In der Fußball-Europa-League empfängt Feyenoord Rotterdam am Donnerstag die Mannschaft aus Lugansk zum Rückspiel. Eine ganz besondere Begegnung.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Das ist kein normales Fußballspiel. Wenn am Donnerstagabend in Rotterdam die heimische Mannschaft von Feyenoord auf das Team des FC Zorya Lugansk trifft, dann ist die Trauer wieder zum Greifen. Etwas mehr als einen Monat ist es her, dass 193 Niederländer nahe der ukrainischen Stadt Lugansk ihr Leben verloren. Sie saßen in der Malaysia-Airlines-Maschine, deren Flugnummer MH 17 zum traurigen Synonym für eines der schwersten Unglücke der zivilen Luftfahrt geworden ist. Noch steht der Untersuchungsbericht aus, der darüber aufklären soll, ob eine vom Boden abgefeuerte Rakete das Flugzeug mit 298 Menschen an Bord traf. Das Los der Uefa hat derweil keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten genommen. Die beiden Mannschaften treffen in der Qualifikation zur Europa League aufeinander.

 

Daraus, dass man mit dem Los nicht glücklich ist, hat man in Rotterdam nie einen Hehl gemacht. Den Wunsch der Holländer, nicht in der Ukraine antreten zu müssen, wollte im Uefa-Hauptquartier aber niemand erfüllen. Das Hinspiel, das vor einer Woche 1:1 endete, fand in Kiew statt. Hollands Außenminister Frans Timmermans schob seine persönlichen Sympathien beiseite (die gehören dem Club aus Kerkrade) und begleitete die Mannschaft aus Rotterdam in die ukrainische Hauptstadt. Ein paar Tage zuvor war er extra in die Mannschaftskabine gekommen, um den Spielern zu versichern, dass in Kiew keine Gefahr droht. Das haben die Offiziellen des Vereins nach ihrer Rückkehr gerne bestätigt.

Das alles sei nun aber vergessen, jetzt gehe es um ein ganz normales Fußballspiel, heißt es aus Rotterdam. Das sehen die Gegner aus Lugansk gerne ähnlich. Über die Aufstellung, verletzte Spieler und die Chancen eines Weiterkommens reden sie viel lieber als über die besonderen Befindlichkeiten bei dieser Partie. Zumal besondere Umstände für das ukrainische Team zum Normalfall geworden sind. Das eigene Stadion ist zerbombt, Ligaspiele tragen sie im gut 300 Kilometer entfernten Zaporizhia aus. Auch eine Besonderheit: die Anhänger Feyenoords hatten wenige Tage nach dem Unglück von MH 17 den Opfern zu Ehren die Hymne des Fußballs angestimmt: You never walk alone. Die wird im Stadion wohl wieder zu hören sein.