Viel gegensätzlicher geht es nicht: Hier der hochkarätig besetzte Landesliga-Titelanwärter Calcio Leinfelden-Echterdingen, dort der Aufsteiger SC Stammheim. Doch der Underdog aus dem Stuttgarter Norden vertraut auf seinen größten Trumpf: Die Stärke des Kollektivs.

Stammheim - Als der SC Stammheim am vergangenen Samstag seine Premiere in der Fußball-Landesliga feierte, weilte unter den 170 Zuschauern auch ein prominenter Gast: Manuel Fischer, Stürmer des Drittligisten SV Stuttgarter Kickers. Am Sonntag werden auch einige Profis, genau gesagt: Ex-Profis, dem Treiben der Nord-Stuttgarter beiwohnen. Allerdings nicht hinter der Bande, sondern auf dem Rasen des Sportparks Goldäcker in Echterdingen. Denn der Gegner des SC, Calcio Leinfelden-Echterdingen, hat sich für die neue Saison mächtig verstärkt. Und zwar sowohl was Masse als auch Klasse betrifft: 13 Neuzugänge verzeichnete der Club von den Fildern. Darunter befinden sich solche Hochkaräter wie Shkemb Miftari, der vom SV Waldhof Mannheim kam und unter anderem schon beim VfL Wolfsburg II, dem SSV Reutlingen und den Kickers war. 21 Drittligaspiele weist seine Vita auf. Der zweite Königstransfer von Calcio ist Denis Berger, zuletzt bei Sonnenhof Großaspach aktiv. Der ehemalige österreichische Jugendnationalspieler hat sogar 84 Drittligapartien auf dem Buckel und kickte unter anderem schon beim VfB Stuttgart, bei Hansa Rostock, beim VfL Bochum und bei Jahn Regensburg.

 

Klare Verhältnisse also? Offenkundig nicht: „Eigentlich sind wir Favorit, schließlich stehen wir in der Tabelle vor Calcio“, scherzt SC-Coach Thomas Oesterwinter. Allerdings rechnen sich die Nord-Stuttgarter durchaus Chancen aus. Denn es ist auch für einen Club wie Calcio Leinfelden-Echterdingen keine einfache Übung, aus einer solchen Menge an begabten Fußballern eine Einheit zu formen. Die Stammheimer hingegen können auf ein eingespieltes Kollektiv zurückgreifen. „Ich hatte alle Mann im Training“, sagt Oesterwinter. „Dadurch haben wir viele Variationsmöglichkeiten.“ Die wird der SC auch brauchen, denn eine so Kräfte zehrende Spielweise, wie sie die Nord-Stuttgarter in der Partie gegen den SV Ebnat praktiziert haben, kann keine Mannschaft über eine gesamte Saison durchhalten. Und so widmete der SC den Großteil des Trainings der Spielanalyse und dem taktischen Feinschliff. „Es gibt genug zu tun: Wir können und wir müssen einiges verbessern“, betont der Stammheimer Trainer.

Denn der SC hat unter anderem ein ähnliches Problem wie Calcio, allerdings in deutlich kleinerem Ausmaß. Das Spiel gegen Ebnat zeigte, dass Neuzugängen wie Alexander Herzog und Patrick Griebel noch ein Stück weit die Bindung an das SC-Kollektiv fehlt. Apropos Patrick Griebel: Der Neuzugang liefert sich zurzeit eine kleine interne Fehde mit SC-Kapitän Matthias Kassaye. Denn es herrscht Uneinigkeit, wer von den beiden nun den 3:2-Siegtreffer im Auftaktspiel gegen Mitaufsteiger Ebnat erzielt hat. Zwar hatte Kassaye den Schuss abgefeuert, aber Griebel soll ihn noch entscheidend abgelenkt beziehungsweise abgefälscht haben. Sollte sich die Wahrheit nicht herausfinden lassen, dann gibt es wohl nur eine Möglichkeit: Beide bekommen in der Torjägerliste jeweils einen halben Treffer gutgeschrieben.