Nach zwei Jahren bei den Jugendlichen des SV Fellbach kehrt der 17-jährige Anton Kashperskiy mit einem Schulabschluss und vielen sportlichen Hoffnungen in die russische Heimat zurück.

Fellbach - Beim letzten Besuch in Fellbach waren die Koffer längst gepackt. An diesem Samstag steigt Anton Kashperskiy mit seinem Vater Ruslan in Echterdingen ins Flugzeug. Knapp dreieinhalb Stunden später werden sie in Moskau landen, in der Stadt, in der der 17-Jährige aufgewachsen ist. Hier hatte der offensive Mittelfeldspieler ab dem Alter von sechs Jahren die Fußballakademie von Dynamo Moskau besucht.

 

Jetzt versucht er daheim sein Glück

Das war vor seinem zwei Jahre andauernden Gastspiel beim SV Fellbach. An der Esslinger Straße gehörte Anton Kashperskiy zuletzt als einer der Jüngsten im Kader zu den Stammspielern der A-Junioren in der Verbandsstaffel, die am Saisonende den sechsten Platz belegt haben. Jetzt versucht er daheim sein Glück. „Ich habe Angebote von Vereinen aus den ersten drei Ligen“, sagte der russische U-18-Nationalspieler.

Als Vater Ruslan Kashperskiy eine gute Stelle in Stuttgart angeboten bekam, entschied die Familie, nahezu komplett nach Deutschland zu ziehen. Nur der ältere Sohn blieb in Moskau und hütete das Eigenheim. Der Jüngere wollte hier seinem Traum, Fußballprofi zu werden, näher kommen. Nun kehrt die Familie nach zwei Jahren in die Heimat zurück.

Der Abschied fällt ihm nicht so leicht

Die Zeit in Deutschland hat Anton Kashperskiy Spielpraxis und erste Auslandserfahrung gebracht und einen Schulabschluss. „Jetzt gehe ich noch ein Jahr in Moskau zur Schule, dann kann ich studieren“, sagte er in gutem Deutsch. Seine Mutter, die ein paar Wochen länger in der Wohnung in Bad Cannstatt bleiben wird, wird das Reifezeugnis für ihn in der Jahn-Realschule abholen. Der letzte Schultag war seltsam für Anton Kashperskiy, auch beim SVF hat er sich sehr wohlgefühlt. Der Abschied fällt ihm nicht so leicht, wie es die relativ kurze Zeit seines Aufenthalts vermuten lässt. Doch sein großes Ziel hat er in Deutschland nicht erreicht: den ersten Schritt in Richtung Fußball-Profi zu gehen. In Russland indes gehört er zu den Besten seines Jahrgangs. Im Februar war Anton Kashperskiy mit der russischen U-18-Nationalmannschaft im Trainingslager im türkischen Antalya, im Juni hat er mit der Auswahl seines Landes bei einem Turnier in St. Petersburg gespielt.

Anton muss sich jetzt mit gleichstarken Spielern messen

Zwei Jahre hat Gaetano Aloe den jungen Russen in Fellbach trainiert und kennt seinen Traum vom Profifußball. „Anton hat Talent, Disziplin, einen guten linken Fuß, ist technisch versiert und ist ein richtig guter Junge.“ Aber er sein kein Überflieger, und Talente dieser Güteklasse gebe es in Deutschland viele. Die Entscheidung, nach Russland zurückzugehen, hält Gaetano Aloe nicht für falsch. „Er wird im August 18 Jahre alt. Die nächsten Monate sind entscheidend. Anton muss sich jetzt mit gleichstarken Spielern messen. Ob seine Qualität reicht, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne die russischen Ligen nicht.“ Sicher aber ist, dass Gaetano Aloe den Weg seines ehemaligen Spielers weiterhin verfolgen wird.

„Alles Gute“ rief ein Mann zu Anton Kashperskiy herüber, als dieser an den Kunstrasenplätzen vorbei in Richtung Ausgang gestrebt ist. Mit einem Danke und einem Lächeln hat Anton Kashperskiy den Gruß erwidert. Er wird vieles hier vermissen. Erst kurz vorher war ihm wirklich klar geworden, dass sein neuer Verein in Russland möglicherweise noch weiter von Moskau entfernt ist als Fellbach.