Fußball: Kreisliga A, Staffel 1 Das sind die neun neuen Trainer der Saison

Die Neuen auf den Trainerbänken, jeweils von links. Oben: Sasa Aleksic (Beograd), Umut Yürük (TV 89 Zuffenhausen) und Uwe Braun (Münster). Mitte: Sven Damnig (Feuerbach), Godspower Ikeokwu und Tilmann Janik (beide SG Weilimdorf). Unten: Joshua Menger (Uhlbach), Stefan Schuon (Zazenhausen) und Nevzat Dursun (SSV Zuffenhausen). Foto: Beograd, TV 89 Zuffenhausen, Bergmann, Streib, Dural, privat (2), Strehlow, SSV Zuffenhausen

Selten hat es in der Staffel vor einer Saison ein größeres Kommen und Gehen von Trainern gegeben. Ein Neuer war einst Jugendkeeper eines Profivereins, einer ist gerade mal 25 Jahre alt.

Sport: Dominik Grill (grd)

Nicht nur in den Kadern, sondern auch an den Seitenlinien hat sich vor dieser Saison in der Staffel 1 der Fußball-Kreisliga A Stuttgart/Böblingen einiges getan. Gleich acht Vereine präsentierten neue Trainer – und mittlerweile hat es gar einen neunten Wechsel gegeben, nämlich durch den SSV Zuffenhausen. Die neuen Gesichter im Kurzporträt.

 

Sasa Aleksic (OFK Beograd Stuttgart)

Nach dem verpassten Wiederaufstieg und dem Aus von Bojan Nikolic hat im Sommer Sasa Aleksic das Traineramt bei Beograd übernommen. Als Torwarttrainer mit B-Lizenz und früherer Nachwuchskeeper des serbischen Profivereins Partizan Belgrad wartet der 53-Jährige mit „Zwischen-den-Pfosten“-Expertise auf. „Als Torwart brauchst du vor allem eines: Ruhe. Das gilt aber auch für den Rest der Mannschaft“, sagt Aleksic. Neben einem bedachten Spielaufbau legt er Wert auf Professionalität. „Egal ob in der Bundesliga oder in der siebten Liga“ – Disziplin steht für ihn „auf dem ersten Platz“. Bislang gibt ihm der Erfolg recht: Auch in der Ligatabelle sind die Seinen Erster. Mit sieben Siegen und nur einer Niederlage befinden sie sich auf dem von ihnen erhofften Aufstiegskurs. Dabei sieht sich Aleksic in verschiedenen Rollen gefordert: „Du bist auch Psychologe, Freund, Vater, Mutter“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Unter seinem Vorgänger habe es eben im psychologischen Bereich gemangelt. Meistermacher Aleksic? Das dafür nötige Selbstbewusstsein bringt der Neue allemal mit.

Umut Yürük (TV 89 Zuffenhausen)

Man wächst an seinen Aufgaben. Das dürfte auch für Umut Yürük gelten. Der 41-Jährige, in der vergangenen Saison noch spielender Co-Trainer von Yavuz Tepegöz, hat im Juli dessen Nachfolge angetreten und gibt zu: „Ich habe es mir damals nicht ganz zugetraut.“ Acht Spieltage später ist festzustellen: Bisher haben die Zuffenhausener die Erwartungen übertroffen – auch dank Yürük. Der Vorjahressechste ist Tabellendritter. Damit war in Anbetracht eines Umbruchs im Kader nicht zu rechnen. „Ich habe mich in meiner Rolle gefunden, und der Job macht mir Spaß“, sagt der Coach. Um den Respekt der Mannschaft zu bekommen, hieß es „durchzugreifen und klare Ansagen“ zu machen. „Die Jungs kannten mich vor allem als Spieler und weniger als Co-Trainer“, sagt Yürük, „deswegen musste ich mir erst mal Respekt verschaffen.“ Dennoch sieht er sich eher als Trainertyp Kumpel. Seine Aktiven-Spielerkarriere begann er einst beim SC Stammheim. Abseits des Sportplatzes arbeitet er bei einem Autoteilezulieferer und ist dort stellvertretender Betriebsratsvorsitzender.

Stefan Schuon (TV Zazenhausen)

In dem 46-Jährigen steht im akutellen Kalenderjahr bereits der dritte Trainer an der Zazenhausener Seitenlinie. Nachdem Armando Traini Anfang des Jahres vor die Tür gesetzt worden war, rettete Andreas Kulow das Team vor dem Abstieg. Nun also Schuon, der seinerseits im März beim damaligen Bezirksligisten und nun neuen Ligakonkurrenten TSV Münster den Hut hat nehmen müssen. „Die Zazenhausener Vereinsführung kam auf mich zu; man hatte Sorgen um den Bestand der aktiven Mannschaft“, sagt der Coach. Seine Aufgabe nach der schwachen vorigen Saison: das Team stabilisieren und erneut den Klassenverbleib schaffen. „Stand heute sieht es gut aus, auch wenn die Tabelle natürlich etwas anderes sagt“, konstatiert Schuon. Nur Platz 14, aber die Leistungskurve macht Mut. „Die Jungs ziehen mit, und die Entwicklung geht in die richtige Richtung.“ Schuons Trainerkarriere begann 2011 bei seinem Heimatverein Spvgg Cannstatt, den er fünf Jahre später zum erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga führte. „Das war das absolute Highlight meiner Karriere“, erinnert sich der gebürtige Cannstatter.

Uwe Braun (TSV Münster)

In der Not muss es beim Bezirksliga-Absteiger also der Altmeister richten. „Wir haben spontan keinen Trainer gekriegt, also habe ich entschieden, den Posten zu übernehmen“, berichtet Uwe Braun, der gleichzeitig als Spielleiter beim Verein tätig ist. Der 64-Jährige ist seit mehr als 20 Jahren als Trainer im Geschäft, sein Heimatverein ist indes der SV Grün-Weiß Sommerrain. In all der Zeit lernte er, seine Trainerhandschrift an die jeweiligen Mannschaften anzupassen. „Der TSV Münster braucht zum Beispiel eine härtere Gangart“, sagt Braun. Nicht an der Disziplin, aber an der Fitness habe es zu Beginn der Saison gehapert. Mittlerweile sieht er die Seinen auf Kurs. Lautet das Saisonziel beim aktuell Tabellenfünften „oben mitspielen“, peilt Braun mit dem Verein langfristig die Rückkehr in die Bezirksliga an. Neben dem TSV Münster, bei dem er als Spieler und Verantwortlicher bereits gut 15 Jahre verbracht hat, ist der Staffelrivale TB Untertürkheim sein zweiter Herzensverein. Einst führte er jenen von der Kreisliga B in die Bezirksliga – umso mehr schmerzt die aktuelle Situation des Tabellenletzten. „Das ist einfach bitter und tut weh, den TBU so zu sehen“, sagt Braun.

Joshua Menger (TSV Uhlbach)

Der Sommer war bei den Götzenberg-Kickern in puncto Trainerposten von Chaos geprägt. Nach dem Aus von Urgestein Tim Wagner zum Ende der vergangenen Saison übernahmen Daniel Denk und Harry Wolters als Gespann, nur sechs Wochen später war die Zusammenarbeit aber bereits wieder beendet. Kurzfristig wurde der Mittelfeldakteur Joshua Menger zum Spielertrainer ernannt – dies im Alter von gerade mal 25 Jahren. „Durch meinen Job bin ich das Anleiten gewohnt, dadurch ist es mir nicht ganz so schwer gefallen“, sagt der Sporttherapeut, der in der Reha-Welt des VfB Stuttgart arbeitet. Seit nunmehr einem Jahr steht der gebürtige Sigmaringer bei den Uhlbachern im Kader, in seiner Karriere war er auch schon beim SC Pfullendorf in der Verbandsliga aktiv. Eine persönliche Rückkehr in eine höherklassige Liga steht allerdings nicht im Raum. „Das kommt aktuell nicht in Frage, dafür ist mir auch der Aufwand zu hoch“, sagt Menger. Auf großen Einsatz und Willen setzt er indes auch in der Kreisliga. „Neben dem Platz bin ich ein ganz guter Kumpel, aber auf dem Feld will ich einfach nur gewinnen“, lautet sein Credo.

Nevzat Dursun (SSV Zuffenhausen)

Der erste Trainerwechsel während der Saison ging auf das Konto des SSV Zuffenhausen. Erhan Atici, der das Team in der Vorsaison noch bis in die unverhoffte Aufstiegsrelegation geführt hatte, musst nach einem schwachen Saisonstart den Hut nehmen. Sein Nachfolger ist der vorige spielende Co-Trainer Nevzat Dursun. Den Posten des Chefcoaches übt er nun ebenfalls parallel zu seiner Spielerrolle als Sechser aus. „Ich habe bisher noch keinen guten Ersatz gefunden, sonst wäre ich nur an der Seitenlinie“, scherzt der 36-Jährige. Pikante Randnotiz: Dursun spielte seine ganze Jugend über beim Lokalrivalen TV 89 Zuffenhausen. Einen Interessenskonflikt gebe es aber nicht, die Zeiten der echten Abneigung seien vorbei. „Früher war das vielleicht so, heute trinken wir nach dem Spiel zusammen ein Bierchen“, sagt Dursun, der auch lange beim Ligarivalen Türkspor Stuttgart spielte und mit dem SC Stammheim bereits Landesliga-Erfahrung gesammelt hat.

Tilmann Janik und Godspower Ikeokwu (SG Weilimdorf)

Ein Vereinsurgestein tritt in die Fußstapfen von Philip Baltsios, der sich auf seine Rolle als sportlicher Leiter konzentrieren will und deshalb seinen Trainerposten abgegeben hat. Janik war seit rund 15 Jahren als Jugendtrainer im Verein aktiv, lief davor für die erste Mannschaft auf. Der Weg zu Weilimdorf führte über seinen mittlerweile 21-jährigen Sohn. „Ich sollte nur einmal aushelfen, beim nächsten Mal stand ich alleine da“, scherzt der 46-Jährige, der als Gymnasiallehrer und Lehrerausbilder arbeitet. Zusammen mit Godspower Ikeokwu, der bereits neben Baltsios zum Trainerteam gehörte, trainiert er nur das erste Mal die Aktiven. Über das Verhältnis sagt Janik: „Bei vielen Dingen sind wir einer Meinung, bei manchen nicht. Das ist aber gut so, weil so ein wichtiger Austausch entsteht.“ Für Ikeokwu, zuvor Spieler, ist es das vierte Jahr in Weilimdorf.

Sven Damnig (Sportvg Feuerbach)

Es ist bereits die siebte Station als Coach und Spieler für den 45-Jährigen. „Unglaublich, wie ich in den 25 Jahren schon herumgekommen bin“, sagt Sven Damnig, der betont: „Es ist eine Aufgabe fürs Leben.“ Die Trainerkarriere des ehemaligen Stürmers begann mit einem Kreuzbandriss, infolgedessen er sich beim SV Rot – neben dem FV Zuffenhausen einer seiner beiden Jugendvereine – im zarten Alter von 20 Jahren an der Seitenlinie wiederfand. Den aktuellen Posten bei Feuerbach übernahm Damnig auch auf Anraten seines elfjährigen Sprösslings: „Eigentlich wollte ich pausieren, aber mein Sohn hat mich überredet, weiterzumachen. Er ist genauso fußballverrückt wie ich“, sagt er schmunzelnd. Bei den „Talkrabben“ stößt der Coach auf einen Verein, dem er „riesiges Potenzial“ attestiert. „Eine gute Jugend, viele Sportplätze“, beschreibt Damnig den Club. Das langfristige Ziel: „Wir wollen mit dem Verein im Stadtteil eine Wucht erzeugen und zurück in die Bezirksliga.“

Weitere Themen