Im Relegationsspiel der Fußball-Landesliga verliert der SV Leonberg/Eltingen gegen Aramäer Heilbronn mit 0:1.

Der Schiedsrichter Steve Henriß hatte bereits die dreiminütige Nachspielzeit angezeigt. Die allermeisten der rund 1000 Zuschauer im Renninger SVR-Stadion warteten nur noch auf den Abpfiff nach einer torlosen Partie und die Verlängerung. Da passierte es doch noch. Robert Grau startete einen letzten seiner unwiderstehlichen Antritte. In einem Tempo, dem niemand folgen konnte, sprintete er gen Torauslinie und passte nach innen. Kevin Berg hielt den Fuß hin, und der Ball lag in der vierten Minute der Nachspielzeit im Netz.

 

Zurück in die Bezirksliga Enz-Murr

Was für ein Tiefschlag. Dieser eine Angriff befördert den SV Leonberg/Eltingen zurück in die Bezirksliga Enz-Murr. Die Aramäer Heilbronn, Tabellenzweiter der Bezirksliga Unterland, spielen in der kommenden Saison in der Landesliga Staffel 1.

Nach dem Abpfiff sanken die erschöpften SV-Spieler zu Boden, verharrten teilweise minutenlang regungslos, währen nicht weit entfernt von ihnen die große Jubelorgie startete mit Sektdusche und allem, was dazu gehört. Irgendwo abseits saß Benjamin Schäffer auf dem Platz. Es gab Trost von seinem Spieler Marco Seufert, von seiner Freundin und seinen Kindern, wo eigentlich niemand und nichts trösten kann.

Abgestiegen mit 49 Punkten

Abstieg. Und das nach einer Mammut-Saison mit 36 Spielen, in der der SV Leonberg/Eltingen mit 49 Punkten auf dem zwölften Platz ins Ziel gekommen war. Nach einer halben Ewigkeit fing sich Schäffer wieder, nahm seine Spieler in den Arm und versuchte selbst, Trost zu spenden. „Der Modus ist einfach eine Katastrophe, wenn über ein Drittel der Mannschaften absteigen muss. Jetzt liegen wir da, wie ein Häufchen Elend und sollen in zwei Wochen schon wieder mit dem Training beginnen“, sagte der Coach.

Was ihm und der Mannschaft in der Verarbeitung der Partie einen zusätzlichen Stich versetzen dürfte: der Matchplan ist aufgegangen – mit Ausnahme dieser einen letzten vermaledeiten Szene. In der Beobachtung des Gegners, der sich in den ersten beiden Relegationsrunden mit 3:1 gegen Tura Untermünkheim und mit 2:1 nach Verlängerung gegen den FSV Bietigheim-Bissingen II durchgesetzt hatte, waren Schäffer konditionelle Schwächen Mitte der zweiten Hälfte aufgefallen. Also sollte zunächst gegen Robert Grau und Co die Null stehen, um dann zum möglicherweise entscheidenden Schlag auszuholen.

Zwei Möglichkeiten kurz vor der Pause

Heilbronn, unterstützt von fast ebenso vielen Fans wie der SV Leonberg/Eltingen gehörte die Anfangsphase, ohne dabei jedoch das Tor von Julian Bär ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die bis dahin besten Möglichkeiten bekamen die Zuschauer kurz vor dem Pausenpfiff zu sehen. Erst köpfte Heilbronns Jermaine Wesley nur knapp am Tor vorbei (44.), eine Minute später verfehlte auf der Gegenseite Marco Seufert das lange Eck um Zentimeter.

Nach dem Wechsel ging es früher zur Sache. Julian Bär verhinderte gegen Thomas Can den Rückstand (49.). Dann ergaben sich tatsächlich mehr Räume für den SV Leonberg/Eltingen. Seufert wieder knapp daneben (68.), Patrik Hofmann per Kopf drüber (73.) und Marco Gritsch zweiter Sieger gegen Torhüter Chrisovalantis Lazaridis (78.) – der Noch-Landesligist schien näher dran zu sein am vermutlich entscheidenden Führungstreffer. Dieses so wichtige Detail des Plans wollte aber nicht aufgehen.

Ironie des Schicksals: mit Last-Minute-Siegen in der Schlussphase der Saison gegen Allmersbach (2:1), Oeffingen (3:2) und Germania Bietigheim (2:1) hatte sich der SV Leonberg/Eltingen die Relegation überhaupt erst gesichert. Eingeleitet durch den Unterschiedspieler Robert Grau erwischte es das Team nun selbst – mit weitreichenden Konsequenzen. Der Spielleiter Sven Arnold versuchte irgendetwas Positives im Abstieg zu sehen: „Jetzt haben wir in der Bezirksliga mehr Derbys und kürzere Fahrten.“ Ein schwacher Trost – eigentlich gar keiner.
SV Leonberg/Eltingen: Bär, Falch, Häusler, Zimmer, Weeber, Hampel, M. Gritsch, Seufert, Nufer (79. Essig), Schramm (87. Stäbler), Hofmann.