Bundestrainer Joachim Löw setzt auf Manuel Neuer im Tor der DFB-Elf. Auch in Mönchengladbach, der Heimat seiner Nummer zwei, Marc-André ter Stegen.

Sport: Marco Seliger (sem)

Düsseldorf - Klar, die Geschichte wäre etwas gewesen für Fußballromantiker im Allgemeinen und für Marc-André ter Stegen mit Familie und Freunden im Speziellen. Der Mann, der 1996 als vierjähriger Knirps zu Borussia Mönchengladbach wechselte, beim Verein in seiner Heimatstadt alle Jugendteams durchlief und 2014 als bisweilen überragender Bundesliga-Torhüter zum großen FC Barcelona wechselte, steht in einem Länderspiel im Tor in der alten Heimat – das gab es schon mal im Jahre 2016, als ter Stegen 45 Minuten beim Test gegen Finnland ran durfte. Jetzt aber, beim EM-Qualifikationsspiel an diesem Samstag gegen Weißrussland in Mönchengladbach (20.45 Uhr/RTL), ist kein Platz mehr für Romantik.

 

Zumindest nicht aus der Sicht des Bundestrainers.

„Wir stellen nicht nach Wohnzimmer oder Heimatort auf“, sagte Joachim Löw am Freitag trocken und machte damit klar, wer seine Nummer eins ist. Sowohl am Samstag und wahrscheinlich auch bei der EM 2020: Sie hört auf den Namen Manuel Neuer, der allerdings im Spiel gegen Nordirland am Dienstag in Frankfurt seinem Herausforderer ter Stegen weichen muss. Immerhin, wird sich der Gladbacher sagen – oder eher sagen müssen.

Erst gegen Nordirland spielt ter Stegen

Die Botschaft, die bei Löws Aussage mitschwang, war dabei klar: Am Samstag, wenn es um etwas geht und die EM-Quali noch nicht perfekt ist, dann steht meine Nummer eins im Tor. Am Dienstag, wenn die Qualifikation womöglich schon durch ist, dann darf meine Nummer zwei auch mal wieder ran.

Löw hatte dem Barça-Keeper ter Stegen ja immer wieder Einsatzzeiten – auch in Quali-Spielen – zugesichert. Jetzt löst er sein Versprechen ein. Dass ter Stegen in seiner Heimat nun nicht ran darf, ist aber ein weiterer Rückschlag für den Weltklassemann, der das Pech hat, dass Manuel Neuer in den vergangenen Monaten wieder seine Topform erlangt hat und es keinen Grund gibt, ihn aus dem Tor zu nehmen. Anders war das noch vor der WM 2018 in Russland, als Neuer nach langer Verletzungspause gerade noch rechtzeitig fit wurde und es zumindest eine Option war, den konstant starken ter Stegen anstelle von Neuer ins Tor zu stellen.

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Ter Stegen jedenfalls wird nun an diesem Samstag in Mönchengladbach auch als Ersatzkeeper wahrscheinlich mit viel Applaus empfangen, was kaum verwundert, da seine Heimatliebe auch in Barcelona nie erloschen ist.

Liebesbekenntnis zur Heimatstadt

Kürzlich etwa legte ter Stegen ein Liebesbekenntnis zu seiner Heimatstadt ab, was sich, wie es sich für einen Gladbacher zu gehören scheint, auch aus einer Abneigung gegen die ungeliebte nahe Stadt mit dem Dom speist. „Ich bin nie in Köln, und ich will da auch nicht hin“, sagte er. Man könne ihm die Stadt noch so schmackhaft machen: „Da fahr ich nicht mal für einen kurzen Städtetrip hin. Das schafft Köln nicht.“

Der Mann aus Mönchengladbach hat seine Prinzipien – die bringen ihn aber nun auch nicht ins Tor. Womöglich ebenso wenig wie im März, wenn in der ersten Länderspielperiode des neuen Jahres ein Härtetest der DFB-Elf in Spanien ansteht. In ter Stegens Wahlheimat also, wo dem Keeper dann ein ähnliches Schicksal droht wie jetzt in der echten Heimat – ein Platz auf der Bank.