Der 28-jährige Portugiese Ricardo Leonel Carvalho Neves soll in den nächsten Wochen die Abwehr des SV Fellbach stabilisieren und mit seinen Qualitäten dazu beitragen, dass der Aufsteiger nicht direkt wieder aus der Verbandsliga absteigen muss.

Fellbach - Ricardo Leonel Carvalho Neves zieht fröstelnd die Schultern hoch. Dem Portugiesen ist der Februar in Deutschland zu kalt. „Bei uns zu Hause haben wir in dieser Jahreszeit meistens Temperaturen über 20 Grad“, sagt der Innenverteidiger, der in der Winterpause aus Spanien zu den Verbandsliga-Fußballern des SV Fellbach kam.

 

Der Portugiese hat nach der Schule keine Ausbildung gemacht

Der 28-Jährige hat in vielen Vereinen gespielt, überwiegend in der dritten portugiesischen Liga, aber auch beim Zweitligisten Benfica e Castelo Branco. In Deutschland war Ricardo Leonel Carvalho Neves davor noch nie – weder als Spieler noch aus privaten Gründen. „Als Erstes habe ich mir hier ein paar dicke Jacken und Pullover gekauft“, sagt der 1,89 Meter große Abwehrspieler, der in seinem Leben auf Fußball setzt. Der Portugiese hat nach der Schule keine Ausbildung gemacht. „Ich habe immer nur gespielt, und ich mag, was ich tue, auch wenn ich in den vergangenen sieben Jahren ständig unterwegs war“, sagt Ricardo Leonel Carvalho Neves. Jedes lukrative Angebot hat der Vater einer Tochter namens Benedita, die im Juli drei Jahre alt wird, angenommen. Oft waren es leere Versprechen. „Die Zahlungsmoral im portugiesischen Fußball ist nicht sehr gut.“ Ebenso wie die Verdienstmöglichkeiten in den Klassen unterhalb der „Primeira Liga“. Im vergangenen Sommer wechselte er daher zum spanischen Viertligisten Union Polideportiva Plasencia. Ein paar Stunden Autofahrt entfernt von seinen Eltern, die sich um die Tochter Benedita kümmern.

Dass er noch nie so weit weg von zu Hause war, nimmt der Fußballer in Kauf

Doch auch in der rund 40 000 Einwohner zählenden Stadt in der Provinz Cáceres, etwa 70 Kilometer östlich der Grenze zu Portugal, erfüllten sich seine Erwartungen nicht. Fellbachs Kapitän Koray Yildiz, der in der Saison 2017/2018 für den portugiesischen Drittligisten AD Oliveirense am Ball war, bei dem zeitgleich Ricardo Leonel Carvalho Neves spielte, brachte einen Wechsel nach Deutschland ins Spiel und stellte den Kontakt zum SVF her. „Ich habe dem Verein ein Video geschickt und war im Oktober zum Probetraining da. Jetzt will ich helfen, dass wir in der Klasse bleiben“, sagt Ricardo Leonel Carvalho Neves. Der Wechsel nach Fellbach hat ihm eine Tür geöffnet, und er hofft, dass sich für ihn in Deutschland weitere Möglichkeiten auftun.

Dass er noch nie so weit weg von zu Hause war, nimmt der Fußballer in Kauf. Er hat eine kleine Wohnung in Fellbach bezogen. Ab und an und wolle er den Flieger nach Porto nehmen, um seine Tochter zu sehen, sagt er und präsentiert ein Foto, das ihn mit Benedita auf dem Arm zeigt. „Das war in Spanien.“ Vor allem aber vertraut er darauf, dass der SVF hält, was er versprochen hat. Dafür stellt sich Ricardo Leonel Carvalho Neves gerne um und auf neue Bedingungen ein. Nicht nur in Sachen Temperaturen, auch beim Trainingsrhythmus. „Ich bin es gewohnt, tagsüber zu trainieren, nicht abends wie in Fellbach.“ Zumal bei frostigen Temperaturen.

Das mit dem Lernen der deutschen Sprache erweist sich allerdings als schwierig

Die Dunkelheit liegt über der Stadt. Die Kegel der Flutlichtmasten erhellen nur die Kunstrasenplätze im Sportzentrum Südwest. Auf einem davon trainieren die Verbandsliga-Fußballer. Ricardo Leonel Carvalho Neves macht nicht mit. Nach einer Zerrung im linken Oberschenkel hat ihm Giuseppe Greco einsames Lauftraining verordnet. Der Trainer des Verbandsligisten erwartet einiges vom Zugang aus südlichen Gefilden, der indes noch Zeit brauchen wird bis zum ersten Einsatz. „Er hat sich von der Mentalität her aber schon gut eingebracht“, sagt Giuseppe Greco.

Das mit dem Lernen der deutschen Sprache erweist sich allerdings als schwierig. Viel verstehe er noch nicht außer „links, rechts, raus“, sagt Ricardo Leonel Carvalho Neves. Lieber ist es ihm, wenn seine Mitspieler und der Trainer Englisch mit ihm reden. „Aber ich will versuchen, Deutsch zu lernen. Koray soll mir helfen, er ist schließlich hier aufgewachsen.“