Welcher Verein in der Staffel 2 der Fußball-Landesliga hat die meisten Fans? Darf man Roko Agatic glauben, dann ist die Antwort zumindest für diesen Spieltag recht einfach. Sie lautet: TSV Bernhausen, und das ganz ohne statistische Erhebungen. Für seine Erkenntnis genügt dem Trainer ein bloßer Blick auf die Tabelle. „Ich glaube, viele Teams würden sich freuen, wenn wir gewinnen“, sagt Agatic, „denn das wäre gut für die Spannung in der Liga.“
Freitagabend, 19.30 Uhr, Stadion Fuchsgrube – Zeit für das erste große Gipfelduell der Runde. Im TSV Köngen und eben den Bernhausenern treffen der Erste und der Zweite aufeinander. Aufsteiger gegen Vorjahresaufsteiger. Überraschungsmannschaft dieser Saison gegen Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison. Die Intention von Agatic und den Seinen ist dabei klar: Nach ihrem 3:1 zuletzt in der Verfolgerpartie gegen den SV Waldhausen wollen sie weiter zum Angriff in Richtung Spitze blasen. Mit einem Auswärtssieg würden sie bis auf einen Punkt an ihren Gegner heranrücken – bei einer Niederlage ergäbe sich hingegen bereits eine Sieben-Zähler-Kluft.
Dass diese Begegnung das Topmatch ist, hätte im Sommer noch für verdutzte Gesichter gesorgt. Köngen auf Platz eins? Eher hätte wohl manch einer getippt, dass St. Pauli deutscher Meister wird. Inzwischen nicht mehr. „Respekt! Die haben Qualität und stehen nicht zu Unrecht da oben“, sagt Agatic. Zusatz: „Wie lange sie das durchhalten, wird man sehen.“
Im Moment deutet allerdings wenig auf einen Leistungseinbruch des Kontrahenten hin. Begonnen hat dessen Erfolgslauf schon im vergangenen Jahr. Damals gelang dem Verein mit der Verpflichtung von Domenic Brück als Spielertrainer ein offenbar goldener Griff. Unter der Ägide des vorherigen Göppinger Oberliga-Kickers haben die Grün-Weißen seither von 41 Punktspielen nur drei verloren. „Er macht das sensationell – erst recht, wenn man bedenkt, dass es ja seine erste Trainerstation ist“, sagt der Köngener sportliche Leiter Thomas Köhrer über seinen 36-jährigen Coach.
Weitere Schlüsselspieler kamen nach dem souveränen Gewinn des Meistertitels in der Bezirksliga Neckar/Fils und damit bereits siebten Landesliga-Aufstieg der Clubhistorie hinzu. Auch die Angreifer Robin Hiller (früher SV Bonlanden) und vor allem Yannik Kögler bringen höherklassige Erfahrung ein. Letzterer war einst noch im Oberensinger Trikot Torschützenkönig der Staffel.
In der Summe steht für den Bernhausener Gegner somit ein ursprüngliches Vorhaben kurios auf der Kippe. Eigentlich hatten die Köngener ihr Image als Fahrstuhlmannschaft ablegen wollen. Nun könnte es für sie, wenn man die bisherige Elf-Spieltage-Bilanz zum Maßstab nimmt, doch erneut in den Paternoster gehen – allerdings nicht prompt wieder nach unten, sondern gleich noch mal nach oben. „Träumen darf man immer“, sagt Köhrer dazu, lässt aber zugleich keinen Zweifel daran, dass in seinem Verein keiner die Bodenhaftung verliert.
Rangelov fällt langfristig aus
Was aktuell den Ausschlag geben wird? Agatic geht von „Kleinigkeiten“ aus, dies in einem Spiel „sich zweier ähnelnden Teams“. Beide agieren für gewöhnlich temporeich mit schnellem Umschaltspiel. Bittere Personalie für die Gäste: Im Fall von Bogdan Rangelov haben sich die schlimmen Befürchtungen bestätigt – ein Kreuzbandriss. Für den Ex-Profi dürfte die Saison damit bereits beendet sein. Der dritte Langzeitausfall nach dem Keeper Matej Livancic und Henry Alber. Und der zweite auf der Außenbahn. Ob sie hiernach noch einmal auf dem Spielermarkt tätig werden, wollen die Verantwortlichen am Fleinsbach in den nächsten Wochen entscheiden. „Wenn es einen Robben oder Ribéry gibt, der zu uns kommen will, darf er sich gerne melden“, sagt Agatic und lacht. Auch er weiß: „In der Winterwechselperiode gute Leute zu finden, ist immer schwierig.“
Stoppen lassen wollen sich die „Veilchen“ so oder so nicht. Einstweilen stehen Lukas Walz und Jamie-Noah Demir als mögliche Startelf-Alternativen parat. Für die Köngen-Partie sagt Agatic erwartungsfroh: „Flutlicht, Spitzenspiel, tolle Kulisse – was will man mehr.“ Auf Gastgeber-Seite rechnet man mit bis zu 500 Zuschauern.
Wie viele davon wem die Daumen drücken, steht dann noch einmal auf einem anderen Blatt.