Mit selbst gebastelten Ketten und Masken verfolgt Familie Sessa aus Fellbach die Auftritte der argentinischen Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Russland. Mirko Bandov und seine Kinder fiebern derweil mit dem kroatischen Team mit.

Fellbach - Trommelwirbel, erst langsam, dann schneller, lauter. Doch anstelle des kollektiven Jubels als Höhepunkt folgt Ernüchterung, Stille. Rund 180 Anhänger der argentinischen Auswahl haben am Samstag auf dem Platz mitgefiebert – im Schmidener Soccer-Olymp. Denn Fußball kann auf einem der fünf Kunstrasenfelder während der Weltmeisterschaft in Russland nicht gespielt, sondern nur geschaut werden. Viele verschiedene Nationalfahnen rahmen die große Leinwand über dem Tor ein, Bänke und Tische stehen den sportlichen Bemühungen im Weg. Dabei werden auch an diesem Donnerstag, wenn die argentinische Vertretung von 20 Uhr an auf das Team Kroatiens trifft, wieder die Farben Blau und Weiß dominieren. Zwischenzeitlich waren einige Accessoires für den Auftritt der deutschen Formation am Sonntag mit schwarz-rot-goldenen Utensilien ausgetauscht worden.

 

Der Sohn ist noch fußballbegeisterter als der Vater

„Wir hatten natürlich alle mit einem Sieg gerechnet“, sagt der Fellbacher Marcelo Sessa, der das Beisammensein mit seinen argentinischen Landsleuten organisiert hat. Allerdings parierte der isländische Torwart Hannes Halldorsson den Ball nach einem Elfmeter von Lionel Messi und verwehrte damit auch den Südamerikanern rund 2000 Kilometer von Moskau entfernt die Ekstase nach dem Trommelwirbel. Am Ende musste sich der zweimalige Weltmeister gegen den erstmals bei globalen Titelkämpfen vertretenen Inselstaat mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Mirko Bandov hingegen, der in der zurückliegenden Saison als Co-Trainer von Marco Fischer die Fußballer des SV Fellbach in der Landesliga angeleitet hatte, freute sich am Samstagabend zusammen mit seinem ältesten Sohn über den 2:0-Sieg des kroatischen Ensembles gegen das Nationalteam aus Nigeria. „Sandro durfte ausnahmsweise länger aufbleiben und mitschauen. Ich bin schon fußballbegeistert, aber er ist es noch mehr“, sagt der dreifache Familienvater über den Siebenjährigen. Tochter Ines, 5, und der zweijährige Ivano erfuhren derweil erst am nächsten Morgen vom Erfolg.

Als Kind war Mirko Bandov nach Deutschland gekommen, in seiner kleinen Heimatstadt Livno wuchs auch der kroatische Nationaltrainer Zlatko Dalic auf. Während er gespannt ist, welche Akteure der Vordenker für das Duell an diesem Donnerstag aufbieten wird, will sich der 36-Jährige in der nächsten Saison zwar weiterhin bei den F-Junioren des SVF einbringen, ansonsten aber seine eigene Ausbildung vorantreiben und die nächste Trainerlizenz anstreben. „Wenn wir gegen Argentinien ein gutes Spiel machen, traue ich dem Team zu, ins Viertelfinale zu kommen“, sagt Mirko Bandov, der die Begegnung berufsbedingt in Berlin verfolgen wird.

Weit mehr als klassische Fanartikel

Marcelo Sessa freut sich unterdessen auf das nächste Zusammenkommen mit argentinischen Speisen und Getränken unter dem Hallendach in Schmiden. Am Handgelenk trägt der 48-Jährige eines der vielen blau-weißen Bänder, die seine Frau Estela und Tochter Sofia gebastelt haben. Denn die fußballbegeisterte Familie beschränkt sich nicht auf die klassischen Fanartikel. Selbstverständlich hatten auch Dominic Sessa, der künftig für den SSV Reutlingen in der Oberliga auflaufen wird, und seine Brüder Nicolas, beim VfB Stuttgart unter Vertrag, sowie Kevin, der den FC Heidenheim schon in der zweiten Bundesliga unterstützte, am Samstag Trikots in Landesfarben übergezogen. Aber auch selbst gestaltete Masken zählten zum Repertoire, ebenso wie Kopfschmuck und Ketten.

„Eigentlich wollte ich nach Russland gehen, um das Gefühl vor Ort zu erleben, aber das hat leider nicht geklappt“, sagt Marcelo Sessa über die Freude der Argentinier am Fußball und am Gemeinschaftssinn. Er hofft, dass die Mannschaft wie schon bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren ins Endspiel einzieht – dann aber nicht unbedingt erneut auf das deutsche Team trifft. Auch für den Verbund um Trainer Joachim Löw hegen die Sessas Sympathien, genauso wie Mirko Bandov und seine Familie. An erster Stelle steht bei ihnen aber die Unterstützung der Heimatländer – in Trikots, mit Masken oder auch mit Trommelwirbel.