Bei der SKV Rutesheim hat die Karriere von Michael Schürg begonnen, dort endet sie nach vielen Stationen und 481 Pflichtspielen – inklusive einer DFB-Pokal-Partie gegen den FC Bayern.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Michael Schürg ist weder Friseur-Meister noch Chirurg, dennoch hat der Mann einen schwierigen Schnitt gemacht. Er benötigte deshalb keine Schere und kein Skalpell, es war vielmehr ein geistiger Schnitt. Der Fußballer der SKV Rutesheim hat mit 38 Jahren in der Winterpause seine Karriere beendet, die ihn bis in Profi-Sphären geführt hat – wo er gegen den FC Bayern München und Schalke 04 gespielt hat. „Ich war mir lange nicht im Klaren“, sagt er, „welche die richtige Entscheidung ist. Der Körper hat gesagt: Hör auf! Der Kopf: Mach weiter!“

 

Es war eine Rippenprellung, die sich der Stürmer im Herbst zugezogen hatte und die ihn sechs Wochen lang begleitete, weshalb er nun den Schlussstrich gezogen hat. Es war der ständige psychische wie physische Kraftakt, im fortgeschrittenen Fußball-Alter ein höheres Trainingspensum leisten zu müssen, um mit den Burschen im Team der SKV und in der Verbandsliga mithalten zu können. Im Sommer 2022 hatte Schürg bereits mit dem Abschied geliebäugelt, sich nach dem Nichtabstieg der Rutesheimer noch mal motiviert. Jetzt ist es genug. „Der Club befindet sich im Neuaufbau, ich möchte keinem jungen ambitionierten Spieler den Platz wegnehmen“, betont Schürg.

Er war schließlich auch mal jung und hungrig. Mit 20 war der gebürtige Renninger von der SKV aus in die Fußball-Welt aufgebrochen – SGV Freiberg, SSV Ulm 1846, Stuttgarter Kickers, Darmstadt 98, Wormatia Worms und FC Nöttingen waren seine Stationen, bevor der Torjäger 2020 zu seinen Wurzeln nach Rutesheim zurückkehrte. Sein Karriere-Höhepunkt? Das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal mit dem FC Nöttingen gegen den FC Bayern am 9. August 2015. Der Rekordmeister siegte 3:1, Schürg hätte fast das 2:3 erzielt. Im DFB-Pokal hatte Schürg mit dem FCN auch gegen Schalke 04 (0:2) und den VfL Bochum (2:5) gespielt.

Zweimal wird Schürg Oberliga-Torschützenkönig

„Das wahre Highlight“, sagt der Ex-Profi, „war der Weg, den ich zurückgelegt habe.“ Eines zeichnete ihn aus: sein Torriecher. 2008 wurde er Oberliga-Torschützenkönig mit 24 Treffern, er war mit zwölf Toren Topscorer der Kickers in der dritten Liga (2009), rettete Worms mit 15 Saisontreffern vor dem Abstieg aus der Regionalliga, holte sich im Nöttinger Dress 2014 erneut die Torjäger-Krone der Oberliga (28 Tore) und verhalf dem Club zum Regionalliga-Aufstieg. In Rutesheim gelangen ihm letzte Runde auch noch 23 Tore. „Egal, wo ich gespielt habe“, sagt er, „ich hatte stets Spaß.“ Was nun kommt? Ein wenig Tennis spielen will der Aussteiger neben dem Job als Versicherungskaufmann und irgendwann vielleicht als Trainer arbeiten. Das neue Leben ohne Fußballer zu sein, Michael Schürg muss erst noch ankommen.