Fußball-Landesligist TSV Heimerdingen tut sich beim 4:1 (0:1) über den TSV Ilshofen II trotz vieler Chancen lange schwer. Torhüter Maik Riesch muss verletzt raus.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Jürgen Klopp war einer der ersten, der den Begriff Dosenöffner im Fußball eingeführt hat. Das ist schon eine Weile her, damals war der Startrainer beim FSV Mainz 05 zu Beginn des Jahrtausends am Anfang seines Weges. Auch wenn man heute im täglichen Leben den Helfer kaum benötigt, weil meist eine Lasche auf dem Deckel das Teil entbehrlich macht, weiß jeder Freund des Fußballs, wie wichtig ein Dosenöffner in einer komplizierten Partie ist. „Wir haben den Öffner lange nicht gefunden“, sagte Heimerdingens Trainer Daniel Riffert nach dem 4:1 (0:1) über Schlusslicht TSV Ilshofen II, das sich ohne Sieg mit nur vier Punkten längst damit abgefunden hat, nächste Saison wieder in der Bezirksliga zu kicken.

 

Aber mit einem roten Schleifchen verschenkt haben die Ilshofener die drei Punkte nicht – die Gastgeber mussten energisch darauf bestehen, dass der Heimsieg gebucht werden kann. Daniel Riffert hatte daran offenbar nie einen Zweifel, „wir haben immer wieder Lösungen gefunden, ich habe nie an eine Niederlage gedacht“, betonte der Coach nach 95 Minuten, die so in ihrem dramaturgischen Ablauf aber wohl kaum jemand auf dem TSV-Sportplatz erwartet hatte.

Keine Frage, der Favorit trat wie ein solcher auf, schon nach sieben Minuten hatte Kapitän Sebastian Bortel das 1:0 auf dem Kopf, doch der Ball flog knapp am Tor vorbei. Haris Gudzevic (19./24.) scheiterte gleich mehrfach am Ilshofener Torhüter Marco Steffan, Sturmtank Lars Ruckh versuchte es mit Gewaltschüssen, die aber nicht ihr Ziel fanden. Rifferts Team dominierte gegen die tief verteidigenden Gäste, doch fehlten alternierend die letzte Konsequenz, der letzte entscheidende Pass, die eine zündende Idee und das nötige Quäntchen Glück – so kam es, wie es in einseitigen Partien oft passiert. Die nur mit weiten Bällen und Kontern operierenden Gäste führten 1:0 durch Gbenga Daniel Adekoya (34.) nachdem die Heimerdinger Defensive erst den Ball nicht klären konnte und dann unsortiert war. Robin Reichardt und Christian Stagel Alberto hatten vor der Pause die Chance zum Ausgleich, doch es sollte nicht sein.

Es hätte sich für die Hausherren noch verzwickter gestalten können, wenn gar das 0:2 gefallen wäre, doch Gabriel Fota köpfte einen Schuss von Adekoya von der Linie, nachdem Keeper Maik Riesch zuvor nach einem heftigen Zusammenprall am Boden liegen geblieben war (und der Schiedsrichter nicht abgepfiffen hatte). Der 24-Jährige wurde benommen vom Feld geführt, klagte über starke Schmerzen im Kopf und wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus gefahren. „Ich bin überzeugt“, sagte Riffert nach dem Spiel, „selbst ein 0:2-Rückstand hätte uns nicht umgeworfen.“ Schwer zu sagen, in jedem Fall hatte der Trainer nach der Pause Michele Ancona aufs Feld geschickt, der in der Woche nicht trainiert hatte und deshalb zunächst nur Zuschauer war – mit dem 35-Jährigen kamen Tempo und Zielstrebigkeit ins Match. Und dem Routinier war es vorbehalten, den so lange verzweifelt gesuchten Dosenöffner zu finden und ihn anzuwenden. Nach einem unglücklichen Handspiel von Hennes Autmaring verwandelte Ancona den Strafstoß vehement sicher (55.) und demonstrierte mit diesem energischen Willen den Kollegen: „Jungs, aber jetzt biegen wir das Spiel endgültig um!“

Das Zeichen kam an, Ancona selbst scheiterte zwar am beweglichen Ilshofener Torhüter Steffan (58.), Ruckhs Schuss küsste den Pfosten (64.), erst Fota machte nach einer Ecke frei am zweiten Pfosten die verdiente Führung perfekt (68.). Die Ilshofener wehrten sich noch mit dem Mute, nichts zu verlieren zu haben, aber als Torjäger Ruckh im Strafraum gefoult wurde und den Elfmeter ins Netz drosch (78.), waren die 150 TSV-Fans erleichtert. Heimerdingen hatte noch einige Großchancen, nur Bortel trug sich in die Torschützenliste ein (90+1). „Spielerisch hätte ich mir noch mehr vom Team gewünscht“, sagte Riffert, der auch in der neuen Runde Trainer sein wird, „aber mir war auch die Art und Weise wichtig, wie wir aufgetreten sind.“ Soll heißen: Dass seine Schützlinge mit großer Intensität und haufenweise Geduld den Dosenöffner gesucht haben. TSV Heimerdingen: Riesch (55. Siegler) – Fota, Bortel, Pellegrino – Dos Santos Coelho – Gudzevic (66. Oniha), Stagel Alberto (46. Ancona), Veselaj, Reichardt (90+4 Kurzweg) – Ruckh.

Fota köpft Ball vor der Linie und verhindert das 0:2

Ancona muss 45 Minuten zuschauen