Vom 10. Juni an läuft die Europameisterschaft in Frankreich. Wer die Spiele im Südwesten im Freien anschauen will, muss aber ein wenig suchen: Nicht überall in Baden-Württemberg ist Public Viewing geplant.

Stuttgart - An lauen Sommerabenden die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gemeinsam im Freien sehen? Knapp zwei Monate vor Beginn der Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni) ist Public Viewing nicht überall in Baden-Württemberg ein Thema, wie eine Umfrage der Deutschen-Presse-Agentur in ausgewählten Städten ergab.

 

Groß ist die Begeisterung im südlichen Schwarzwald, der Heimat von Bundestrainer Joachim Löw. Public Viewing soll vielerorts angeboten werden - unter anderem in Löws Geburtsort Schönau. Dort wird auf dem Platz vor der Stadiongaststätte zum öffentlichen Fußballschauen eine Großbildleinwand aufgestellt.

Gleich drei Locations in Tübingen

Freiburg rüstet sich erstmals mit einem großen Public Viewing auf dem Messelände. Auf die Beine gestellt wird es von einem privaten Unternehmen. Erwartet werden pro Spiel bis zu 15 000 Zuschauer. Ob es sich rechne, hänge vom Abschneiden der deutschen Kicker ab, sagte ein Sprecher der Veranstalter. Zudem brauche es sonniges und warmes Wetter. Die Polizei sei vorbereitet und mit den Organisatoren in engem Kontakt, sagte eine Sprecherin in Freiburg. Die Veranstalter müssten Auflagen erfüllen und private Sicherheitsdienste einsetzen.

In Tübingen soll das Public Viewing gleich an drei Orten möglich sein: Zwar gibt es nach Angaben einer Sprecherin keine städtische Veranstaltung, aber Gastronomen wollten am Anlagenpark, auf der Hoffläche beim „Alten Schlachthof“ und im Biergarten am Sudhaus die Spiele im Freien zeigen. Im Altstadtbereich dürften Lokale die Fußballspiele dagegen nur in der Gaststätte zeigen. Gastronomen, die ihren Biergarten auf einer Privatfläche betreiben, dürfen sie dort übertragen. In der Nachbarstadt Reutlingen liegt nach Angaben einer Sprecherin dagegen noch kein Antrag fürs Public Viewing vor. Das werde aber sicher in den nächsten Wochen noch der Fall sein, sagte sie.

Schlechte Aussichten im Nordschwarzwald

Im Nordschwarzwald sieht es ebenfalls schlechter aus: Baden-Baden wird kein Public Viewing anbieten. „Wir haben einfach das Problem der Tallage und deshalb Schwierigkeiten, geeignete Plätze zu finden“, sagte ein Sprecher. Man habe in früheren Jahren schon mal Public Viewing in Vororten ausprobiert, „aber dann kommt keiner“. Wie immer würden aber zahlreiche Kneipen und Restaurants die Spiele auf großen TV-Schirmen übertragen.

Auch Pforzheim plant kein Public Viewing; allerdings gebe es gute Erfahrungen mit privaten Betreibern. Sie hätten in der Vergangenheit etwa im Park der Landesartenschau Fußball auf einer Großleinwand angeboten. Ob das auch für die EM stattfindet, ist noch offen. Karlsruhe ist beim Public Viewing ebenfalls nicht involviert und setzt auf private Angebote aus der Gastronomie.

Stuttgart setzt auf Kneipen und Biergärten

Auch in Stuttgart organisiert die Stadt kein offizielles Public Viewing. Trotzdem gibt es Möglichkeiten zum gemeinsamen Fußballschauen - etwa in Kneipen und Biergärten. Die Stuttgarter Polizei ist in die Planung nicht eingebunden, will aber ein Sicherheitskonzept entwickeln, um auf eventuelle Autokorsos vorzubereitet zu sein.

Der Handelsverband im Südwesten erwartet durch das sportliche Ereignis Impulse für das Geschäft. Wie stark der Umsatz angekurbelt wird, sei aber nicht bezifferbar. „Je länger das eigene Team im Rennen bleibt, desto mehr wird verkauft, aber das ist ja nicht planbar“, sagt Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. Das gemeinsame Fernsehschauen werde bei gutem Wetter häufig mit Grillen verbunden, was den Umsatz bei Grillgut und Getränken steigere.

Bei der Weltmeisterschaft im Sommer 2014 zählte das Innenministerium in Baden-Württemberg 35 große Public-Viewing-Veranstaltungen. Dabei sei es überwiegend friedlich zugegangen, bilanzierte das Innenministerium damals.