Fußball-Landesliga Feuerwerk nur für den Gegner – warum der TSV Bernhausen das Topspiel verliert

Mihael Tomic (Mitte) traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Doch das war zu wenig. Foto: Günter Bergmann

Beim 1:2 in Köngen geht der Matchplan des gastgebenden Überraschungstabellenführers auf. Den Bernhausenern hilft am Ende auch ein Arjen-Robben-Auftritt nichts.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Es war nur ein zeitlicher Zufall, aber der kam passend. Am späten Freitagabendhimmel stiegen Lichter und Raketen eines benachbarten Feuerwerks auf, als auf dem Stadionrasen die Kicker in Grün-Weiß ihr nächstes Ausrufezeichen setzten. Denjenigen, die dies eigentlich hatten verhindern wollen, den Gästen vom TSV Bernhausen, blieb am Ende nur ein ohnmächtiges Schulterzucken. Alles versucht, doch es hat nicht gereicht. „Der Gegner macht das brutal gut – und wir selbst waren diesmal nicht in der Form, die ich von uns kenne“, sagte ein enttäuschter Trainer Roko Agatic nach der 1:2-Niederlage seiner Mannschaft im Gipfelduell der Fußball-Landesliga beim TSV Köngen.

 

Aus dem Vorhaben, das bisherige Überraschungsteam dieser Saison einzubremsen, ist also nichts geworden. Der gegnerische Aufsteiger führt weiterhin klar die Tabelle an, dies nun gar bereits mit sieben Punkten Vorsprung auf Agatic und die Seinen. Und spätestens die aktuelle Begegnung darf man bei der Konkurrenz als Signal registrieren. Alles bloß eine Laune des Moments? Geschuldet der anfänglichen Euphoriewelle eines Klassenneulings, die schon noch irgendwann abebben wird? Darauf sollte sich besser keiner verlassen. Dafür hat das, was der Außenseiter auf dem Spielfeld zelebriert, schlicht zu viel Hand und Fuß.

Für Agatics Elf brachte die Begegnung eine ungewohnte Erfahrung: Geschlagen wurde sie ein Stück weit mit ihren eigenen Stärken. Defensive Kompaktheit plus ein offensiv schnelles Umschaltspiel. „Wir haben gespielt, und die haben uns ausgekontert“, musste der Coach erkennen. Kein Vorwurf dabei an den Kontrahenten, dass sich jener um den Unterhaltungswert wenig scherte. Spitzenpartie gleich Spitzenspektakel? Wer unter den rund 400 Zuschauern darauf gehofft hatte, der wurde enttäuscht. „Wir wollten Bernhausen heute keine Geschenke machen und haben in Kauf genommen, dass es beim Zuschauen etwas zäher wird“, erläuterte Agatics selbst mitspielender Gegenüber Domenic Brück. Zusatz mit einem finalen Lachen des Siegers: „Aber man muss ja auch nicht immer fürs Schönspielen zuständig sein.“

Letztlich heiligte der Zweck die Mittel. Der Köngener Plan mit Wechsel in den Abwartemodus ging auf. Sein unausgesprochenes „Macht ihr mal, wir schauen derweil mal“ in Richtung des Gegners würzte Brücks Aufgebot dann mit zwei eiskalt abgeschlossenen Angriffen. Toni Panne und Yannik Kögler staubten nach Flankenbällen jeweils am zweiten Pfosten ab (45.+1/63.). Für Kögler, Brücks stürmenden Trainerassistenten und ehemaligen Schützenkönig der Staffel, sein bereits neunter Saisontreffer. „Vor allem beim ersten Gegentor haben wir gepennt“, monierte Agatic.

Demgegenüber währte die „Veilchen“-Freude über den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer von Mihael Tomic nur kurz. Ja, der 25-Jährige machte es sehenswert in Robben-Manier. Von rechts nach Innen gezogen, dabei zwei Gegenspieler ins Leere laufen lassen, dann ein Schlenzer ins lange Eck (55.). Doch ansonsten suchten die Bernhausener über weite Strecken vergeblich nach dem Werkzeug, die engmaschige Verteidigung ihres Widersachers zu durchbrechen.

Einen tristen Abend erlebte der eigene sonstige Topscorer Ivan Matanovic. Am infektgeschwächt ins Spiel gegangenen Kapitän lief das Geschehen weitgehend vorbei. Ein Flachschuss in der ersten Hälfte neben das Tor sollte die einzige nennenswerte Szene von ihm sein. Je länger die Partie dauerte, „desto weniger hatte ich das Gefühl, dass uns noch etwas passieren kann“, sagte Brück, der mit der Routine des einstigen Oberliga-Kickers (sieben Jahre 1. Göppinger SV) im Köngener Mittelfeld den Taktstock führt. Selten eine Begegnung in der jüngeren Vergangenheit, in der die eigentliche Angriffsmaschinerie des TSV Bernhausen zu derart wenigen Torchancen kam.

Die Bedeutung des Sieben-Punkte-Abstands?

Insofern hat der vor Rundenbeginn erwartete künftige Meister seinen aktuellen Meister gefunden. Das Gute für die Filderstädter Gäste: Absolviert sind ja gerade einmal zwölf von 30 Spieltagen. Die erwähnte entstandene Sieben-Zähler-Kluft? „Zum jetzigen Zeitpunkt noch null Aussagekraft“, findet der Spielleiter Thomas Otto. Und während Agatic trotzig schon mal darauf verweist, dass „es ja in der Rückrunde ein Wiedersehen geben wird“, bleibt der Kollege Brück ganz entspannt. Thema Saisonziel? Sprach's und lachte erneut: „Wir sind immer noch Aufsteiger.“

Jedoch ein zunehmend besonderer. Nicht von ungefähr mit Lichtern und Raketen.

Bernhausener „Spieler des Spiels“

Oliver Lujic (Nominierungen: 3). Souverän in der Bernhausener Verteidigung. Gute Antizipation, gute Spielübersicht, gute Spieleröffnung. In der Schlussphase, im Bemühen um den Ausgleich, leitete er aus der Tiefe die meisten Angriffe seiner Mannschaft ein – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.

TSV Köngen: Köstle – Kimi Hindennach, Dobler, Herz, Lander – Brück – Panne (54. Zimmermann), Vrljicak, Hiller (84. Schadt), Schlotterbeck (71. Nikita Hindennach) – Kögler (87. Prinz).

TSV Bernhausen: Gavric – Henneh, Lujic, Sterian, Meinlschmidt – Milos – Kranz (46. Jordacevic), Tomic, Gümüssu (81. Böhmer), Walz (67. Demir) – Matanovic.

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