Fußball-Verbandsliga: Calcio Mit Maske und Turban zum nächsten Auswärtssieg

In dieser Szene ging es für Nick Olteanu (links) noch glimpflich aus – später floss dann Blut und trug der Calcio-Verteidiger Turban. Foto: Eibner-Pressefoto/Ralph Kunze

Die Echterdinger setzen mit einem 3:2 in Rottenburg ihre seltsame Serie fort, machen am Ende allerdings einen ziemlich ramponierten Eindruck. Einer opfert sich mit Gelb-Rot.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Zum Glück war da der Stadionsprecher, der auch bei allen Nicht-Insidern etwaigen Missverständnissen vorbeugte: Fußball-Verbandsliga also. Sonst hätte manch einer glatt meinen können, er hätte sich zu einem Invalidentreffen verlaufen. Der eine, der Mittelfeldmann Philipp Seemann, trug nach einem Trainingsunfall eine Gesichtsmaske. Den anderen, den Innenverteidiger Nick Olteanu, zierte ein weißer Turban aus Verbandsmaterial – das Andenken an einen Schädelcrash aus der aktuellen Begegnung. Und der Torhüter Ali Bozatziolou? Und der Kapitän Jovan Djermanovic? Weilten beide lädiert nur unter den Zuschauern. Die Diagnose in ihren Fällen: jeweils ein Muskelfaserriss.

 

So machten die Gäste von Calcio Leinfelden-Echterdingen am Ende einen ziemlich ramponierten Eindruck. Aber, was vor allem zählte: Sinnbildlich kamen sie im Auswärtsspiel beim Aufsteiger FC Rottenburg mit einem blauen Auge davon. Zwar brachten sie das Kunststück fertig, gegen einen lange Zeit an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Gegner in der Schlussphase noch ernsthaft in Bedrängnis zu geraten. Doch es sollte reichen, eine 3:2-Führung ins Ziel zu zittern. Entsprechend zwiegespalten fiel das Fazit des Trainers aus. „Diese drei Punkte sind gut. Das ist das, was wir wollten“, sagte Francesco Di Frisco – nicht ohne direkt anzufügen: „Die Art und Weise stimmt mich alles andere als zufrieden.“

So oder so geht die seltsame Echterdinger Serie dieser Saison damit weiter. Während der Oberliga-Absteiger ergebnistechnisch im eigenen Stadion bislang kaum einen Fuß auf den Boden bekommt, steht er auf gegnerischen Plätzen seit diesem Samstag bereits bei vier Siegen. 13 ihrer insgesamt 16 Zähler haben Di Frisco und die Seinen in der Ferne geholt. Wo diese Diskrepanz herrührt, fällt auch dem Coach schwer zu erklären. „Vielleicht haben wir dort einfach etwas mehr Spielglück als zuhause“, mutmaßt er, bevor es für seine Mannschaft nun in drei weitere Begegnungen mit Konkurrenten aus der Abstiegszone geht. Heilbronn, Esslingen, Tübingen – so heißen die nächsten Aufgaben.

Es ergibt sich mithin einerseits die Chance, noch in der Hinrunde manches vom schlechten Start zu korrigieren. Andererseits, wenn man den Auftritt dieses Spieltags als Kriterium nimmt, bleibt Di Frisco aus guten Gründen zurückhaltend. In der Tabelle sieht er für sein Calcio-Team „noch einen weiten Weg“. Zu wankelmütig und mit zu vielen wöchentlichen Abers präsentiert sich seine Elf.

Beim Liganeuling in Rottenburg stand eine klar dominierte erste Hälfte im Kontrast zu einer taumelnden zweiten. 45 Minuten lang schien es, als könnte es keine Frage sein, wer das Premierenspiel auf dem renovierten Kunstrasen der Gastgeber als Gewinner beenden wird. Calcio presste, Calcio drängte, und Calcio ging denn auch verdient mit 2:0 in Führung. Emilio Amenta und Georgios Kaligiannidis trafen für die Echterdinger jeweils aus halblinker Position (25./40.). Ein energisch nachsetzender Maskenmann Seemann beziehungsweise Pero Mamic leisteten die Vorarbeit – und damit jene zwei Spieler, die im Training versehentlich zusammengerasselt waren. Mamics Ellenbogen hatte dem Teamkollegen einen Nasenbeinanbruch samt Bluterguss beschert. Normalerweise, berichtete der 21-Jährige, bedeute dies Sportverbot. Doch mit seinem Gesichtsschutz gehe es.

Calcio-Leistungsknick nach der Pause

Dann aber, im vermeintlich souveränen Erfolgskurs, kam der Leistungsknick – nicht explizit bei Seemann, aber bei den Italo-Schwaben insgesamt. Daran änderte auch der zwischenzeitliche 3:1-Treffer durch einen Flachschuss von Dan Constantinescu nichts (63.). Auf der Mängelliste standen schließlich: zunehmende Schludrigkeiten im eigenen Spiel, vergebene weitere Großchancen von Seemann, Casian-Matei Ulici und Enes Isik sowie die Tatsache, dass auch diesmal wieder hinten nicht die Null stehen blieb. Dem Gegner wiederum genügten seinerseits nicht einmal zwei wirkliche Tormöglichkeiten für zwei Tore. Ein mit Windunterstützung direkt verwandelter Eckball von Leon Oeschger (60.) und ein ins Netz abgefälschter Versuch von Moritz Rohrer (73.) ließen Di Frisco hadern – ebenso wie der Gelb-Rot-Platzverweis von Gustavo Vieira in der Nachspielzeit.

Der Linksverteidiger opferte sich und verhinderte mit einer Trikotbremse gegen den enteilenden Anton Jansen Schlimmeres. Am Schluss fiel auch ihm das Jubeln schwer. Vieira, Kopfverband. Nasenfraktur – sehen so Sieger aus? Antwort: ja. Wer sich unsicher war, dem wusste erneut der Stadionsprecher Hilfe. Seine Ergebnisdurchsage erlaubte keine Zweifel.

Calcio-„Spieler des Spiels“

Emilio Amenta (Nominierungen: 1). Die Auswahl fällt diesmal schwer, denn wirklich geglänzt hat bei Calcio keiner. Amenta kam immerhin auf zwei Torbeteiligungen und hatte somit gehörigen Anteil am Auswärtssieg. Das 1:0 erzielte der Youngster selbst, zum 3:1 legte er auf.

FC Rottenburg: Häfner – Bader (38. Ackermann), Weber, Votentsev, Leyhr, Kiesecker (69. Jansen) – Rohrer, Heberle, Oeschger – Behr, Stepanenko (69. Biesinger).

Calcio Leinfelden-Echterdingen: Velvelidis – Todorovic, Olteanu, Zweigle, Vieira – Constantinescu – Casian-Matei Ulici (74. Eltayeb), Kaligiannidis (90.+4 Schlotterbeck), Philipp Seemann (84. Andrei-Lucian Ulici), Amenta (74. Isik) – Mamic.

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