Der Fußball-Oberligist Calcio Leinfelden-Echterdingen verliert auch sein Heimspiel gegen den SSV Reutlingen. Derweil gibt es Zuwachs im Kader zu vermelden.

Extrem energisch war Francesco Di Frisco nach dem Spiel . „Weiter, weiter, immer weiter“, schrie der Coach von Calcio Leinfelden-Echterdingen im Spielerkreis seinen Schützlingen entgegen. Worte, die man bestens aus der Fußballer-Szene kennt. Torhüter-Titan Oliver Kahn hat damit seine Mitspieler des FC Bayern München häufig lautstark wachgerüttelt. Unter anderem 2001, als doch noch die buchstäbliche Last-Minute-Meisterschaft gelang, der FC Schalke schon feierte, aber diesem nur die viel zitierte Meisterschaft der Herzen blieb. Ob die Kahn-Motivationssprüche im Fall der Italo-Schwaben noch zum Klassenverbleib führen werden, ist nach der aktuellen 0:1-Heimniederlage vor 513 Zuschauer gegen den SSV Reutlingen höchst fraglich.

 

Als der neue Sportliche Leiter Achim Kiesel im Januar seinen Job antrat, da sah er die ersten drei Begegnungen nach Wiederbeginn als immens wichtig für den weiteren Saisonverlauf. In einen Flow sollte sich das Team spielen, so um die sieben Punkte einfahren. Nun, nachdem der Auftakt-Spieledreier absolviert ist, steht gerade mal ein mickriges Pünktchen zu Buche. Der Abstand zum bestenfalls rettenden 15. Platz – abhängig von der Abstiegsfrage in der Regionalliga und ob der Oberliga-Zweite sich in den Aufstiegsspielen durchsetzt – ist auf acht Punkte angewachsenen, der zum auf jeden Fall sicheren 13. Platz bei zwölf Punkten geblieben. Es sind aber nur noch elf Partien zu absolvieren, dementsprechend werden Durchhalteparolen bemüht. „Solange rein rechnerisch noch etwas zu machen ist, werden wir alles versuchen“, sagt Kiesel.

Diesen großen Punktekrater zu schließen, scheint aber nicht nur wegen der immer weniger werdenden Begegnungen schwer vorstellbar. Auch wenn Coach Di Frisco seine Mannschaft gegen die Gäste um Trainer und Ex-VfB-Profi Alexander Strehmel „über 90 Minuten besser sah“ und mit der Mentalität des Teams „sehr zufrieden war“, lässt der samstägliche Auftritt doch am Lösen eines weiteren Oberliga-Tickets zweifeln. Freilich, den Willen, vor allem im zweiten Abschnitt, der kann der Calcio-Belegschaft nicht abgesprochen werden. Vielmehr scheint es aber an der Qualität zu fehlen, um in der Oberliga zu bestehen. Es hapert generell im Spiel nach vorne, speziell im letzten, entscheidenden Drittel. Das hat auch Di Frisco erkannt: „Ja, uns fehlt eindeutig die Durchschlagskraft nach vorne.“

Das liegt aber nicht einmal am Personal an vorderster Front. Die Kicker vom Sportpark Goldäcker mussten zwar auf Torjäger Luan Kukic (krank) und Bleron Visoka (Beckenprellung) verzichten. Doch der einzige Angreifer Daniele Cardinale war engagiert und lief viel. Jedoch fehlte es ihm an der Unterstützung aus dem Mittelfeld beziehungsweise an den passenden Anspiele. Teilweise einfallslos, teilweise zu kompliziert wurde in der Calcio-Schaltzentrale agiert. Der agile Kapitän Charalampos Parharidis, gestartet auf der Sechser-Position, wurde im Lauf der zweiten Hälfte weiter nach vorne geschoben, versuchte das Spiel in die Hand zu nehmen. Doch auch weiterhin geschah im letzten Drittel herzlich wenig. Und die Gäste? Sie hatten in Summe zwei, drei gefährlichere Chancen, ließen aber den bedingungslosen Willen nicht erkennen, das Spiel als Sieger verlassen zu wollen. Oder wie es Kiesel treffend sagte: „Das wäre durchaus machbar gewesen.“ Die Strehmel-Truppe schien nach der Pause auf den einen, entscheidenden Fehler zu lauern. Und ausgerechnet in der Phase, als Calcio mehr vom Spiel hatte, die Zurückhaltung ablegte und das Risiko erhöhte, passierte er, der entscheidende Bock. Nach einem Ballverlust am gegnerischen Strafraum, folgte ein langer Pass. Auf Höhe der Mittellinie schlug Abwehrspieler Julian Unger, der schon vergangene Woche patzte, über den Ball. Reutlingens Winterzugang und letztjähriger Schützenkönig der Liga, Konstantinos Markopoulos, steuerte alleine auf Torhüter Maximilian Otto zu und verwandelte in der 60. Minute zum entscheidenden Tor des Tages.

Derweil ist in Sachen Mert Özdemir und Melih Caliskan aus der Donzdorfer-Konkursmasse noch „keine Entscheidung gefallen“, so Kiesel. Einen Zugang kann er dennoch präsentieren. Der 37-jährige langjährige Torhüter des SV Bonlanden, Philipp Günter (pausierte zuletzt), springt als dritter Torwart ein.

Derweil bleibt Calcio in der derzeitigen Lage nur eines übrig. Weiter, weiter, immer weiter – und zwar bereits am Freitag (19.30 Uhr) beim FC Nöttingen.

Calcios Spieler des Spiels

Charalampos Parharidis (Nominierung 4) gab als Kapitän einmal mehr alles und ging voran. Egal, wo ihn sein Trainer auch spielen ließ. Denn in den 90 Minuten gegen Reutlingen begann er auf der Sechser-Position, wurde dann weiter nach vorne geschoben und tauchte gegen Ende auch in der Innenverteidigung auf. Freilich, entscheidende Impulse gelangen ihm auch nicht, aber er bestach durch seine große Einsatzbereitschaft.

Calcio Leinfelden-Echterdingen: Otto – Todorovic, Spahiu, Unger (87. Micko), Körtge – Daler, Parharidis, Swieter, Varese (52. Djermanovic), Pepic – Cardinale (74. Amenta).

SSV Reutlingen: Holzinger – Plattenhardt, Toth, Pusejic, Schiffel – Gorgolino, Vochatzer, Adovic (71. Gaiser), Breuninger (58 Hodgson) – Markopoulos, Meiser (90. + 3, Ruzicka).