Fußball-Regel im Kreis Esslingen DFB-Stopp-Konzept bringt Ruhe auf den Rasenplatz

Falls eine Rudelbildung auf dem Platz ausufern sollten, kann die Pause helfen. In diesem Fall beim EZ-Pokal ist es nicht nötig. Foto: /Robin Rudel

In den Amateurfußballligen der Region greift seit dieser Runde das DFB-Stopp-Konzept. Eine kurze Auszeit auf dem Rasenplatz soll helfen, Eskalationen zu verhindern.

Es war in der 85. Minute in der Vorrundenpartie der Fußball-Kreisliga B 1 zwischen dem TSV Wernau II und der SGM Wernauer SF/Westcity United Esslingen, als das DFB-Stopp-Konzept in der Region zum ersten Mal zum Einsatz kam. Wernau II führte im Derby zu diesem Zeitpunkt bereits mit 5:0 gegen die SGM. Referee Wolfgang Kern von der Schiedsrichtergruppe Nürtingen nutzte die Beruhigungspause, um das Geschehen auf dem Rasenplatz zu deeskalieren. „Das Spiel verlief eigentlich relativ ruhig. Ich habe aber wohl wenige Minuten zuvor eine Tätlichkeit in meinem Rücken übersehen, und von da an wurde es unruhiger auf dem Platz“, fängt Kern an zu erzählen und ergänzt: „Danach gab es ein paar Zweikämpfe, es wurde etwas rustikaler, zwei Spieler starteten ein intensiveres Wortgefecht und es kam zu einer Rudelbildung.“

 

Da der Schiedsrichter aber nicht in der unmittelbaren Nähe stand und nicht direkt schlichten konnte, nutzte er das Stopp-Konzept. „Ich habe dann beide Teams für vier Minuten in ihre jeweiligen Strafräume geschickt, damit sie sich beruhigen. Natürlich hat keiner die Situation in dem Moment so richtig verstanden und ich habe erst einmal Rücksprache mit den Kapitänen beider Teams gehalten“, erzählt Kern. Aber die kurze Unterbrechung zeigte Wirkung, denn die Partie ging friedlich zu Ende – und auch nach dem Schlusspfiff hat es laut Kern keine großen Diskussionen mehr gegeben.

Eine kurze Beruhigungspause

Das Stopp-Konzept wurde bundesweit vom Deutschen Fußballbund (DFB) sowie den Landesverbänden für den Amateur- und Jugendbereich zur Saison 2024/2025 eingeführt. Die Schiedsrichter haben so die Möglichkeit, ein Spiel zwei Mal für fünf bis acht Minuten zu unterbrechen, wenn sich die Gemüter auf dem Platz zu sehr erhitzen sollten. Nach einem Pfiff des Referees müssen sich die Spieler in die jeweiligen Strafräume begeben. „Es ist ein sehr gutes Mittel und man braucht nicht direkt auf dem Platz weiterdiskutieren oder auch Karten verteilen“, sagt Kern, „die Spieler beruhigen sich, wenn sie aus der Situation gerissen werden, und wollen natürlich dann auch nicht, dass die Partie komplett abgebrochen wird.“ Die Möglichkeit, so eine deeskalierende Spielunterbrechung einlegen zu können, wird demnach von den Schiedsrichtern dankend angenommen. Und hat sich laut Bezirksspielleiter Armin Sigler bereits in der kurzen Zeit bewährt: „Das Konzept wird bei den Schiedsrichtern sehr positiv aufgefasst. Auf Bezirksebene sind in dieser Runde bislang 20 Stopp-Meldungen eingegangen.“ 19 davon führten Spielunterbrechungen dazu, dass die jeweiligen Partien ohne weitere Vorfälle zu Ende gespielt wurden. Eine sehr positive Bilanz, die jedoch von einem Spiel im Kreis überschattet wurde.

Kurioser Spielabbruch in Mettingen

Denn kuriose Szenen führten in der KLB-2-Partie zwischen dem SV Mettingen II und dem TSV Wolfschlugen II Anfang April zu einem Spielabbruch. Die Partie wurde von Schiedsrichter Houssam Bousbaa in der 41. Minute beim Stand von 0:1 unterbrochen, als vereinzelte Mettinger Spieler aufeinander losgingen. Der Referee nutzte darauf die Stopp-Möglichkeit. Beruhigen wollten sich die Mettinger Kicker, die in der Zwischenzeit von ihrem Coach ausgewechselt wurden, aber nicht mehr. „Die beteiligten Fußballer sind kurz darauf wieder aufs Spielfeld gerannt und erneut auf ihre Teamkameraden losgegangen“, versucht Armin Sigler nachzuerzählen. Kurz darauf unterbrach der Schiedsrichter das Spiel endgültig.

„Es wirkt auf jeden Fall deeskalierend“

In den höheren Ligen der Region musste das DFB-Stopp-Konzept bislang noch nicht eingesetzt werden – und unter anderem der spielende Co-Trainer Georgios Natsis vom A-Ligisten TSV Denkendorf hat von dieser neuen Regelung noch nichts mitbekommen, findet sie aber gut. „Eine gute Sache, denn man hat oft Situationen, bei denen sich die Gemüter erhitzen. Die Trainer können dann auf ihre Spieler einwirken“, sagt Natsis und fügt hinzu: „Es wirkt auf jeden Fall deeskalierend, da die meisten Spieler ja die ersten Minuten noch geladen sind.“ Die Beruhigungszwangspause wird rundum positiv angenommen – und der Vorfall in Mettingen soll eine Ausnahme bleiben.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu DFB