Leonie Maier aus Remseck-Aldingen ist bei der Fußball Europameisterschaft der Damen Stammspielerin in der Nationalmannschaft. Ihre Freunde in der Heimat fiebern mit. Die große Fan-Sause bleibt aber noch aus.

Remseck - Aldingen wirkt am Mittwochabend still. Obwohl die Aldingerin Leonie Maier in Schweden bei der Fußball-Europameisterschaft mit der Nationalmannschaft gerade um den Gruppensieg spielt, gibt es kein Public Viewing, keine Fan-Partys und keine Fahnen an den Häusern. Es sieht eher aus, als ob die Fußballmannschaft des TV Aldingen gerade beim Auswärtsspiel wäre und alle Bewohner des Remsecker Stadtteils als Fans dabei hätte.

 

Bei den Männern wäre mehr los

Eben jenes Team trainiert einen Tag später im Stadion im Regental. Betreut wird die Elf vom ehemaligen Zweitligaprofi Dieter Grauer, der seit der E-Jugend mit Leonie Maier zusammenarbeitet. Bis zur B-Jugend hat sie die Jugend des TV Aldingen und der JSG Remseck durchlaufen. „Wir waren auch in der Freizeit befreundet, eigentlich hat kein Blatt Papier zwischen uns gepasst“, sagt Yannick Grauer. Deshalb schauen sich er und die anderen ehemaligen Mitspieler alle Auftritte ihrer Freundin in Schweden an, aber eine große Sause gab es noch nicht.

„Das ist halt leider immer so, wenn die Frauennationalmannschaft spielt. Bei den Männern ist deutlich mehr los“, sagt Gert Heidemann, Leonie Maiers erster Jugendtrainer. Überhaupt wäre wohl alles anders, wenn Leonie Maier ein Mann wäre. „Dann hätte sie ab dem zehnten Lebensjahr beim VfB gespielt und wäre gar keine Aldingerin mehr“, sagt Dieter Grauer.

Sonderschichten auf dem Platz seit der Jugend

Da die heute 20-Jährige aber bis zur B-Jugend in Remseck kicken durfte, ist sie eine Freundin und Mitspielerin geblieben. Nach jedem Spiel mit der Nationalmannschaft ruft sie bei ihrem Aldinger Trainer an und will wissen, wie er ihre Leistung fand. Wenn sie nach Hause kommt, trainiert sie immer beim TVA mit. Und als sie kurz vor der EM auf Heimaturlaub war, absolvierte sie täglich Einzeleinheiten mit Dieter Grauer zusätzlich zum Athletik-Training.

Ungefähr acht Jahre alt war Leonie Maier, als Grauer sie zum ersten Mal kicken sah. Ein kleines Mädchen, das viele Tore schoss, schnell war und einen festen Schuss hatte – besser als die Jungs im Team. Als das ein Jahr später immer noch so war, setzte sich Grauer mit ihr und ihren Eltern zusammen und fragte: „Was machen wir?“ Das Mädchen soll geantwortet haben: „Ich will Nationalspielerin werden.“ Von diesem Tag an hatte sie zweimal pro Woche Extratraining, selbst nachdem sie 2009 zum VFL Sindelfingen gewechselt war.

„Das ist keine Frage, wir sind alle stolz auf sie“, sagt Yannick Grauer. Er und seine Freunde würden gerne selbst einmal mit der Nationalmannschaft auflaufen. Sie können aber nur vor dem Fernseher mitfiebern. Das nächste Mal am Sonntag um 18 Uhr, beim Viertelfinale Deutschland gegen Italien. „Wenn sie ins Halbfinale kommen, dann machen wir vielleicht was Größeres.“