Der stark abstiegsbedrohte Fußball-Verbandsligist SKV Rutesheim ist zwar nicht schlechter als der VfL Sindelfingen, verliert aber mit 0:3 (0:0). Es hat auch was mit Glück zu tun.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

„Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Der frühere Vollblut-Stürmer Jürgen Wegmann hat das Zitat geprägt, und womöglich lag es Christopher Baake auf der Zunge, als er die Partie der SKV Rutesheim beim VfL Sindelfingen im Geiste rekapitulierte. 0:3 hatte sein Team verloren und bleibt abgeschlagen am Tabellenende kleben, dabei „waren wir von der Spielanlage her die bessere Mannschaft“, meinte Baake, „die Sindelfinger hatten im Grunde keine nennenswerten Chancen und haben doch gewonnen. Wenn du hinten drin stehst, dann hast du oft auch kein Glück.“

 

Wahrscheinlich kennt der SKV-Trainer die Forschungen des Augsburger Sportwissenschaftlers Professor Martin Lames von 2010 nicht, der Gelehrte stützt die hypothetische Aussage. „Bei 40 Prozent aller Tore zieht der Zufall die Fäden“, stellte der Professor fest, Zufall sei demnach eine echte Einflussgröße. So führen nicht nur geplante Spielzüge zum Torerfolg, sondern auch nicht Vorhersehbares, wobei Fehlentscheidungen der Schiris nicht betrachtet wurden.

Vor dem 0:1 durch VfL-Akteur Lukas Schuckenböhmer (47.) war ein Freistoß aus 40 Metern, nach Ansicht von Baake überdies ein unberechtigter, hoch und weit in den Strafraum geflogen, dann prallte der Ball hie und dahin – schließlich geriet er vor die Füße von Schuckenböhmer, der nur einschieben musste. Ärgerlich für die SKV. Dem 0:2 durch Agim Deskaj (76.) ging kein Pech voraus, sondern ein Patzer. Ein Rutesheimer vertändelte den Ball, der VfL schaltete blitzschnell um, spielte den Pass in die Tiefe, wo Deskaj mit etwas Glück traf, weil der Ball beinahe noch von der Linie geschlagen worden wäre. Und das 0:3 von Endrit Syla fiel in der Nachspielzeit, als die SKV alle Mann nach vorn geworfen hatte. Geschenkt. „Diese Niederlage ist schwer zu akzeptieren, weil sie so ganz und gar unnötig war“, stöhnte Baake, nachdem die SKV’ler nach überzeugenden Testspielen gehofft hatten, erfolgreich in den Rest der Runde zu starten.

Der sogenannte tödliche Pass fehlt

Das anhaltende Problem der Rutesheimer war auch in Sindelfingen mit entscheidend. Zwar kombiniert die Mannschaft ordentlich und kommt immer wieder in die Nähe des gegnerischen Tores, doch dann sind die Spieler zumeist mit ihrem Fußball-Latein am Ende – der sogenannte tödliche Pass kommt nicht oder ein Spieler verhaspelt sich im Dribbling anstatt abzuspielen. Unterm Strich ist die Offensive der SKV viel zu selten ein Sturm, sondern bestenfalls eine ordentliche Brise. Das räumt auch Trainer Baake unumwunden ein. „Wir bleiben letztlich zu ungefährlich“, sagt der 33-Jährige, „uns gelingt es nicht, eine 100-prozentige Torchance zu kreieren“.

15 Punkte fehlen ans rettende Ufer

Noch 14 Partien bei 15 Punkten Rückstand aufs rettende Ufer, dabei ist der Coach überzeugt, dass seine Schützlinge nicht den Rest der Saison wie Opferlämmer verbringen wollen. „Klar, das war ein Dämpfer“, sagt er, „aber das Team besitzt Charakter, wir versuchen weiter, Spiele zu gewinnen.“ Und vielleicht hilft irgendwann auch mal das Glück. SKV Rutesheim: Göbel – Kogel, A. Wellert, Trefz (77. Feigl), di Viesti – Vaihinger, Rudloff, Heiler, Schulze – Obert (78. Russ), Maier (71. Streit).