Fußball: MTV Stuttgart „Das Saisonziel hat sich geändert, es geht ums reine Überleben“
Jochen Hug, der Abteilungsleiter des Landesligisten, spricht über die aktuelle sportliche Misere, das Worst-Case-Szenario und warum er an die Wende glaubt.
Jochen Hug, der Abteilungsleiter des Landesligisten, spricht über die aktuelle sportliche Misere, das Worst-Case-Szenario und warum er an die Wende glaubt.
Mit der 0:8-Klatsche beim TSV Ehningen hat die Krise des Fußball-Landesligisten MTV Stuttgart ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Im Gespräch berichtet Jochen Hug, der seit fünf Jahren Abteilungsleiter bei den Kräherwald-Kickern ist, von der Situation des Tabellenvorletzten.
Herr Hug, wie haben Sie das 0:8 gegen Ehningen erlebt?
Es war eine Katastrophe und eigentlich kaum in Worte zu fassen. Es gibt keine Ausreden bezüglich des dünnen Kaders oder der Abseitstore. Das Team hat sich dem Schicksal ergeben und sich irgendwann nicht mehr gewehrt. Was man den Jungs aber zugutehalten muss: Sie haben sich nach dem Spiel zusammengesetzt und darüber geredet, was gerade passiert ist. Das Team weiß, dass man als MTV Stuttgart so nicht auftritt.
Ist die aktuelle Phase die größte Krise in Ihrer Zeit als Abteilungsleiter?
Ja, mit Sicherheit. Die letzten Jahre ging es immer nach oben. Erst innerhalb der Bezirksliga, dann der Aufstieg 2023 in die Landesliga, und dann, nach dem gerade so geschafften Klassenverbleib in der ersten Saison, der vierte Platz in der letzten Saison. Jetzt haben wir seit fünf Wochen eine richtig große Krise.
Nun also Abstiegskampf. Woran liegt der Leistungseinbruch?
Für mich gibt es drei Hauptgründe: Erstens haben wir im Sommer mit Emin Dougarmagi und Filip Primorac zwei absolute Stammkräfte verloren und auch Carl-Anders Zimmermann, für mich der beste Torwart der letzten zwei Saisons, steht uns als Spieler nicht mehr zur Verfügung. Die Neuzugänge konnten diese Abgänge nicht ersetzen, das muss man ganz klar sagen. Zweitens hatten wir durch Verletzungen, Krankheiten und Urlaube viele Ausfälle. Unter anderem fehlen uns vier, fünf langzeitverletzte Stammkräfte. Und der letzte Grund: Die Liga ist durch die neuen Teams deutlich stärker geworden, das sieht man auch an den Aufsteigern TSV Köngen und 1. FC Eislingen, die an der Spitze mitspielen.
Der Spielleiter Luca Luchetta hat Björn Lorer bereits den Rücken gestärkt. Wie blicken Sie auf den Trainer?
Er hat unsere vollste Unterstützung. Sollte sich der Verein gegen ihn entscheiden, würde er als Letztes im Wege stehen, aber das kommt für uns nicht in Frage. Er ist ein fachlich und mental hervorragender Trainer, der die momentane Situation auch nicht versteht, aber alles in seiner Macht Stehende tut, um wieder auf Kurs zu kommen. Ich bin mir sicher, dass er selbst auch weiterhin motiviert ist, die Mannschaft zu leiten und da wieder raus zu kommen.
Vor der aktuellen Punkterunde lautete das Ziel: ein Platz unter den Top fünf. Wie sieht es jetzt aus?
Unsere eigenen Vorgaben stehen uns aktuell ein bisschen im Weg. Wir wissen, dass wir nur noch gegen den Abstieg spielen. Das Saisonziel hat sich also geändert, es geht ums reine Überleben. Man muss aber ganz klar sagen: Auch im Worst-Case-Szenario, dem Abstieg, geht es beim MTV weiter. Weder finanziell noch mental würde uns das zu Boden bringen.
Die Frage aller Fragen: Wie will der MTV die Wende schaffen?
Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, um in der Winterpause die Mannschaft umzukrempeln. Auf der Torhüterposition werden wir aber etwas tun, weil wir neben Khalil Lalo aktuell keine Alternative haben. Letztlich muss sich die Mannschaft aber selbst aus dem Schlamassel ziehen. Wir haben viele Jungs im Team, die seit ihrer Jugend beim MTV spielen, und sich durch das Ehingen-Spiel in ihrer Ehre angegriffen fühlen. Ich hoffe und glaube, dass die Mannschaft eine Gegenreaktion zeigen wird.