Fußball – Nachspiel Von Vogelscheuchen und lauen Lüftchen

Man muss genau hinsehen, um zu erkennen, dass der Fuß am Ball zu Hochdorfs Manual Etzel (links) gehört. Die Rettungstat ist in diesem Fall erfolgreich. Foto: Volker Müller

Es zieht sich durch den Fußball-Spieltag: Das Runde will nicht so oft ins Eckige, wie viele Fußballer das wollen. Aber es gibt auch glückliche Kicker.

„So isch’s halt“, sagte Thomas Schuler, der Spielleiter des Fußball-Bezirksligisten TSV RSK Esslingen am EZ-Telefon und wird dabei vermutlich deutlich mit den Schultern gezuckt haben. Bei der 1:2-Niederlage des Aufsteigers gegen den SV Ebersbach war etwas das Problem, das sich ligaübergreifend durch den Spieltag zog: Das Runde wollte nicht so oft ins Eckige, wie es hätte sein können – oder nach dem Geschmack einiger Kicker hätte sein sollen. Es gibt bestimmt noch mehr Fußballer als die im Folgenden Erwähnten, die mitfühlen können und jetzt vermutlich eifrig nicken.

 

Verbandsliga

Beim FC Esslingen ist mehr das Tore-Bekommen das Problem als das Toreschießen. Die zehn vorne sind okay, die 21 hinten einsamer Liga-Spitzenwert. Trainer Tobias Hofmann war aber auch nach der 2:4-Schlappe beim SV Fellbach , der vierten Niederlage im fünften Saisonspiel, nicht unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft, wie man so schön sagt. „Es hat sich über 90 Minuten nicht wie eine Niederlage angefühlt“, sagte der Coach, „so haben das danach alle gesehen.“ Lügt die Tabelle in diesem Fall also doch und die Esslinger sind besser, als es der vorletzte Rang aussagt? „Was die Gegentore betrifft, nicht, bei allem anderen vielleicht schon“, antwortet Hofmann auf die Frage danach und ist froh, dass die Mannschaft bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen Aufsteiger FC Rottenburg die Chance hat, nicht nur mit einem positivem Gefühl, sondern auch mit einem positiven Ergebnis vom Feld zu gehen.

Landesliga

Aus dem Flugzeug auf den Sportplatz. So ging es für Sascha Madeo. „Die ganze Erholung ist schon wieder weg“, schimpfte der sportliche Leiter des FV Neuhausen dann nach der 0:6-Niederlage des Teams beim SV Böblingen. Da war er wieder, der schlechte Saisonstart, den es beim FVN schon in der vergangenen Runde gab und den es diesmal nicht geben sollte. Sorgen bereitet Madeo aber nicht nur das Ergebnis der dritten Schlappe in Folge, sondern die Leistung der Mannschaft. „Die geht gar nicht“, schimpfte er – und hofft auf schnelle Besserung.

Beim Aufsteiger TSV Köngen könnte es dagegen nicht besser laufen. Vier Spiele, vier Siege, Platz zwei plus starke Leistungen, die Hoffnung auf mehr machen – was will das Fußballherz an der Fuchsgrube mehr. Beim 3:0 gegen den SV Waldhausen trafen die Köngener im Gegensatz zu manchen anderen Teams nicht nur das Tor, sie trafen es auch zum richtigen Zeitpunkt – etwa in Person von Max Schlotterbeck zum 2:0 mitten in der größten Drangphase der Gäste. Läuft bei „Kenga“.

Bezirksliga

Läuft nicht bei allen vier Bezirksligisten der Region. Wobei man differenzieren muss. Der TSV Denkendorf kassierte beim 2:3 gegen die überraschend starke TSG Salach im dritten Saisonspiel die erste Niederlage. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber der Gegner hat unsere Fehler gnadenlos bestraft“, sagte Denkendorfs spielender Co-Trainer Georgios Natsis. Das 1:2 von Mitaufsteiger TSV RSK Esslingen beim SV Ebersbach war zwar schon die zweite Pleite – in Folge –, aber Spielleiter Schuler weist darauf hin, dass sie gegen die Top-Teams Ebersbach und (Tabellenführer) 1. FC Heiningen zustande kamen: „Gegen die müssen die anderen erst mal spielen.“ Wobei der Funktionär wiederum zwischen besagten Favoriten unterscheidet. „Ebersbach war im Gegensatz zu Heiningen ein laues Lüftchen“, sagte er. Der TSV RSK habe Ball und Gegner „zu 80 Prozent“ im Griff gehabt. Aber, da sind wir beim Thema: „Wir haben vergessen, die Tore zu machen.“ Sie hätten ja schon gerne, aber es hat halt nicht geklappt. So gab es eine Niederlage „in einem unserer besten Spiele in letzter Zeit“, wie Schuler fand.

Hauptsorgenkind der Region, was das Toreschießen betrifft, ist der TSV Berkheim. Als einzige Fußballmannschaft im Verbreitungsgebiet der EZ haben die Berkheimer in der laufenden Saison noch keinen einzigen Treffer erzielt. Hinten 0, vorne 10 steht in der Tabelle, wo nur der SC Geislingen II (2:25) weiter hinten rangiert. Beim 0:1 gegen den TSV Weilheim erspielten sich die Berkheimer eine Vielzahl an Chancen, aber machten eben keine davon. Und insgesamt haben sie auch schon bessere Spiele gemacht.

Auf eine gute Saison hatten sie auch beim FV Plochingen gehofft. Und jetzt, nach drei Spielen? Null Punkte, der drittletzte Platz. Nach dem 1:3 beim TSV Oberboihingen weist die Statistik aber zumindest fünf geschossene Tore auf.

Kreisliga A

Thomas Stiehl, der langjährige Spielleiter des TSV Deiziau, ist für seine schonungslosen Analysen bekannt. Dann glauben wir ihm gerne sein Fazit nach den ersten drei Spielen nach dem Abstieg aus der Bezirksliga: „Wir haben null Punkte, es könnten aber auch neun sein.“ Der ebenfalls als ausgesprochener Fußballexperte anerkannte Ioannis Fotarellis, Pressewart des VfB Reichenbach, bestätigte das nach dem Spiel seiner Mannschaft gegen die Deizisauer: „Zur Pause müssen wir zurückliegen.“ Das Problem, man ahnt es: „Die Deizisauer haben gut gespielt und hatten viele Chancen, haben aber lauter Vogelscheuchen abgeschossen.“ Oder wie es Stiehl nüchtern ausdrückte: „Wir haben kein Tor geschossen, so haben wir mit 0:2 verloren.“ Fotarellis vermutet, „dass sich die Deizisauer zu viel Druck machen. Sie gehören für mich immer noch zu den Favoriten – die werden kommen.“ Und seine Mannschaft? Das erste Wort zum derzeitigen Tabellenführer hat wieder der Gegner. „Die Reichenbacher werden oben dabei bleiben, wenn sie weiter so spielen wie gegen uns“, sagte Stiehl. Fotarellis gefällt, wie „bei uns wieder der Fußball gelebt wird. Daran hatte auch der EZ-Pokal einen Anteil“. Den hatte der VfBR kürzlich ausgerichtet. Zwei Spieler hob Fotarellis aus dem starken Team hervor: Fisnik Jusufi, der sich vom Tor der zweiten Mannschaft in das der ersten gehalten hat, und der noch A-Jugendliche Levin Mack, der gegen Deizisaus Top-Mann Alassane Braun ein sehr gutes Spiel gemacht habe.

Auf der Erfolgswelle schwimmt auch der TB Ruit. „Ich habe nichts zu meckern“, sagte Trainer Pascal Rückle nach dem 5:1-Sieg beim TV Hochdorf: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und die Dinge, die wir besser machen wollten als zuletzt, gut umgesetzt.“ Die ganze – jetzt auf Platz drei stehende – Mannschaft hat ihm viel Freude bereitet, zwei Personalien beschäftigen ihn aber besonders: Marcel Meier, der sich bei einer unglücklichen Situation (Rückle: „Der Hochdorfer Gegenspieler konnte gar nichts dafür“) das Schlüsselbein gebrochen hat und am Montag bereits operiert wurde. Und Jannik Ehrmeier hat in seinem allerersten Kreisliga-A-Spiel gleich mal vier Tore erzielt. Das führt zu nicht so einfachen Entscheidungen: Der noch A-jugendliche Ehrmeier spielt eigentlich mit seinen Kumpels in der zweiten Ruiter Mannschaft und macht das auch gerne. In der ersten half er aus. „Wir können ihn nun eigentlich nicht wieder nach unten geben, auch wenn alle da sind“, erklärte Rückle. Wobei das insofern erst einmal kein Problem ist, weil der Coach einen „harten September“ angesichts von vielen Urlaubern erwartet.

In Plochingen ist die Fußballstimmung zurzeit allgemein nicht so prickelnd. Denn wie die Erste steckt auch der FV Plochingen II hinten drin. Nach dem 0:3 bei der SG Eintracht Sirnau ist der Aufsteiger punktlos und mit 1:24 Toren Letzter. Sirnaus Pressewart Martin Schmid erlebte das Spiel so: „Es war ein wichtiger Arbeitssieg. Die erste Hälfte war alles andere als berauschend. Gegen defensiv agierende Gäste fanden wir keine spielerischen Mittel, es fehlte auch die Laufbereitschaft.“ Der „Dosenöffner“ sei dann das Tor von Zugang Jonas Weißenborn gewesen. „Letztendlich wurde der Sieg erst in den Schlussminuten deutlich und klar“, erklärte Schmid. Direkt vor den Plochingern stehen die Deizisauer und der ASV Aichwald, den viele Experten weit vorne sahen. Ein Punkt aus drei Spielen, zuletzt 0:1 beim Aufsteiger SC Altbach, so ist die Lage beim ASV – dem in Altbach eben kein Tor gelang.

Kreisliga B

Es war insgesamt ein schöner Fußballtag für die SGE. Patrick Funk, der Coach der SG Eintracht Sirnau II, war nach der Partie gegen die SGM Lichtenwald/Winterbach II jedenfalls „über den 5:0-Sieg sehr glücklich, es freut mich für meine Mannschaft, dass der Saisonstart mit vier Punkten aus drei Spielen geglückt ist“. Überschattet wurde das Spiel von der schweren Knieverletzung von Enes Tekin. Der TSV Deizisau II kassierte derweil beim 2:5 bei Odyssia Esslingen seine erste Saisonniederlage und war dabei laut Spielleiter Stiehl „chancenlos“. Zwei Tore können eben zu einem Sieg reichen, müssen es aber nicht. So isch’s halt.

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