Die Gangart wird rauer. Als „Willensschulung im läuferischen Bereich“ bezeichnet Predrag Sarajlic seine Übungseinheiten dieser Woche. Anders ausgedrückt: Die Landesliga-Fußballer des TV Echterdingen durften nach ihrem 0:4-Pleitenauftritt vom vergangenen Spieltag Kilometer abspulen, bis ihnen die Schuhsohlen qualmten. Inwieweit die Maßnahme wirkt, muss sich nun an diesem Freitagabend zeigen. Vor dem schweren Auswärtsspiel beim formstarken VfL Sindelfingen (Floschenstadion, 19.30 Uhr) stehen zwei Fragen im Raum. Zum einen: Kriegen die Gelb-Schwarzen im erneuten Abstiegskampf die Kurve? Zum anderen: Wie viele Spiele bleiben Sarajlic in der Rolle des verantwortlichen Trainers überhaupt noch?
Klar ist mittlerweile: Zu der von Sarajlic erhofften dauerhaften Beförderung vom Co zum Chef wird es wohl nicht kommen. Der Verein verfolgt einen anderen Plan. Zwar will der sportliche Leiter Sascha Härtenstein die Tür noch nicht endgültig schließen. Er bestätigt jedoch: „Wir suchen jemand Neues von außerhalb.“ Dabei werde man nichts übers Knie brechen. Soll heißen: Das kann auch noch ein paar Wochen dauern. So lange, bis laut Härtenstein eine Lösung gefunden ist, „die aus unserer Sicht zu hundert Prozent passt“. Einstweilen behält Sarajlic den Job als Kommandogeber an der Seitenlinie und Interimsnachfolger des vor zwei Wochen zurückgetretenen Valentin Haug.
Inwieweit bei diesem Beschluss die besagte jüngste Machingen-Schlappe mitgewirkt hat, fällt in den spekulativen Bereich. Pluspunkte für den aktuellen Amtsinhaber bedeutete sie jedenfalls nicht. Nach dem ermutigenden Auftaktsieg unter ihm im Derby beim MTV Stuttgart haben die Echterdinger die vermeintliche Aufbruchstimmung sogleich wieder abgewürgt. „Der Gegner war eigentlich nicht besser als wir“, sagt Sarajlic, „er hat aber unsere Mängel gnadenlos aufgedeckt.“ Ratlos ließ die Mannschaft alle Beobachter zurück, wie mit einer solchen Auftrittsweise im Tabellenkeller der Turnaround gelingen soll. Nach dem Verbandsliga-Abstieg vom Juni ist eines eh jetzt schon sicher: nämlich dass es auch diese Saison, eine Spielklasse tiefer, nur um den Klassenverbleib gehen kann.
Pech des Terminplans: Ausgerechnet am Krisentiefpunkt folgt nun einer der momentan schwerst möglichen Gegner. Auch die Sindelfinger haben ihren Rundenstart verpatzt, sind seitdem aber umso mehr ins Rollen gekommen. Die Zwischenspurt-Bilanz des Teams um den Torjäger Gianluca Gamuzza und den Ex-Echterdinger Tahir Bahadir: fünf Siege und ein Unentschieden aus den vergangenen sechs Spielen. Damit sind die Daimlerstädter mittlerweile auf den achten Platz geklettert. „Das wird ein Gradmesser. Wollen wir etwas holen, müssen wir kompakt stehen und gute Nadelstiche setzen“, sagt Sarajlic.
Vier Spieler zurück im Training
Personell entspannt sich die Situation immerhin ein bisschen. Leo Milutinovic, Christian Heinrich und Giuseppe Pirracchio sind aus Verletzungspausen zurück. Und auch Florian Dölker gilt nach seiner Urlaubsrückkehr wieder als Startelfkandidat. Definitiv umbauen muss Sarajlic in seiner Innenverteidigung. Der unter ihm aus der zweiten Mannschaft aufgestiegene Youngster Matti Theobaldt ist nach seiner roten Karte gesperrt.