Horst Wachendorfer und die anderen Verantwortlichen des Schmidener Fußball-Betriebs „SoccerOlymp“ müssen schauen, wie sich der Lockdown bewältigen lässt. Der 65-Jährige aus Oeffingen setzt sich auch für die Stuttgarter Erstliga-Volleyballerinnen ein.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Schmiden - Mitunter ruft auch jetzt noch einer der Ausgesperrten an, der Gedanke an ein paar hübsche Tore unter Kumpels ist wohl übermächtig. Diese Monate sind ja nur mit größtmöglicher Mühe auszuhalten, zumal ohne den Ball am Fuß und die angestammten Mitspieler an der Seite: „Habt ihr wieder geöffnet?“

 

Die Gesprächspartner im „Soccer-Olymp“ würden zu gern anderes erwidern, doch die Antworten müssen immer gleich ausfallen. Das Fußball-Domizil in Schmiden mit fünf Spielfeldern und Gastronomiebetrieb unterm Hallendach kommt nicht umhin, die Türen verschlossen zu halten. Die Corona-Krise hat mit den restriktiven Bestimmungen der Regierenden auch weiten Teilen des Sports eine existenziell bedrohliche Situation beschert. Nur Spitzen-, Gesundheits- und Individualsport sind erlaubt, letzterer in Baden-Württemberg bloß im Freien. Die Verantwortlichen großer Sporteinrichtungen können schauen, wie und ob überhaupt sich die Zwangspause über Monate hinweg überstehen lässt. Unterstützung wird zwar öffentlichkeitswirksam versprochen. Sie kommt bis dahin aber meist nicht an. Auch nicht beim „SoccerOlymp“.

Seit Oktober 2006 zischen die Fußbälle über den Kunstrasen

Anfang Oktober 2006 sind in dem massigen Komplex die ersten Fußbälle über den Kunstrasen gezischt. Horst Wachendorfer war einer der Gründer: Gesellschafter von Anfang an. Seither haben dort ungezählte Sportler ungezählte Stunden verbracht. Turniere, Kindergeburtstage oder Firmenfeiern: Der „SoccerOlymp“ fand sein Publikum. Auch und nicht zuletzt während der Welt- oder Europameisterschaften. Die Fußballpartys der argentinischen Fans sind geradezu legendär. Zuweilen trafen sich Dutzende in Blau und Weiß in der Blumenstraße 21 zum Leinwanderlebnis. Marcelo Sessa, Vater der ballgewandten Söhne Kevin (1. FC Heidenheim/zweite Bundesliga), Nicolas (1. FC Kaiserslautern/dritte Liga) und Dominic (SV Fellbach/Verbandsliga) und Hauptorganisator der familiären Feten, ist nach wie vor Hausmeister im „SoccerOlymp“. Der Weltreisende in Fußball-Angelegenheiten hat schon mit dem kürzlich verstorbenen Superstar Diego Armando Maradona angeregt geplaudert, auch mit dessen Nachfolger Lionel Messi. Und letzterem hat er an der Seite seiner Landsleute immer mal wieder bunt geschmückt in Schmiden die Daumen gedrückt. So war dann auch im Sommer beste Fußballstimmung im „SoccerOlymp“. Im Winter war die Halle eh meist rappelvoll. „Insgesamt konnten wir nicht unzufrieden sein“, sagt Horst Wachendorfer.

Die Pandemie hat den Betrieb zweimal bereits unterbunden

Doch die Covid-19-Pandemie hat das Geschehen auf und neben den Spielfeldern – zweimal bereits – für Monate unterbunden. Nach dem harten Eingriff im Frühjahr durfte der Spielbetrieb unter den Netzen im Juli wieder beginnen. „Der Lockdown war dramatisch“, sagt Horst Wachendorfer: „Und kaum hatten wir danach zu alter Form zurückgefunden, war es wieder vorbei.“ Seit dem 1. November ist die Halle aufs Neue verwaist. Zunächst noch mit Ausnahme von ein paar Schulklassen, die ihren Sportunterricht absolvierten. Längst aber kann sich im „Soccer-Olymp“ gar niemand mehr um Form und Fitness bemühen. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Laufende Kosten bestreiten die Gesellschafter aus ihrem Privatvermögen. „Wenn es am 1. März weitergehen kann, wäre das gut. Der 1. April wäre noch okay. Aber die Situation wird ja nicht nur für uns von Tag zu Tag schlechter“, sagt Horst Wachendorfer: „Wir haben noch nichts bekommen. Ohne staatliche Hilfe kann irgendwann der Moment kommen, an dem du zusperren musst.“

Diesen Moment wollen die Gesellschafter mit ihrem finanziellen Engagement unbedingt vermeiden. Zu viel persönliches Engagement steckt auch bei Horst Wachendorfer, seiner Ehefrau Carola und der Tochter Anja in dem Herzensprojekt in der Heimatstadt. Und zu eng ist die Verbindung zum Sport. Der 65-Jährige aus Oeffingen, der in Stuttgart-Vaihingen in Diensten eines bekannten Unternehmens eine Versicherungsagentur unterhält, hat noch mehr, miteinander verknüpfte Aufgabenfelder, in denen er mit seiner Erfahrung und seinem Netzwerk auch zum weiteren Gelingen beitragen soll und will.

Horst Wachendorfer unterstützt auch die Volleyballerinnen

Der ehemalige Fußballer und Geschäftsführer des VfL Kaltental ist Gesellschafter einer Sportmanagement-Agentur mit Sitz in Fellbach, die er einst mit ins Leben gerufen hat. Und er gehört ebenfalls zu den Gesellschaftern der GmbH namens Stuttgart Indoors, die den finanziellen Hintergrund des Erstliga-Tabellenführers Allianz MTV Stuttgart ausgestaltet. Vor etwas mehr als zwölf Jahren hatte Horst Wachendorfer als Repräsentant des bekannten Versicherungsunternehmens mit seiner Frau Carola bei den Stuttgarter Volleyballerinnen vorbeigeschaut. Es war zunächst ein Auftrag, doch bald war es mehr als ein Auftrag: Sympathie, Freundschaft. Jetzt kämpft er an mehreren Stellen um die Bewältigung der Krise. „Bei den Volleyballerinnen haben wir gut vorgeschafft, größere Sponsoren hinzugewonnen“, sagt der Vielgeforderte. Diese Vorarbeit wirkt den Einbußen entgegen. Zudem dürfen ja in der Bundesliga – wenn auch ohne Zuschauer – Bälle fliegen.

Anders ist das in der Blumenstraße 21 in Schmiden. Trister Leerstand – und ein Ende ist so bald nicht in Sicht. Ein Ende der Pandemie. Diese Monate sind mithin nur mit Mühe auszuhalten. „Es trifft ja alle“, sagt Horst Wachendorfer und denkt mit einiger Vorfreude an Tage, an denen wieder mehr Kontakt und Ballkontakt möglich sein wird: „Unser klares Ziel ist es, den ,SoccerOlymp’ weiterzuführen.“