Emotionen, Last-Minute-Tor und ein umstrittener Torjubel: Der 2:1-Sieg der Schweiz gegen Serbien hat es in sich. Die Provokationen von Xhaka und Shaqiri wirken nach.

Kaliningrad - Das WM-Achtelfinale ist für die Schweiz zum Greifen nahe, doch der provozierende Torjubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri beim Sieg gegen Serbien stößt auf Kritik und Unverständnis. Selbst ihr Trainer Vladimir Petkovic konnte seinen Unmut über die Aktion der ehemaligen Bundesligaprofis nicht verbergen. „Man soll Sport und Politik nicht vermischen. Der ganze Verband, das ganze Land vertritt schon seit Jahren die Meinung, dass wir das nicht brauchen“, sagte der Schweizer Coach nach dem hart erkämpften 2:1 (0:1)-Erfolg gegen die Serben.

 

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Die Schweizer Xhaka und Shaqiri haben kosovarische Wurzeln und formten nach ihren Treffern in der 52. und 90. Minute mit den Händen den doppelköpfigen Adler, der die Flagge Albaniens ziert. Serbien erkennt den Kosovo nach wie vor nicht als eigenständiges Land an, was die politische Dimension des umstrittenen Jubels unterstreicht. „Geniale Dummköpfe“, kommentierte das Schweizer Boulevardblatt „Blick“ - und beschrieb damit die große sportliche Klasse des Duos und die kopflose Provokation gleichermaßen.

Das sehen auch viele in den sozialen Netzwerken so und kritisieren die Schweizer Spieler für ihre provokante Geste:

Xhaka und Shaqiri, die von serbischen und russischen Fans im vollen Kaliningrad-Stadion ausgepfiffen wurden, begründeten ihren Jubel mit der hitzigen Atmosphäre, der Bedeutung des Spiels und ihren großen Emotionen. Nach der frühen Führung der lange überlegenen Serben von Aleksandar Mitrovic (5. Minute) drehten Xhaka und Shaqiri die Partie nach einem Kraftakt. „Es ging hier nicht um Politik, sondern um Fußball“, versicherte der frühere Bayern-Profi Shaqiri, und mochte nicht weiter über den Doppel-Adler-Jubel reden. „Im Fußball sind immer Emotionen. Ich war einfach froh, dass ich so ein wichtiges Tor geschossen habe.“

In der Schweiz schlug die Geste hohe Wellen

Auch der frühere Gladbacher Profi Xhaka versuchte, das Thema herunterzuspielen, räumte aber ein: „Für mich war es ein ganz spezielles Spiel. Tausende Leute, Familie aus der Schweiz, aus Albanien, aus dem Kosovo haben zugesehen“, so der 25-Jährige vom FC Arsenal. Sieg und Tor widmete er „meiner Familie, die mich immer unterstützt“. Der Jubel sei keine Botschaft an den Gegner gewesen: „Das waren Emotionen pur!“ Xhakas Vater war in den 80er Jahren bei Protesten im Kosovo gegen die Zentralregierung festgenommen worden und saß drei Jahre in einem serbischen Gefängnis, ehe er in die Schweiz flüchtete.

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Bei aller Freude über den Sieg schlug die Aktion in dem neutralen Land hohe Wellen. Natalie Rickli, Abgeordnete der rechtskonservativen SVP, schrieb auf Twitter: „Ich kann mich nicht wirklich freuen. Die beiden Goals sind nicht für die Schweiz gefallen, sondern für den Kosovo.“ Der „Tagesanzeiger“ hielt Xhaka „die überfließenden Hormone“ zugute, aber: „Clever war die Aktion sicher nicht.“ Gut möglich, dass sich auch der Fußball-Weltverband FIFA mit dem Fall beschäftigt und sanktioniert, sollte er den Jubel als politisches Statement werten, was verboten ist.

Ungeachtet dessen genügt der Schweiz (4 Punkte) im letzten Spiel der Gruppe E ein Remis gegen Costa Rica für den Einzug ins Achtelfinale. Serbien (3) braucht einen Sieg gegen Brasilien (4). Krstajic gibt die Hoffnung nicht auf: „Brasilien war schon vor der WM Gruppen- und sogar Titelfavorit. Aber es ist nichts unmöglich.“