Fußball-Landesliga: 11. Spieltag Spitzenplatz-Frage, Trainerfrage, Torhüter-Frage

Vor dem Spieltag am Sonntag aus unterschiedlichen Gründen im Gespräch. Oben von links: Dimitrios Vidic (Bernhausen) und Predrag Sarajlic (Echterdingen). Unten von links: Oliver Grun (Plattenhardt) und Khalil Lalo (MTV). Foto: Archiv/Günter Bergmann

TSV Bernhausen, TV Echterdingen, TSV Plattenhardt und MTV Stuttgart vor einem richtungsweisenden Sonntag. Am Kräherwald äußert sich der Coach Lorer zu seiner Zukunft.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Wer hätte es gedacht? Gerade mal Spieltag elf von 30, und doch stehen alle vier Stuttgart/Filder-Mannschaften der Fußball-Landesliga bereits vor einem Sonntag der Wahrheit. Die richtungsweisenden Fragen: Wie ist es um die Spitzentauglichkeit des TSV Bernhausen bestellt? Wie nachhaltig wirkt der Trainerwechsel beim TV Echterdingen – hat sich bei den Gelb-Schwarzen tatsächlich ein Knoten gelöst? Und: Wohin führt der Weg des TSV Plattenhardt und des MTV Stuttgart? Beiden Krisenteams droht schon jetzt ein Steckenbleiben im Abstiegskampf.

 

TSV Bernhausen – SV Waldhausen (Sonntag, 15.30 Uhr)

Der Spielplan will es so: Die beiden Spitzenplatz-Prüfungen kommen für den TSV Bernhausen im Paket. An diesem Sonntag zuhause gegen den Zweiten SV Waldhausen, dann nur fünf Tage später auswärts beim Ersten TSV Köngen. „Nach diesen Spielen werden wir sagen können, in welche Richtung es geht. Da entscheidet sich jetzt einiges“, sagt der Trainer Roko Agatic. Die beiden Optionen sind: Angriff ganz oben in der Tabelle – oder bis auf Weiteres nurmehr Mittelmaß. Aktuell stehen die Filderstädter als Vierter sogar sechs Zähler besser als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison, in deren Rückrunde ihnen dann ein furioser Erfolgslauf gelang.

Der Plan für Teil eins ist klar: „Gewinnen – das würde uns einen Schub geben“, sagt Agatic, freilich im Wissen, dass auf die Seinen „eine ganz schwere Aufgabe“ wartet. Die Gäste von der Ostalb, von vornherein einer der Titelfavoriten, haben sich zuletzt als Last-Minute-Knipser bewährt. Drei ihrer Dreier (Plattenhardt, Maichingen, Geislingen) fuhren sie durch Treffer in der Nachspielzeit ein. Zugleich wartete die Mannschaft um den Torjäger Kevin Mayer mit Minimalismus auf. Auswärts hat sie in dieser Saison überhaupt erst dreimal eingenetzt – was aber für drei 1:0-Siege reichte.

Was also wird sich durchsetzen: Bernhausener Offensivspektakel oder Waldhausener Sparsamkeit? Agatic warnt jedenfalls vor Standards, „da sind die brandgefährlich“. In personeller Hinsicht wird er wohl auf zumindest zwei Positionen umbauen müssen. So fällt der Rechtsverteidiger Dimitrios Vidic definitiv aus. Er hat eine Woche Sportverbot, nachdem ihm zwei Zähne gezogen worden sind. Und auch bei Mihael Tomic (grippaler Infekt), zuletzt beim 2:1 in Sontheim noch doppelter Torschütze, sieht es nicht gut aus. Doch verfügt der Coach in Mahir Ege, Michael Henneh oder Julijan Milos über gute Alternativen. Bezahlt machen könnte sich nun die in dieser Saison größere Leistungstiefe des Kaders.

TV Echterdingen – GSV Maichingen (Sonntag, 15 Uhr)

Zum Glück sind die Befindlichkeiten der Abteilungsverantwortlichen nicht der Maßstab. Daran gemessen, sähe es an diesem Wochenende schlecht aus für den TV Echterdingen. „Alle krank“, ächzt der sportliche Leiter Sascha Härtenstein mit triefender Nase, „wahrscheinlich haben wir uns auf dem Krautfest angesteckt.“ So musste ein eigentlich für diese Woche geplantes Thema ruhen. Stichwort Trainerfrage. „Aufgeschoben. Da sind wir weiter bei Null“, sagt Härtenstein.

Das heißt: eigentlich nicht ganz bei null. Denn einer hat in der Zwischenzeit ja schon einmal Argumente in eigener Sache gesammelt. Das 3:1 am vergangenen Spieltag im Auswärtsspiel beim MTV Stuttgart war ein Topstart für den zum Interimstrainer bestellten Predrag Sarajlic. Ob auch die erhoffte Initialzündung zum überhaupt wieder Besseren, das muss sich nun an diesem Sonntag zeigen. Dass Sarajlic einer dauerhaften Beförderung nicht abgeneigt wäre, daraus macht er keinen Hehl. Drei Punkte jetzt auch vor Heimpublikum wären gut für die Tabelle, wären gut fürs zwischenzeitlich ramponierte Selbstvertrauen der Mannschaft – und wären auch gut für Sarajlic selbst. „Jeder weitere Sieg macht die Sache sowohl für den Verein als auch für mich einfacher“, sagt der 46-Jährige.

Müssen die Echterdinger am Ende also gar nicht mehr auf Suche gehen? Ist die Lösung womöglich bereits aus den eigenen Reihen gefunden?

Anknüpfen wollen der Coach und die Seinen jedenfalls an die vor allem gute zweite Hälfte vom Derby, und zwar tendenziell mit der gleichen Aufstellung. Heißt: erneut mit Jugend forsch. Das Youngster-Trio Matti Theobaldt (19), Wesley Acholonu (18) und Flon Ajvazi (20), alle eigentlich aus dem Kader der zweiten Mannschaft, dürfte seine Startelfplätze behalten. „Ins kalte Wasser geworfen zu werden und dann gleich so zu performen, Hut ab. Sie haben einen Klassejob gemacht“, sagt Sarajlic. Hinzu kommt freilich auch, dass ihm die Personalsituation keinen großen Spielraum für anderes lässt. Außer den Langzeitverletzten (Celiktas, Mägerle, Nita, Babadas) fallen Leo Milutinovic (muskuläre Probleme), Florian Dölker (Urlaub) und voraussichtlich Giuseppe Pirracchio (Knöchelblessur) ebenso weiter aus.

In der Tabelle stehen die Echterdinger und ihr aktueller Gegner derzeit gleichauf. Jeweils neun Punkte - beide Ex-Verbandsligisten bislang mit einer enttäuschenden Saison. Die bis heute letzen direkten Duelle gab es eben in der Verbandsliga, in der Saison 2023/2024. In den Goldäckern mag man sich eher ungern daran erinnern. Seinerzeit lauteten die Ergebnisse 3:4 und 3:6. Und auch damals stellte sich dann die Trainerfrage. Nach dem Hinspiel musste der Aufstiegscoach Giuseppe Iorfida gehen. Sarajlic ist seither bereits der dritte Neue.

SV Böblingen – TSV Plattenhardt (Sonntag, 15 Uhr)

Das Rätselraten darf weitergehen. Wo ist er geblieben, der TSV Plattenhardt der vergangenen Saison? Diese Mannschaft, die mit 115 Saisontreffern zum Meistertitel stürmte. Jenes Team, das für gegnerische Abwehrreihen an den Wochenenden Angst und Schrecken verbreitete. Klar, dass die Ballerei eine Spielklasse höher nicht einfach so weitergehen würde, das hatte im Weilerhau ein jeder gewusst. Aber die aktuelle Tristesse, die erstaunt dann doch. Vom Angriffshurra zum Angriffsfrust. Die aktuelle Zwischenbilanz: zehn Spiele, neun Tore. Auf eine magerere Ausbeute kommt nur der Tabellenletzte Sontheim. In den vergangenen fünf Spielen stand für die Filderstädter gar viermal die Null.

„Das ist natürlich eine Sorge“, sagt der Trainer Slobodan Markovic. Mit begründen lässt sie sich aus seiner Sicht so: „Die Spieler sind gerade ohne Selbstvertrauen. Das müssen sie sich erst wieder erarbeiten.“ Mit Anfang am besten gleich an diesem Sonntag, sonst zeichnet sich eines jetzt schon ab: nämlich dass es für den Aufsteiger eine Saison im Abstiegskampf wird. Im Fall einer weiteren Niederlage beim Tabellennachbarn in Böblingen täte sich zum zehnten Platz bereits eine Kluft von mindestens sechs Zählern auf.

Den wichtigsten Ansatzpunkt sieht Markovic dabei aber nicht einmal im schwächelnden Offensivspiel der Seinen. Gestört hat ihn beim jüngsten 0:2 gegen den TSGV Waldstetten vor allem die lasche Auftrittsweise. „Wir haben körperlos gespielt“, sagt er und fordert: „Wir müssen für Gegner wieder ekliger sein.“ Thema Einsatzwillen, Thema Zweikampfleidenschaft. Weiterhin ersetzen muss der Coach dabei seinen Bruder, den Abwehrchef Nemanja Markovic (Rotsperre). Gut, dass dafür Oliver Grun inzwischen wieder da ist. Der Brasilien-Rückkehrer spielte schon vor Wochenfrist erstmals wieder eine Begegnung komplett durch. Ebenfalls zurück im Aufgebot: der Stammkeeper Kristian Grbic, der zuletzt wegen der Hochzeit seiner Schwester gefehlt hat.

TSV Ehningen – MTV Stuttgart (Sonntag, 15 Uhr)

Nein, diesen Gedanken habe es nicht gegeben. So sehr der „Frust auch bei allen in den Knochen sitzt“, wie der Trainer Björn Lorer sagt. Und so unbefriedigend die eigene Situation gerade ist. Die Brocken hinwerfen? „Ich bin keiner, der resigniert. Und ich habe auch nicht vor, das sinkende Boot zu verlassen – ganz im Gegenteil“, betont Lorer. Stattdessen lautete die Devise in dieser Woche: Ärmel hochkrempeln. Alle Mann, um in der Bootssprache zu bleiben, zusammen in die Riemen legen.

Viele Einzelgespräche hat der Coach geführt. „Jeder weiß, dass er wieder mehr bringen muss“, sagt er, nachdem seine Mannschaft mit zuletzt vier Niederlagen in Serie auf den drittletzten Tabellenplatz abgerutscht ist. Und nachdem es zuletzt auch im Bezirksderby gegen den TV Echterdingen schief ging (1:3). Eine ungewohnte Situation am Kräherwald, mit der es für das Team nun klarzukommen gilt. Die vergangene Saison hatten die MTV-Kicker noch als Überraschungsvierter beendet.

Warum es plötzlich nicht mehr läuft? Gute Frage. Das Ursachenpuzzle reicht von mangelnder Trainingsbeteiligung über anhaltende Personalsorgen bis zu einer abhanden gekommenen Leichtigkeit. Mittlerweile sieht Lorer die Mannschaft ein Stück weit in einem Teufelskreis: kein Erfolg gleich kein Selbstvertrauen, kein Selbstvertrauen gleich kein Erfolg.

In Ehningen wird die Aufgabe nun sein, diesen zu durchbrechen. Vorhaben „Frustrationsbewältigung“, wie Lorer es nennt. Dabei kehrt von den zuletzt Fehlenden im Abwehrroutinier Philipp Weippert (nach Urlaub) immerhin einer zurück – während im Tor wohl alles wie gehabt sein wird. Heißt: Zwischen den Pfosten soll erneut der Sommerzugang Khalil Lalo stehen. Eine Torhüterdiskussion will Lorer ebenso wenig aufmachen wie eine Trainerdiskussion. Auch wenn er offen einräumt, dass zwischen seinem Neuen und dessen Vorderleuten „noch keine richtige Harmonie entstanden ist“. Die Abstimmung fehle. Nicht zuletzt dadurch bedingt, dass Lalo als Schichtdienstler nur jede zweite Woche am Training teilnehmen kann.

Das Problem: Eine Alternative hat Lorer Stand jetzt nicht. Der Routinier Carl-Anders Zimmermann, nach Einschätzung seines Trainers „bisher der beste Keeper der Liga“, hat seine Karriere ja beendet. Er fungiert im Verein inzwischen auf eigenen Wunsch nur noch als Torwarttrainer. „Eine Entscheidung, die es zu respektieren gilt“, sagt Lorer, „ich will da hiernach nicht permanent herumbohren.“ Auch hierzu ließe sich anmerken: Stand jetzt. Wetten abschließen, dass es auch im Fall einer anhaltenden Krise so bleibt, sollte man wohl besser nicht.

Weitere Themen