Der TSV Plattenhardt muss beim 1:4 die Hoffnungen auf eine Überraschung früh begraben. Vor allem ein Bereich macht Sorgen. Und nun fällt auch noch der neue Kapitän aus.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Plattenhardt - Immerhin einmal hat die Begegnung dann doch noch die Züge eines klassischen Pokalfights angenommen. Eines mit Haken und Ösen geführten Duells, in dem die Emotionen überkochen. Der Leidtragende war Jan Hermann, der Jüngste im Aufgebot der Fußballer des TSV Plattenhardt. Von seinem Gegenspieler mit einem eishockeywürdigen Bodycheck aus dem Weg geräumt, krachte der Neuzugang just an seinem 19. Geburtstag unsanft auf den Boden, und zwar direkt vor den Füßen der Verantwortlichen auf der Gastgeber-Bank. Entsprechend heftig fiel die Reaktion aus. In Synchronmanier schimpfte und zürnte eine komplette Delegation an der Seitenlinie.

 

Manch einer auf Filderstädter Seite mag sich in diesem Moment gewünscht haben, das Spiel am Mittwochabend hätte doch bitte auch sonst ein bisschen mehr Anlass für Gefühlswallungen geboten. Das war jedoch nicht der Fall. Die 90 Spielminuten vor dem finalen Kurzzeitaufreger waren eine eher nüchterne Angelegenheit – vor allem auch das Ergebnis. Jenes lautete 1:4. Die von den Plattenhardtern erhoffte Pokalüberraschung hat nicht stattgefunden. Landesligist unterliegt Oberligist. Der Außenseiter aus dem Weilerhau ist in der zweiten Runde des Wettbewerbs standesgemäß ausgeschieden. Zum einen, weil sich der Gegner von der Ostalb, der zweimalige Wettbewerbssieger Sportfreunde Dorfmerkingen (1998, 2017), wie erwartet als zu stark erwies. Zum anderen aber ebenso, weil die Heimelf Schwächen offenbarte, die auch im Hinblick auf den Punktspielstart in acht Tagen nachdenklich stimmen müssen.

Kompliment und Kritik vom Ersatztrainer

Zweigeteilt fiel das Fazit des spielenden Co-Trainers Michael Deutsche aus, der den halb beruflich, halb urlaubend in Portugal weilenden Chefcoach Antonino Rizzo vertrat. „Wir waren sehr ersatzgeschwächt. Unter diesen Umständen kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment dafür machen, wie sie sich verkauft hat“, sagte er – und bezog sich zuvorderst auf die zweite Hälfte, in der die Seinen dann in der Tat einen ebenbürtigen Widersacher abgaben. Freilich, zu diesem Zeitpunkt war die Partie praktisch schon durch. Die Tore waren allesamt in Durchgang eins gefallen. Und zwar „auf viel zu leichte Weise“, wie Deutsche befand. Dies wiederum müsse er „ankreiden“.

Einladung zum Toreschießen

Bis zur Pause wirkte es, als habe das eigene Team etwas missverstanden: Tag der offenen Tür nicht nur am Eingang des Sportgeländes im Weilerhau, wo nach der gefühlten Corona-Endlosdurststrecke erstmals seit knapp zehn Monaten wieder ein Wettbewerbsspiel über die Bühne ging – Tag der offenen Tür auch auf dem Kunstrasen. Zögerlich im Spiel gegen den Ball. Schlecht sortiert in der Verteidigung. Ohne Zugriff in den Zweikämpfen. So luden die Plattenhardter ihren Kontrahenten frühzeitig zu einem drohenden Trefferdebakel ein. Selten einmal dürften die Dorfmerkinger Schützen Noah Feil (2.), Daniel Nietzer (19., 42.) und Marc Gallego (24.) so unbedrängt zum Abschluss gekommen sein wie dieses Mal. Und somit war jegliches Pokalfieber beim Vorjahresaufsteiger abgekühlt, ehe es überhaupt in spannende Phasen hätte gehen können.

Als eigene Highlights waren schließlich nur der zwischenzeitliche Ausgleich sowie eine Elfmeterparade zu notieren. Kevin Rippler drückte eine Freistoßvorlage Deutsches zum dann aber nur neun Minuten lang währenden 1:1 ins Netz (10.), und der Keeper Matteo Bauer wehrte einen von ihm selbst verursachten Strafstoß ab (7.).

Nun fehlt auch noch der neue Kapitän

Die Hoffnungen ruhen nun auf einer baldigen Rückkehr der Leistungsträger Robin Rueff, Marcel Stannull, Emre Yildizeli und Marko Drljo. In der Problemzone „Defensive“ könnte es allerdings erst einmal schwierig bleiben. Denn als Nächstes wird sich der Abwehrchef und zum neuen Kapitän gewählte Emre Göcer in den Urlaub verabschieden. Beim Liga-Auftakt am 7. August in Neresheim ist er definitiv nicht dabei.

Einstweilen verrichteten neben Göcer in der Abwehrkette drei Neue ihren Dienst: Hermann, Oliver Grun und Jan-Luca Schlauer. Deren Alter: 19,19 und 21. „So etwas“, sagte Deutsche, „merkt man natürlich“ – ohne einen Vorwurf an seine Greenhorns konstruieren zu wollen. Gefordert seien nun im Training vielmehr alle. Deutsches Erkenntnis: „Wir müssen insgesamt an der Abstimmung der defensiven Laufwege arbeiten.“ Und zudem Blessuren auskurieren.

Glück im Unglück für das Geburtstagskind Hermann: der bisherige Reutlinger immerhin scheint bei seinem abschließenden Crash glimpflich davongekommen zu sein. Es ist wohl „nur“ eine Rippenprellung.

TSV Plattenhardt: Bauer – Hermann, Göcer (66. Gückel), Grun, Schlauer – Ikeng (78. Kroer), Schaschinek (71. Tunc) – Rippler, Deutsche, Giambrone – Siekerman (72. Bamenaw). Spfr. Dorfmerkingen: Junker – Adler, Janik, Schindele, Eiselt – Weiß (46. Schwarzer), Feil, Duje Pesic (46. Schmidt), Gallego (72. Sime Pesic) – Mutlu (63. Gunst), Nietzer.