Der Fußball-Verbandsligist aus Rutesheim unterliegt beim TSV Ilshofen mit 1:4 (0:3), dabei wäre zumindest ein Remis nicht gänzlich unerreichbar gewesen. Es gibt dennoch Lichtblicke.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Der menschliche Körper entwickelt im Laufe des Lebens so einige Schutzmechanismen, einer davon ist der Gewöhnungseffekt. Der hat zum Ziel, Leib oder Seele abzustumpfen und tolerant zu machen gegen äußere Einflüsse, die dem Menschen schaden. Das hat mit Verringerung der Rezeptordichte zu tun und mit der Beeinflussung der antagonistischen Systeme im Körper. An manche Dinge allerdings gewöhnen sich Menschen im Grunde nie, etwa an Knöllchen fürs Falschparken, die Steuernachzahlung und den Zahnarzt – bei Sportlern ist das die Niederlage.

 

Christopher Baake ist seit Oktober 2022 Cheftrainer der SKV-Fußballer, seitdem hat der Mann exakt ein Dutzend Partien an der Seite erlebt und dabei neun Niederlagen verkraften müssen – doch noch immer hakt er eine Pleite nicht per Achselzucken ab. „Es ist so was von ärgerlich“, knurrte der 33-Jährige nach dem 1:4 beim TSV Ilshofen, „wir geben ein Spiel in nur drei Minuten komplett aus der Hand.“ Denn die elf Mann der SKV waren nach einer kleinen, müden Anlaufphase von einer guten Viertelstunde auf Augenhöhe mit dem Club aus dem Unterland, Laurin Stütz und Flavio Heiler hatten durchaus die Chance, den Führungstreffer zu erzielen, doch der eine zielte zu schlecht, beim anderen war Ilshofens Schlussmann Marc Goeltenboth auf dem Posten.

Und dann brach die 37. Minute an. Nach einer Ecke patzte SKV-Keeper Jan Göbel, ließ den Ball über die Fäuste flutschen; Michael Eberlein staubte zum 1:0 für die Hausherren ab. „Das tut mir für Jan sehr leid“, sagte Christopher Baake, „er hat in den Partien zuvor einige Glanztaten gezeigt.“ Dann brach die 39. Minute an. Nach einem Rutesheimer Ballverlust schaltete der TSV schnell um und Yusuf Emre Baran zielte genau in die Ecke zum 2:0. Und kurz bevor die 41. Minute abgelaufen war, traf Sascha Esau aus abseitsverdächtiger Position zum 3:0 für Ilshofen. „Das darf nicht passieren, dass wir knapp vier Minuten lang völlig konfus auf dem Feld agieren“, ärgerte sich der SKV-Trainer über die Stilllegung des Fußball-Betriebs für gut 360 Sekunden, „es war gut, dass Halbzeit war.“

Das 2:3 wäre möglich gewesen

Nach dem Wechsel waren die Rutesheimer wieder auf Ballhöhe, drängten auf einen Treffer, der Collin Schulze nach 64 Minuten gelang – der Stürmer veredelte einen Abpraller nach einem Schuss von Stütz zum 1:3. Und wäre der Ball wenig später nicht unglücklich aufgesprungen, hätte Schulze wohl frei vor dem Tor das 2:3 nachgelegt. Doch so flog der Ball übers Tor. „Wer weiß, was danach noch passiert wäre“, sagte Baake, der in der Folge ein ausgeglichenes Spiel sah ohne große Torchancen hüben wie drüben – nur legte der TSV in der Nachspielzeit noch das 4:1 durch Lukas Lienert nach.

Sebastian Oehme zeigt solide Leistung

Geschenkt. Baake und seine Getreuen trugen die 19. Niederlage mit Fassung, letztlich hätte ein Remis wenig geändert – es besteht für die SKV bei 19 Zählern Rückstand ans rettende Ufer nur noch eine rechnerische Chance auf den Klassenverbleib. Also wird daran gearbeitet, die Spieler für die (Landesliga-)Saison aufzurüsten. Dass Sebastian Oehme da eine Rolle spielen kann, traut ihm Baake zu. In Ilsfeld bot der 19-Jährige als zentraler Innenverteidiger eine solide Leistung. Das freute den Trainer, der den Ärger über Niederlagen zwar spürt, sich aber dabei an positiven Erkenntnissen orientiert. Das mag auch eine Art Gewöhnungseffekt sein. SKV Rutesheim: Göbel – Schneider (54. Müller), Trefz, Oehme, A. Wellert (49. Maier), Heiler (62. Streit) – Vaihinger – Stütz, Rudloff, Strahl – Schulze.