auf deutscher als auch auf ungarischer Seite. Die Polizei ist dem mit einem Großaufgebot von insgesamt 3100 Einsatzkräften begegnet. Sich anbahnende Konflikte wurden im Keim erstickt. Null Toleranz für friedliche Spiele.

In der Stadt treffen sich mehrere Fangruppen am Wochenende

Das gilt am Wochenende erneut – und in besonderer Form. Denn die Konstellation ist eine ganz besondere. Die Begegnung in Stuttgart und das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz in Frankfurt sind die letzten Gruppenspiele und finden deshalb parallel statt. Anpfiff ist jeweils um 21 Uhr. Das bedeutet, dass sich in der Stuttgarter Innenstadt drei große Fangruppen treffen werden: jede Menge Schotten, die keine Karten fürs Stadion haben, ungarische Fans sowie die deutschen Anhänger, die zum Public Viewing auf den Schlossplatz strömen.

Schon allein von der Masse der Menschen her ist das ein Szenario, das bewältigt werden will. Zudem wird bereits am Samstag ein Spiel der Türkei übertragen. Auch das dürfte erfahrungsgemäß sehr viele Fans in die Stadt locken – mögliche Feierlichkeiten danach inklusive. Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte den Bereich Innenstadt und Bad Cannstatt vor allem am Sonntag meiden.

Positive Bilanz nach dem ersten Ungarn-Spiel

Bei der Polizei läuft die Risikoeinschätzung noch. „Hinsichtlich der ungarischen Gastfans konnte nach dem zurückliegenden Spiel ja eine überwiegend positive Bilanz gezogen werden, was in die Beurteilung mit einfließen wird“, sagt ein Sprecher. „Die schottischen Anhänger gelten zwar als eher friedlich, aber durchaus auch als trinkfreudig. Alkohol kann in gewissen Situationen ein Gewaltkatalysator sein“, heißt es bei der Polizei.

Derzeit rechnen die Veranstalter und Sicherheitskräfte mit grob 50 000 bis 100 000 schottischen und etwa 15 000 ungarischen Fans. „Nachdem außerdem an dem Tag in Frankfurt die Schweiz auf Deutschland trifft, sind vermutlich auch deutsche Fans und somit insgesamt drei Fangruppen im Stadtgebiet von Stuttgart vertreten“, beschreibt auch die Polizei die besondere Konstellation. Seitens der ungarischen Fans sei erneut ein Fanwalk zu erwarten, der Treffpunkt dürfte wieder im Mittleren Schlossgarten sein. „All diese Aspekte wird die Polizei in ihre fortlaufende Lagebeurteilung mit einfließen lassen und die Einsatzmaßnahmen sowie das Kräftekonzept für den kommenden Spieltag in Stuttgart daran orientieren“, so der Sprecher.