Fußball-Regionalligist VfR Aalen stellt zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren einen Insolvenzantrag. Wie geht es mit dem Traditionsclub von der Ostalb weiter?

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Die Meldung traf auch Ex-VfB-Profi Helmut Dietterle unvorbereitet: „Das ist sehr traurig, und es trifft mich sehr, dass der VfR Aalen offenbar erneut am Boden liegt“, sagt der ehemalige Spieler, Trainer und Manager des Fußball-Regionalligisten. Der Club von der Ostalb hat beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Als Grund werden Corona, der Ukrainekrieg und die Energiekrise genannt.

 

Bleibt die Frage: Wie geht’s jetzt weiter? Das Präsidium werde nun „gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter alles versuchen, einen Insolvenzplan auszuarbeiten, umzusetzen und den VfR Aalen in ein finanziell und sportlich ruhiges Fahrwasser zu führen“, teilte der Verein mit. Der Club will den Spielbetrieb fortsetzen. Die Profis wurden von den Verantwortlichen entsprechend informiert.

Ob die Spielergehälter beim VfR pünktlich bezahlt werden können, ist nicht bekannt, die Gehälter für Oktober, November und Dezember werden über das Insolvenzgeld bezahlt. Klar ist: Die Spielordnung sieht in § 6 bei einem Insolvenzantrag während der Saison grundsätzlich einen Abzug von neun Punkten vor. Der aktuelle Tabellen-14. (14 Punkte) wäre dann Letzter. „Der Insolvenzverwalter muss schauen, ob der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Unser Ziel ist es, dass der VfR die Saison zu Ende spielen kann“, sagte Jonas Ochs, Leiter Spielbetrieb der Regionalliga Südwest. Die endgültige Entscheidung über den Punktabzug werde die Spielkommission nach Anhörung des VfR Aalen treffen. Michael Weißkopf, Präsidiumsmitglied Sport, nahm das Umfeld in die Pflicht: „Ich erwarte von der Region, von der Stadt, von den Unternehmen ein klares Bekenntnis zum VfR.“

Im Februar 2017 hatte der Club (den damals eine bilanzielle Überschuldung von 3,6 Millionen Euro plagte) schon einmal einen Insolvenzantrag gestellt. Damals schaffte die Mannschaft trotz des Neun-Punkte-Abzugs als Elfter den Klassenverbleib.

Bleibt die Frage, warum der VfR, der von 2012 bis 2015 in der zweiten Liga spielte, den Erfolg nicht wie Nachbar 1. FC Heidenheim verstetigen konnte? Die Antwort: Es fehlt an Kontinuität in der Führungsetage, es mangelt im Verein an Identifikationsfiguren aus der Region, und zu lange machte man sich abhängig von einzelnen Großsponsoren wie Ex-Präsident Berndt-Ulrich Scholz oder dem Unternehmen Imtech. Jetzt wird es so schwer wie nie, wieder die Kurve nach oben zu bekommen.