Hoffnungsträger – selten hat ein Begriff so gut gepasst wie zu dem Auftritt von Przemyslaw Tyton beim VfB-Fanclub Courage in Gerlingen. Der polnische Torspieler war zur öffentlichen Weihnachtsfeier in den Fantreff gekommen. Es ist gute Tradition, dass sich die Profis im Dezember auf den Weg zu den offiziellen Fanclubs machen. So freute sich beispielsweise auch der VfB-Fanclub Ü 40 in Renningen über den Besuch des Mittelfeldmannes Alexandru Maxim.

Gerlingen - Hoffnungsträger – selten hat ein Begriff so gut gepasst wie zu dem Auftritt von Przemyslaw Tyton beim VfB-Fanclub Courage in Gerlingen. Der polnische Torspieler war zur öffentlichen Weihnachtsfeier in den Fantreff gekommen. Es ist gute Tradition, dass sich die Profis im Dezember auf den Weg zu den offiziellen Fanclubs machen. So freute sich beispielsweise auch der VfB-Fanclub Ü 40 in Renningen über den Besuch des Mittelfeldmannes Alexandru Maxim.

 

Es hat Zeiten gegeben, in denen der Gang zur Basis leichter gefallen ist. Schon im dritten Jahr in Folge spielen die Roten einzig und allein ums Überleben in der Eliteliga. Auch wenn es zu den Treuesten der Treuen geht, ist mit unangenehmen und kritischen Fragen zu rechnen.

Przemyslaw Tyton, der im Sommer vom FC Elche aus Spanien an den Neckar gekommen ist, stellt sich, als wäre das die normalste Sache der Welt und ist dabei authentisch. Pünktlich um 19 Uhr trifft er vor dem Cafe Courage, seit 2008 offizieller Fantreff des VfB, ein. Wer es draußen noch nicht mitbekommen hat, der muss unter den rund 50 VfB’lern nicht lange suchen. Der 1,95 Meter lange polnische Keeper ragt heraus. Mit einem Lächeln erfüllt er geduldig die dringendsten Fotowünsche. Bei Glühwein, Weizenbier oder einer Roten lehnt er dankend ab – ebenfalls lächelnd.

An der eigens für diesen Abend kreierten Courage Fanclub-Tasse kommt er allerdings nicht vorbei. Schließlich wollen sich die Gerlinger ja in Erinnerung halten. Sie haben sich, nachdem sie erst eine Woche zuvor wussten, dass der 28-jährige Schlussmann kommt, mächtig ins Zeug gelegt. Sogar ein Übersetzer wurde gefunden, der, wie sich drinnen herausstellt, eigentlich gar nicht nötig ist.

Der verheiratete Familienvater versteht die Fragen vom stellvertretenden Vorsitzenden des Fanclubs, Rüdiger Graf, einwandfrei. Er antwortet in sehr passablem deutsch, und wenn er mal nicht weiterkommt, dann wechselt er schnell ins englische. Eine Bedingung stellt Tyton aber: „Kein Schwäbisch bitte.“ Fragen nach der Mannschaft und der persönlichen Situation – der VfB hat in 14 Spielen schon 35 Gegentore kassiert, Tyton bestritt zwölf Partien – beantwortet er routiniert, ohne große Geheimnisse zu verraten.

Die Mannschaft sei auch nicht zufrieden mit den Resultaten, Ergebnisse müssten jetzt her. Die Bundesliga sei im Vergleich zu seinen vorherigen Stationen in Spanien und den Niederlanden die beste Liga der Welt. Er habe noch nie bessere Mannschaftskameraden gehabt als in Stuttgart und werde noch härter arbeiten als bislang, um dem Team zu helfen. Was sich anhört wie Floskeln, bringt der Familienvater, der zum Kreis des polnischen Nationalteams gehört und dort 13mal eingesetzt wurde, glaubhaft rüber. Das Abspulen von Satzbausteinen hört sich anders an. Mit Nachdruck sagt er: „Bitte glaubt nicht, dass wir die Fans nicht wichtig nehmen. Ihr seid uns wichtig.“

Zum Beweis dafür war er sich auch bei der zweiten Foto-Runde für nichts zu schade. Als Gastgeschenk hatte er ein Originaltrikot von sich mit der Nummer 22 mitgebracht. Zusammen mit zwei weiteren VfB-Hemden, unter anderem mit allen Unterschriften der Profis, wurde das versteigert. Der Fanclub-Vorsitzende Dieter Brandsch und Stellvertreter Rüdiger Graf ließen sich nicht lumpen. Zum einen bleiben die Trikots nun im Besitz des Fanclubs, zum anderen kommt das Geld zusammen mit dem Erlös aus Glühwein- und Wurstverkauf sowie einer Spende – insgesamt 1095 Euro – dem Freizeitclub für Menschen mit und ohne Behinderung der evangelischen Petruskirchengemeinde Gerlingen zugute.

Zum Abschluss der Fragerunde versprach der Keeper drei Punkte am Sonntag gegen Werder Bremen. Den VfB’lern bleibt nichts anderes übrig als dran zu glauben. Schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt.