Der Traum vom Titel ist geplatzt, aber die Wirte in Stuttgart können trotzdem zufrieden sein. Wer die Spiele der Europameisterschaft gezeigt hat, hat in den drei Wochen Gewinn gemacht mit den Fans in Feierlaune.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Zumindest das Wetter wird am Finalsonntag der Europameisterschaft wohl mitspielen, nachdem die deutsche Elf den Wirten einen Strich durch die allerletzte Rechnung gemacht hat. Das Endspiel Spanien gegen Italien wird in den meisten EM-Locations zwar übertragen, doch die ganz große Fußballparty fällt aus.

 

„Es hätte so schön werden können“, sagt die Inhaberin des Biergartens im Schlossgarten, Sonja Merz, die mit 2500 Sitzplätzen das größte Public Viewing in Stuttgart anbietet. Ihre Planung für Sonntag hat die Wirtin kurzfristig über den Haufen geworfen. Dem Discjockey und den zusätzlichen Mitarbeitern für den Service, die sie bereits gebucht hatte, sagte sie ab.

Die wirtschaftliche Bilanz ist positiv

So bitter es ist, dass alle Titelträume geplatzt sind – wirtschaftlich gesehen hat sich die Europameisterschaft für die Wirte auch ohne deutsche Finalteilnahme ausgezahlt. Zumindest gilt das für diejenigen, die in die Übertragung der Spiele investiert haben. „Es hat sich gelohnt“ – diese Bilanz zieht nicht nur Sonja Merz, die für die EM zwei Zelte und zwei LED-Großleinwände aufgebaut hat. Auch andere Gastronomen zeigen sich zufrieden mit dem Zuspruch. Es sei ungemein wichtig gewesen, dass die Deutschen die Vorrunde überstanden haben, sagen sie unisono. Die Abende des Viertel- und des Halbfinales seien finanziell gesehen besonders gut verlaufen. „Um 18 Uhr war vorm Halbfinale kein Platz mehr bei uns im Biergarten zu bekommen“, berichtet Holger Siegle, der Sprecher vom Schweinemuseum. Dort ist die endgültige Bilanz noch nicht gezogen, aber klar ist: „Es hat sich rentiert“, berichtet Siegle.

„Ich bin sehr, sehr zufrieden“, sagt auch der Inhaber der Bar Suite 212, Lutz Metzger, der für die EM eine Tribüne, die „Nordkurve“, vor seiner Szenebar aufgebaut hat. Der Zuspruch der Gäste sei „super“ gewesen, am Donnerstag seien die ersten Fans bereits fünf Stunden vor dem Spiel da gewesen, um sich gute Plätze zu sichern. Die langjährige Erfahrung, die Metzger mit der Fußballübertragung hätte, habe sich ausgezahlt. So sei er auch nicht – wie andere Barbetreiber – von dem kurzfristig erteilten Glasflaschenverbot der Stadt an der Partymeile überrumpelt worden.

Fehlender Autokorso auf der Partymeile hat sich ausgewirkt

Kritik übt Metzger allerdings an der Entscheidung der Polizei, schon bei den Vorrundenspielen keinen Autokorso auf der Theodor-Heuss-Straße zuzulassen. Aus Sicherheitsgründen hat sich die Behörde wie berichtet für die Sperrung der Straße nach den Spielen entschieden. „Die Leute gehen dann wesentlich schneller“, sagt Metzger, das sei schlecht für die Stimmung und für das Geschäft. Immerhin: nach dem Viertelfinale gegen Griechenland sei die Straße auch ohne Autos voll von feiernden Fans gewesen.

Die Suite überträgt natürlich auch das Finale – und Metzger geht davon aus, dass die Bar wieder voll sein wird, allerdings nicht so gefüllt wie bei einem Deutschlandspiel.

Giovanni Basile, einem der Geschäftsführer von La Piazza, wäre es ebenfalls lieber gewesen, Deutschland hätte das Finale erreicht. Die wirtschaftliche Bilanz fällt dennoch auch bei ihm positiv aus. Froh ist Basile nicht nur, dass sich das zusätzliche Personal und die Großbildleinwand ausgezahlt haben, sondern auch, dass sich keine Zwischenfälle ereignet haben. Schließlich schauten sich nicht nur bei La Piazza Hunderte Fans die Spiele an, auch im benachbarten Wilhelmspalais war der Andrang riesig. Trotz der Menschenmassen sei alles gut gelaufen, sagt Basile. Nun hofft er auf ein schönes Finale – und natürlich einen Sieg Italiens.