Fußball-Landesliga: TV Echterdingen „Heutzutage vergessen viele, wie gut sie behandelt werden“

Predrag Sarajlic steht am Sonntag gleich vor einer richtungsweisenden Aufgabe. Foto: Günter Bergmann

Nach dem Aus von Valentin Haug übernimmt vorerst Predrag Sarajlic als Trainer. Ein Gespräch über geplante Veränderungen, persönliche Ambitionen und eine einstige Zeit beim VfB.

Sport: Dominik Grill (grd)

Nach dem Rücktritt von Valentin Haug wird am Sonntag Predrag Sarajlic als Interimstrainer des Fußball-Landesligisten TV Echterdingen an der Seitenlinie stehen. Für den bisherigen Co-Trainer ist das Kellerduell beim MTV Stuttgart (15 Uhr) eine erste Bewährungsprobe, die angesichts der Tabellensituation beider Vereine große Brisanz mit sich bringt. Im Gespräch äußert sich der ehemalige Oberliga-Stürmer (Sandhausen, SGV Freiberg, Stuttgarter Kickers II) über die aktuelle Lage und seine eigenen Ambitionen. Zudem erzählt der 46-Jährige, der im Sommer des vergangenen Jahres zu den Echterdingern gewechselt ist, von seinen Anfängen beim VfB Stuttgart.

 

Herr Sarajlic, am Dienstag hat Valentin Haug der Mannschaft seinen Ausstieg mitgeteilt. Sie haben im Anschluss das Training geleitet. Wie hat das Team die Nachricht aufgenommen?

Die Jungs waren natürlich überrascht, auch wenn es schon länger sportlich nicht gut lief. In der Kabine war es danach relativ still. Ich hoffe, dass die Mannschaft spätestens jetzt verstanden hat, welche Zeitrechnung herrscht. Das ist alles natürlich nicht nur Valentin Haugs Schuld; ich nehme mich auch in die Pflicht, und das muss die Mannschaft jetzt auch machen.

Oft ist es im Fußball ja so, dass ein Trainerwechsel der Mannschaft sofort neuen Elan gibt. Haben Sie das feststellen können?

Ich sehe einen leichten Aufwärtstrend, im Training am Dienstag war schon mehr Zug drin. Ich hoffe, das ist keine Eintagsfliege. Aus meiner eigenen Zeit als Spieler weiß ich, dass es im Training auch mal knallen muss, dass es Ernsthaftigkeit und Galligkeit braucht. Das hat uns vielleicht in letzter Zeit etwas gefehlt.

Am Sonntag beim MTV Stuttgart steht Ihr erstes Spiel als Interimstrainer an. Kann man bereits mit einer anderen Trainerhandschrift als zuletzt rechnen?

Aufgrund der Personalsituation sind mir die Hände ziemlich gebunden. Für große taktische Variationen sind einfach zu wenige Spieler da, deswegen wird der Kader der gleiche sein. Ein spielerischer Leckerbissen wird das Spiel aufgrund der Tabellensituation sowieso nicht, solche Spiele werden durch den Kampf und den Willen gewonnen. Es gibt aber Nuancen, die ich verändern werde. Wir wollen einen Tick offensiver agieren, eventuell mit zwei echten Spitzen antreten, um mehr Durchschlagskraft zu erzielen.

Mit nur neun Treffern in neun Spielen ist die Offensive tatsächlich eine große Problemzone.

Wir erzielen sehr wenige Tore, dabei wird das Spiel vorne entschieden. Wir wollen natürlich nicht alle Luken öffnen, aber wir brauchen einen direkteren Zug zum Tor. Das ist uns in der Vergangenheit abgegangen. Wir können uns nicht nur hinten reinstellen und auf den lieben Gott hoffen. Zuletzt hatten wir da einfach eine Blockade, statt dem riskanten Ball in die Spitze wurde lieber der sichere Pass gespielt. Ich versuche den Jungs zu vermitteln, riskanter zu agieren, auch wenn der Ball mal nicht ankommt. Aber nur so werden wir vors Tor kommen. Wir sind zwar im Tabellenkeller, aber wir kommen aus der Verbandsliga, und so müssen wir auch auftreten.

Das Spiel wird auch für Sie als Trainer zur Bewährungsprobe. Wie ist die Planung? Können Sie sich vorstellen, den Job auf längere Sicht auszuüben?

Auf jeden Fall. Die Karten beim Verein liegen offen: Es kommt darauf an, wie ich und das Team performen. Wir müssen eine Serie bis zur Winterpause starten, und die fängt am besten mit dem MTV-Spiel an. Wenn wir nicht liefern, habe ich keine guten Argumente, dass der Verein mit mir verlängert. Sollte ein neuer Trainer kommen, gehe ich aber natürlich ins zweite Glied zurück, wenn es da Bedarf gibt.

Ihr eigenes Debüt als Spieler bei den Aktiven gaben Sie einst für den VfB Stuttgart II in der Regionalliga, im zweiten Spiel standen sie unter anderem zusammen mit Timo Hildebrand und Alexander Blessin auf dem Platz. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Ich versuche heute, den jungen Spielern mitzugeben, wenn sie sich beschweren: „Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht in meiner Zeit junge Spieler wart.“ Wir wurden damals von den Trainern und älteren Spielern ganz anders angepackt. Ich erinnere mich an die Zeit später beim SV Sandhausen: Da hat unser Trainer Günter Sebert wochenlang nicht mit neuen jungen Spielern geredet, das ging alles über den Co-Trainer. Heutzutage vergessen viele, wie gut sie behandelt werden. Es geht nicht nur um Tore tragen und Bälle aufpumpen, sondern vor allem darum, auf die Älteren zu hören. Ich glaube, es braucht eine Hierarchie im Team, und dann entsteht innerhalb der Mannschaft eine gute Chemie.

Was ist in den kommenden Wochen vom TV Echterdingen zu erwarten?

Der Haufen, der jetzt da ist, muss bis zur Winterpause eine verschworene Einheit werden. Und dann muss der Kader verstärkt werden; das ist unabdingbar, weil wir zu wenige Spieler haben.

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