Polen ist im Finale – zumindest in Sachen Bier. Die Vaihinger Kneipe Maulwurf serviert zu allen EM-Spielen das passende Bier – und bewertet.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Polen sind in der Vorrunde ausgeschieden? Die Elf aus der Ukraine hat sich mit einer Niederlage gegen England verabschiedet? Nun, in den Stadien mag es sich so zugetragen haben. In einer Stuttgarter Parallelwertung jedoch haben die Länder das Finale erreicht – und Polen hat diese EM sogar bereits in der Vorrunde für sich entschieden.

 

In der Kneipe Maulwurf werden nämlich nicht nur alle Fußballspiele übertragen, sondern auch Biere aus allen Teilnehmerländern ausgeschenkt. So ist es bei dem Gastronomenpaar Andreas Göz und Barbara Schreiber, dem bis vor zwei Jahren auch das Ackermanns im Westen gehörte, seit 2002 bei Welt- und Europameisterschaften Tradition. Klar, dass sich dabei die Frage stellt, wer bei den Bieren die Podestplätze belegen würde. Ein haarscharfes Rennen sei das, meint Barbara Schreiber. Letztlich liegen für sie aber Zywiec aus Polen („ein frisches, angenehmes Export“) und das ukrainische Bier aus der grünen Flasche Obolon Sobornoe vorne.

Deutschlands „Hand Gottes“ lagert im Kühlschrank

Bereits im Februar hat die 43-jährige studierte Anglistin und Linguistin angefangen, sich um die Biere zu kümmern. Deutschlandweit hat sie Lieferanten kontaktiert. Am schwierigsten sei es gewesen, an den russischen Vertreter Baltika heranzukommen, erzählt sie. Allerdings war das nichts im Vergleich zur Europameisterschaft 2004, für die sich überraschend Lettland qualifiziert hatte. Die Botschaft hatte ihr den Kontakt zu der Brauerei Aldaris vermittelt – nur liefert die nicht nach Deutschland. Barbara Schreiber ist trotzdem an ihr Bier gekommen: Wie es der Zufall wollte, waren ein halbes Jahr zuvor mehrere Kisten an ein lettisches Kulturzentrum in Münster gegangen – und in Münster war man froh, dass eine Stuttgarter Gastronomin die übrig gebliebenen Kisten unbedingt haben wollte. „Das war das teuerste Bier, das wir je besorgt haben“, erinnert sie sich.

Bis auf das Guinness, das frisch gezapft wird, lagern die EM-Biere alle gut sichtbar in einem großen Kühlschrank mitten in der Fußballkneipe: Ganz oben stehen die Vertreter der Gastgeberländer, unten lagert das englische New Castle Brown Ale. Aus Deutschland findet sich Alpirsbacher Klosterstoff – „die Hand Gottes in unserem Kühlschrank“, wie die Wirtin sagt. Das italienische Birra Moretti würde sie sonst nicht freiwillig trinken. Es sei aber noch das „kleinere Übel“ angesichts des nicht für seine Braukunst bekannten Landes. Die „schönste Flasche“ kommt aus Schweden: Spendrups Old Gold könnte vom Design der Flasche her auch ein Whiskey sein.

Tore schießen auf der Toilette

Im Maulwurf versteht man sich als „Hort der Fußballkultur“. Für Barbara Schreiber und Andreas Göz ist Fußball „nicht nur ein Event“, sondern Leidenschaft. Beide sind große VfB-Fans, reisen, wenn möglich, zu allen Spielen ihres Vereins im Ausland. Dass der Sport im Maulwurf eine besondere Rolle spielt, merken Männer auch beim Gang auf die Toilette. Dort hängt nicht nur ein Flachbildschirm, damit keiner ein Tor verpasst. Wer will, kann auch selbst eines „schießen“ – in der Kneipe stehen kleine Tore in den Urinalen.

In der Bierwertung belegt das griechische Mythos übrigens den dritten Platz. Letzteres nehmen wir mal nicht als schlechtes Omen für das echte Viertelfinale.