Als Sportler und als Verantwortlicher im württembergischen Fußballverband ist für José Macias der Futsal die sinnvollere und schönere Variante des Hallenfußballs. Tempo und Technik kommen beim herkömmlichen Spiel mit der Bande seiner Meinung nach zu kurz.

Leonberg - Seit sieben Jahren ist José Macias mit der Einführung von Futsal in Württemberg betraut. Vor allen Dingen im Aktivenbereich sind die Vorbehalte noch groß. Derzeit gibt es im Verbandsgebiet eine Futsalliga mit lediglich sieben Mannschaften. Dem württembergischen Fußballverband gehören rund 1800 Vereine an.
Herr Macias, kommen Sie sich bei der Einführung von Futsal manchmal vor wie Don Quijote im Kampf gegen die Windmühlen?
Absolut. Es war schon schlimmer, definitiv. Als ich angefangen habe, bin ich doch vielleicht etwas blauäugig an die ganze Thematik rangegangen. Ich dachte, im Jugendbereich, wo die Vorzüge von Futsal ganz besonders zum Tragen kommen, hat man das binnen eines Jahres umgestellt. Es hat aber einfach seine Zeit gebraucht, weil man erst einmal in Rücksprache mit Ausschüssen, speziell dem Jugendausschuss des Verbandes, einen Zeitplan erstellt hat.
Und dann hat die Entwicklung des Hallenfußballs Ihnen auch noch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ja, der DFB hatte das Hallen Masters ins Leben gerufen, wo man die Banden genommen und die ganze Sache medial sicher sehr schön aufbereitet hat. Da gab es Emotionen, große Hallen. Das haben sich die Vereine natürlich als Vorbild genommen. Als Verband war es von uns damals vielleicht fahrlässig, dass wir da nicht gleich die Chance genutzt haben, dem direkt ein Nein zu erteilen. Und zu sagen, wir setzen gerade für unsere Jugendspieler in der Halle auf diese sinnvolle Weise Fußball zu spielen. Christiano Ronaldo beispielsweise sagt, er wäre niemals dort, wo er jetzt ist, wenn er nicht Futsal gespielt hätte.
Wo stehen Sie mit diesem Projekt jetzt?
Es gibt immer noch sehr viele Skeptiker. Und die versuchen wir natürlich argumentativ dahin zu bekommen, dass sie es selbst mal probieren. Und wenn sie dann erst mal merken, dass dieses Rumgebolze, wie man es bei den normalen Hallenturnieren oftmals sieht, verschwindet, lassen sie sich auch eher überzeugen.
Was macht den Futsal aus?
Wenn man sich mal die Spielweise der spanischen Nationalmannschaft anschaut, dann ist die geprägt von einem Spiel, wie wir es sehen wollen – mit druckvollem Kurzpassspiel und intelligenter Spielweise. Und wenn man sich die Akteure anschaut, die da ihre Duftmarken setzen, dann sind es mit Xavi oder Iniesta diejenigen, die schon im Jugendbereich mit dieser Thematik befasst waren. Das Kurzpassspiel ist ein ganz prägendes Element des Futsals, weil der Ball sich auch nicht großartig dazu eignet draufzubolzen. Man erzielt Tore in erster Linie über Kombinationen, über geänderte Positionen und über schnelles, intelligentes Spiel.
Aber wenn es solche Vorzüge gibt, warum tut sich Futsal dann so schwer in Württemberg und im Bezirk Enz-Murr?
Ein wichtiger Punkt ist, dass es bei uns sehr große traditionelle und fest verankerte Hallenturniere gibt. Außerdem hindert oftmals die Unwissenheit, um zu sagen: Komm, wir versuchen es jetzt einfach mal.
Führt denn ein Weg an Futsal vorbei?
Der DFB hat auf seinem Bundestag im vergangenen Jahr zumindest mal den Weg in der Form geebnet, dass in der Ordnung aufgenommen wurde, dass Hallenfußball zukünftig nach Fifa-Regeln gespielt werden soll. Und das ist eben der Futsal.
Was ist an den Gerüchten und widersprüchlichen Aussagen dran, dass vom kommenden Jahr an bei Turnieren in der Halle ausschließlich Futsal gespielt werden darf?
Im nächsten Jahr wird sich bei den privaten, also von Vereinen organisierten Hallenturnieren zunächst mal noch nichts tun, und es kann so laufen wie bisher. Es gibt also eine Übergangsfrist. Aber die FIFA drängt natürlich von oben und sagt, es gibt nichts anderes. Deshalb sind auch wir an diese Vorgaben gebunden. Darüber hinaus gibt es eben auch Turniere wie den Junior Cup in Sindelfingen, die in Hallen gespielt werden, die nicht üblich sind. Aber solche Veranstaltungen machen ja nicht einmal ein Prozent der Turniere aus, die wir in Württemberg austragen. Es ist davon auszugehen, dass diese großen, diese publikumswirksamen Turniere mit einer Art Sondergenehmigung weiterlaufen können. Grundsätzlich kann man aber sagen, der Futsal wird sich durchsetzen und wird von uns auch durchgesetzt.
Sie spielen seit 20 Jahren im Aktivenbereich. Was macht ihnen mehr Spaß: Futsal oder Hallenfußball in der herkömmlichen Form?
Für mich ist es ein Graus, in der Halle den normalen Fußball zu spielen. Ich bevorzuge absolut den Futsal. Und das sage ich nicht, weil ich es als Futsalbeauftragter des württembergischen Fußballverbandes sagen muss. Ich sage es als Sportler.