Der Fußball fasziniert auch in Fellbach und in Kernen: Wir wollen in dieser Serie Akteure vorstellen, die besondere Momente und besondere Erfolge erlebt haben. Heute: Wolfgang Kolb, 61, der mit seinen älteren Brüdern Manfred und Werner in Schmiden spielte.

Oeffingen - Gut fünf Jahre standen die drei Kolb-Brüder beim TSV Schmiden gemeinsam in einer Mannschaft. Manfred Kolb, der älteste Bruder, der an diesem Freitag seinen 71. Geburtstag feierte, war der Stratege im Mittelfeld. Der robuste Werner Kolb, heute 64, spielte in der Abwehr, und der Jüngste, Wolfgang Kolb, agierte mit Technik und Torriecher im Sturm. „Aber im Gegensatz zu mir standen meine beiden Brüder damals auch in dem Team, das in der Kreisliga A Meister wurde. Ich kam erst nach dem Aufstieg in die Bezirksliga frisch aus der A-Jugend dazu“, sagt der 61-Jährige, der seine Titel in jungen Jahren sammelte.

 

Als Wolfgang Kolb im Alter von neun Jahren beim TSV Schmiden mit dem Fußballspielen begann, musste er in der D-Jugend auflaufen, weil es keine E-Jugend gab. „Körperlich war ich im ersten Jahr meinen Mitspielern und Gegnern unterlegen, aber ich hab’ schon damals von meiner Technik und Schnelligkeit gelebt“, sagt er und grinst. In der Jugend wurde Wolfgang Kolb einige Male Bezirksmeister mit dem TSV Schmiden und stieg im zweiten Jahr in der B-Jugend in die Verbandsklasse auf. „Damals haben wir gegen den VfB Stuttgart um die württembergische B-Junioren-Meisterschaft gespielt, aber, wenn ich es richtig weiß, dann doch ziemlich deutlich verloren.“ Nach dem Spiel habe es geheißen, dass Wolfgang Müller, der Trainer des Profi-Nachwuchses, Interesse an ihm hätte, erzählt der Steuerberater. „Es ist aber nie jemand vom VfB Stuttgart auf mich zugekommen.“

Wolfgang Kolb war einst deutscher Hochschulmeister

Seinen größten fußballerischen Erfolg feierte Wolfgang Kolb allerdings im Erwachsenenalter. Er gewann mit dem Team der Hochschule Ludwigsburg die allgemeine deutsche Hochschulmeisterschaft. „Wir haben 1986 das Finale in Göttingen gegen die dortige Uni-Mannschaft gewonnen.“ Sein größtes Fußballerlebnis spielte allerdings auf internationaler Bühne. Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland benötigte Gotthilf Fischer Verstärkung für seinen Kinderchor, der im Rahmenprogramms des Endspiels zwischen den Teams aus Deutschland und Holland auftreten sollte. Der Chorleiter rief seinen alten Freund Alfred Schlayer an, Rektor der Schmidener Hermann-Hesse-Realschule. Der wählte einige Schüler aus, die mit den Fischer-Chören nach München fahren durften. Wolfgang Kolb gehörte dazu. „Wir sind mit Freddy Quinn aufgetreten, mussten aber nicht singen, nur die Lippen bewegen und haben das Endspiel und den Sieg der deutschen Mannschaft live im Stadion erlebt.“

Als Fußballer erwarb sich der Feingeist am Ball rasch einen guten Ruf. Es habe mal, als er um die 20 Jahre alt war, seitens des SV Fellbach Interesse an einer Verpflichtung gegeben, erzählt Wolfgang Kolb. Aber der Wechsel zum Nachbarn kam dann doch nicht zustande. Erst viele Jahre später, 1986, lockte ein Studienkollege ihn aus Schmiden weg zum Landesligisten SKV Rutesheim.

Jetzt gehört der Filius Fabian dem Oeffinger Team an

Zwei Jahre später wechselte Wolfgang Kolb zum gleichklassigen TV Oeffingen. „Ich hatte zu der Zeit auch ein Angebot von der Spvgg Rommelshausen, ebenfalls Landesliga. Aber ich habe in Oeffingen gewohnt, da hat sich der TVOe angeboten.“ Also spielte Wolfgang Kolb mit Akteuren wie Michael Kotz, Michael Kurzenberger, Klaus Zinser, Dieter Aschenbrenner, Klaus Meister und Antonio Guaggenti und gehörte wie sie zu den Leistungsträgern. Aber anders als etwa Antonio Guaggenti, der unter anderem für die SpVgg 07 Ludwigsburg in der Regionalliga auflief, reizten ihn höhere Fußballgefilde nicht so sehr. „Ich habe es nie wirklich weiter oben probiert, und es ist gut so, wie es ist“, sagt Wolfgang Kolb.

Nach zwei Jahren beim TVOe kehrte Wolfgang Kolb zum TSV Schmiden und in die Kreisliga A zurück. „Rainer Weinle war Trainer in Schmiden, sein Sohn Frank spielte im Team, und wir wollten in die Bezirksliga aufsteigen, was aber leider nicht geklappt hat“, sagt Wolfgang Kolb. Nach dem verpassten Aufstieg hörte er in der ersten Mannschaft auf, lief aber noch bis 2016 für die TSV-Seniorenfußballer auf. „Aber je älter ich wurde, desto weniger bin ich da hingegangen, wo es weh tut, und umso seltener habe ich Tore erzielt.“

Ist der Sohn technisch besser, als es früher der Vater war?

Mittlerweile ist Sohn Fabian, der im elterlichen Haus in Oeffingen die oberste Etage bewohnt, für die fußballerischen Momente zuständig. Der 24-Jährige hat das Talent im Umgang mit dem Ball von seinem Vater geerbt. Anders als Wolfgang Kolb schaffte der Sprössling schon in jungen Jahren den Sprung in höhere Klassen. Gleich nach der A-Jugend spielte Fabian Kolb bei Normannia Gmünd in der Verbandsliga, stand schon im ersten Jahr bei den Erwachsenen oft in der Startelf und stieg mit seinem Team in die Oberliga auf, allerdings auch gleich wieder ab.

Im vergangenen Sommer wechselte Fabian Kolb, wie einst sein Vater, zum Landesligisten TV Oeffingen. Bei den Spielen seines Sprösslings, wenn sie nicht wie zurzeit durch das Pandemiegeschehen ausgesetzt sind, ist Wolfgang Kolb stets dabei. „Fabian ist Linksfuß, ich war Rechtsfuß und hatte es außerdem nicht nötig, zu grätschen“, sagt er auf mögliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten angesprochen mit einem Augenzwinkern. „Aber technisch ist er schon auch ganz gut.“