Wer die am 20. November beginnende Fußball-WM in Kneipen und Cafés live verfolgen will, hat in Leonberg und Umgebung viele Möglichkeiten. Manche ändern wegen der Zeitverschiebung sogar ihre Öffnungszeiten.

Dass im Renninger Restaurant Lutz am Sportpark nur eines von drei Vorrundenspielen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Katar gezeigt werden kann, hat keine sportpolitischen Gründe, auch keine sonstigen politischen. Die Gründe sind ganz banal zeitlicher Natur: Wenn das Team von Bundestrainer Hansi Flick am Mittwoch, 23. November, gegen die japanische Nationalmannschaft antritt, ist es in Deutschland 14 Uhr und somit herrscht im Restaurant Lutz Mittagspause. Und wenn am 27. November die spanische Nationalmannschaft die deutsche herausfordert, ist Sonntag.

 

WM-Spiele mit Glühwein

„Da geht es auch nicht“, sagt Steffen Lutz, der Juniorchef, denn sonntagabends hat sein Restaurant geschlossen. Aber das dritte deutsche Vorrundenspiel, das gegen Costa Rica am 1. Dezember, das wird live ins Restaurant Lutz übertragen, auch wenn der Juniorchef findet: „Man sollte eine Fußball-WM in Ländern machen, wo es schon Stadien gibt und man sie nicht extra bauen muss.“

Auch Marie Mattner ist kein Fan der Fußball-Weltmeisterschaft im Golf-Emirat: „Ich finde es bescheuert, dass die WM in Katar stattfindet“, sagt die Chefin des Bistros Domizil am Leonberger Marktplatz. Sie fände es nämlich befremdlich, wenn zu WM-Spielen in Deutschland Glühwein ausgeschenkt werde. Genau dies jedoch sei geplant. „Normalerweise findet bei einer WM hier viel auf der Straße statt“, sagt Mattner in Erinnerung an die typischen Fußballsommer im zweijährigen Wechsel zwischen WM und EM.

Dem Boykottaufruf mancher Initiativen wegen der politischen Verhältnisse in Katar, dem beispielsweise einzelne Münchener Gastronomen öffentlichkeitswirksam nachkommen wollen, will sich das Bistro Domizil freilich nicht anschließen: „Was sollte es bringen, wenn ausgerechnet ich die Spiele nicht zeige?“, fragt Marie Mattner.

Manchmal ohne Kommentar, dafür mit Musik

„Wir haben vor, die Spiele der Deutschen, die um 20 Uhr anfangen, zu zeigen“, sagt Marie Mattner. Womöglich ändere man im Domizil wegen des 14-Uhr-Spiels gegen Japan auch ausnahmsweise die Öffnungszeiten und zeige auch das. Wahrscheinlich werde man auch Spiele ohne Beteiligung der deutschen Mannschaft zeigen, dann aber situationsabhängig ohne Ton und stattdessen mit Musik. Das hänge davon ab, wie viele Gäste sich für das jeweilige Spiel interessieren würden.

Im Sportcafé Victory in der Römerstraße in Leonberg wird man bei besagtem 14-Uhr-Spiel ebenfalls die Öffnungszeit an den Spielplan anpassen: „Wir zeigen alle Deutschland-Spiele, unabhängig von der Uhrzeit“, sagt Heiko Voges, der Inhaber des Betriebes mit drei Leinwänden und sechs Fernsehern. Auch Spiele ohne Beteiligung von Manuel Neuer und Co werde er zeigen, allerdings nur jene, die während der regulären Öffnungszeiten stattfinden. Boykott-Aufrufe könne er zwar nachvollziehen, sagt Voges, aber „da wir ein Sportcafé sind, kann ich mir das dem Gast gegenüber nicht erlauben“.

Die Entscheidung liegt beim Gast

Auch im Café Bistro Courage in Gerlingen will man die Spiele der deutschen Nationalmannschaft und manche andere live zeigen. Der Geschäftsführer Matthias Bublick findet es zwar schade, dass er und die Fußballfans auf sommerliche Open-Air-Atmosphäre verzichten müssen, aber von Boykottaufrufen hält er wenig: „Ich finde es nicht richtig, dem Gast die Entscheidung abzunehmen.“

Ganz ähnlich sieht man die Dinge beim TSV Heimerdingen. Der Sportverein im Ditzinger Teilort wird die Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Vereinsraum zeigen. Die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hält Uwe Sippel, der Vereinsvorstand, für „diskussionswürdig“, weil es dabei vor allem um viel Geld gehe. Uwe Sippel hält vieles im Profifußball für diskussionswürdig, zum Beispiel „Ablösesummen im dreistelligen Millionenbereich“.