Für die einen war es ein „Wunder“, für die anderen eine „Schmach“. Die deutsche Niederlage gegen Österreich bei der Fußball-WM in Argentinien bewegt bis heute - vor allem in der Alpenrepublik.

Wien - Der Empfang auf dem Wiener Flughafen war stürmisch. „Wir wurden umjubelt wie ein Weltmeister“, erinnert sich Österreichs Ex-Nationalspieler Herbert Prohaska. 4000 bis 5000 Fans feierten mit dem Team das „Wunder von Cordoba“. Der 3:2-Sieg Österreichs gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland beim WM-Turnier 1978 in Argentinien hat bis in jüngere Vergangenheit Spuren hinterlassen.

 

In Erinnerung an die Sensation wurde 2009 ein Platz im 21. Wiener Bezirk „Cordobaplatz“ benannt. Er grenzt an die Edi-Finger-Straße. Die Straße ist dem legendären ORF-Reporter Edi Finger gewidmet, dessen Gefühlsausbruch nach dem Siegtreffer („I wer’ narrisch“) zum Drei-Wort-Satz für die Ewigkeit wurde. Deutschland musste ungeplant den Rückflug in die Heimat buchen.

Unseren Newsblog zur Fußball-WM finden Sie hier.

Prohaska, 84-facher Nationalspieler und von 1993 bis 1999 auch Teamchef Österreichs, sieht den Erfolg von damals zwiespältig. „Es war natürlich schon etwas Besonderes, Deutschland zu schlagen, aber auch wir waren ausgeschieden“, sagte der 62-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Ihm seien Erfolge viel lieber, bei denen die Mannschaft am Ende etwas in der Hand habe, idealerweise einen Pokal. Aus seiner Sicht warf eine der besten österreichischen Mannschaften, die es je gegeben hat, die Deutschen aus dem Turnier.

Der erste Sieg Österreichs über Deutschland nach 47 Jahren

Zum Team gehörten Spieler wie Bruno Pezzey, Josef Hickersberger und Hans Krankl. Krankl war zwei Minuten vor Schluss in den deutschen Strafraum gestürmt und hatte mit einem Flachschuss Sepp Maier zum 3:2 überwunden. Zuvor hatten ein Eigentor von Berti Vogts und ein Krankl-Schuss in den Torwinkel den Weg zum ersten Sieg Österreichs über Deutschland nach 47 Jahren geebnet.

Lesen Sie hier: Welcher Sender zeigt welches Spiel?

Zur Motivation trug laut Prohaska ein Spieler-Vergleich bei, den die „Bild“-Zeitung vor dem Match veröffentlichte. Ihr Ergebnis beim Blick auf die voraussichtliche Aufstellung: „11:0 für Deutschland“. „Das war schon eine Hilfe“, sagte Prohaska schmunzelnd. Heute ist er als Fußball-Experte beim ORF im Einsatz.

Der Auftritt der Deutschen war fast im gesamten Turnier alles andere als überzeugend. Abgesehen von einem 6:0-Kantersieg gegen Mexiko reichte es gegen Polen, Tunesien, Italien und die Niederlande nur zu Unentschieden. Die Mannschaft um Kapitän Berti Vogts mit Spielern wie Rolf Rüssmann, Manfred Kaltz, Heinz Flohe, Rainer Bonhof und Karl-Heinz Rummenigge vermisste Franz Beckenbauer an allen Ecken und Enden. Um den Star war nach seinem Wechsel in die USA zu New York Cosmos ein monatelanges Gezerre entstanden, ob er nun dabei sein solle oder nicht. Nach dem Match räumte Vogts jedenfalls ein: „Wir haben gespielt wie Amateure.“

Krankl-Tor zum Tor des Montags gewählt

Von der Fairness der deutschen Fans zeigt sich Krankl bis heute beeindruckt. In der ARD-Sportschau wurde sein erster Cordoba-Treffer zum „Tor des Monats“ gewählt. „Das hat mich doch sehr überrascht“, meinte er jüngst aus Anlass seines 65. Geburtstags.

Österreichs Gewinner-Team will den 40. Jahrestag des legendären Siegs über den großen Nachbarn am 21. Juni gemeinsam feiern. „Wir wollen uns in Wien treffen. Hans Krankl wird mit seiner Band spielen, und wir werden uns Ausschnitte von damals ansehen“, erzählte Prohaska. Danach solle aber mal Schluss sein mit dem ewigen Cordoba. „Wir bräuchten einfach einen neuen Sieg bei einer WM über Deutschland. Dann gäbe es kein Cordoba mehr.“