Miroslav Klose entscheidet das Finale, Cristiano Ronaldo verschießt einen Elfmeter, und Jogi Löw rast mit dem Mannschaftsbus: Ein nicht ganz ernst gemeinter Blick in die Zukunft auf den deutschen Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Das „Wunder von Brasilien“ – wie Deutschland Fußball-Weltmeister werden wird. Eine Chronologie.

 

13. Juni, Campo Bahia

Paukenschlag vor dem deutschen Auftaktspiel: Jogi Löw wirft Roman Weidenfeller aus dem Kader. Grund: mangelnde Unfitness. Weidenfeller konnte zuletzt als einziger noch gesunder Spieler am Mannschaftstraining teilnehmen – sehr zum Ärger der 22 Rekonvaleszenten. „Roman gefährdet dadurch den Teamgeist“, sagt der Bundestrainer. Löw nominiert den Dortmunder Ilkay Gündogan nach.

16. Juni, Auftaktspiel gegen Portugal

Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat vorzügliche Arbeit geleistet. Durch den Einsatz von Rinder-Plazenta sind über Nacht elf Spieler halbwegs fit geworden. Deutschland hält dank Torhüter Ron-Robert Zieler bis zur 75. Minute ein 0:0 gegen Portugal. Joachim Löw wechselt schließlich Miroslav Klose ein. Zwei Betreuer tragen den lädierten Stürmer auf den Platz und stellen ihn im Strafraum ab. Klose steht dreimal goldrichtig (77./82./88.). Für Irritationen sorgt Cristiano Ronaldo: Der Superstar von Real Madrid verwandelt in der 89. Minute einen Elfmeter zum 1:3, rennt wie ein wilder Stier mit nacktem Oberkörper in die Kurve und lässt sich dort bis zum Schlusspfiff feiern.

19. Juni, Campo Bahia

Richtfest in Campo Bahia.

21. Juni, Gruppenspiel gegen Ghana

Deutschland hat 91,7 Prozent Ballbesitz. Torschussstatistik 0:0. Endstand auch 0:0. ARD-Experte Mehmet Scholl ätzt über Mario Gomez: „Ich habe ihn mal wieder nicht gesehen. Wo war Gomez? Keine Aktion. Nichts. Die Abwehrspieler, die Mittelfeldspieler wollten nach vorne, wollten in die Spitze spielen, aber da war keiner. Wie lange hält eine Mannschaft so was aus?“

24. Juni, Campo Bahia

Hiobsbotschaft aus dem deutschen Lager: Beim Ayurveda-Beauty-Wellness-Anti-Aging-Spa-Day des DFB-Sponsors Nivea läuft Lukas Podolski Gesichtscreme ins Auge, und er fällt für das nächste Spiel mit einer Bindehautentzündung aus. Gerüchte, dass Kevin Großkreutz seinem Teamkollegen einen Döner mit extra scharf ins Auge geworfen habe, bestätigen sich nicht.

26. Juni, Gruppenspiel gegen die USA

Jogi Löw überrascht die von Berti Vogts und Jürgen Klinsmann taktisch bestens vorbereiteten US-Amerikaner mit einem Geniestreich. Er spielt ohne Abwehrspieler und Stürmer. Deutschland zirkuliert die USA schwindelig und hat 99,3 Prozent Ballbesitz. Der einzige Treffer resultiert aus einem Eigentor des Torhüters der USA in der 88. Minute. Klinsmann Sohn twittert: „HAHAHAHAHAHAH KLINSMANN HAHAHAHAA“. Klinsmann senior reagiert säuerlich: „Ich bin richtig enttäuscht und habe ihn sofort angerufen.“

27. Juni, Campo Bahia

Nach heftigen Regenfällen steht das Gelände unter Wasser. Der DFB lässt kurzfristig den Deutschland-Achter einfliegen. Die Ruderer übernehmen den Shuttleservice von Hütte zu Hütte, das Boot wird zudem für teambildende Maßnahmen eingesetzt. Alle sitzen in einem Boot. Ärgerlicher Zwischenfall: Mario Götze fällt bei einer Einheit aus dem Deutschland-Elfer und schluckt dabei sogar etwas Wasser. Die ARD sendet einen „Brennpunkt“.

30. Juni, Achtelfinale gegen Belgien

Mats Hummels köpft kurz vor Schluss im Spiel gegen Belgien den Ball übers Tor (83.). Just in dieser Sekunde piept die Armbanduhr des Schiedsrichters. Tor, entscheidet Howard Webb daraufhin. Die wütenden Proteste helfen nichts. Deutschland gewinnt 1:0. Später stellt sich heraus, dass das Piepen nicht etwa das akustische Signal der neuen Torlinientechnologie war, sondern der Wecker der Uhr irrtümlicherweise klingelte. Die Fifa beschließt, künftig auf jedwede Technik zu verzichten. Auswechslungen sollen in Zukunft wieder auf Schiefertafeln angezeigt werden, Sanduhren ersetzen die elektronische Zeitnahme.

1. Juli, Campo Bahia

Ärger für Jogi Löw: der Bundestrainer bekommt einen deftigen Strafzettel von der Polizei. Löw war erwischt worden, wie er auf dem Weg zum nächsten Zigarettenautomaten mit dem 422 PS-starken DFB-Mannschaftsbus mit Tempo 150 über die staubige Hauptstraße von Bahia bretterte und dabei auch noch telefonierte.

4. Juli, Viertelfinale gegen Frankreich

Die Franzosen kommen früh zu guten Chancen. Aber Zieler hält und hält. Nach 28 Minuten korrigiert Joachim Löw die Taktik und wechselt Ilkay Gündogan aus. Der hatte sich wegen seiner Rückenschmerzen direkt nach dem Anstoß in den Mittelkreis auf den Bauch gelegt, um seine Wirbelsäule zu entlasten. Das Team spielt sich in einen Rausch, Held der Partie ist Kevin Großkreutz, der beim 2:0-Sieg beide Tore erzielt.

5. Juli, Campo Bahia

Miese Stimmung im Camp. Unter dem Hashtag #breitwienie hat Kevin Großkreutz anzügliche Bilder von der Jubelfeier nach dem Einzug ins Halbfinale getwittert und sich dabei über die Johannesbeersaftschorletrinker im Team lustig gemacht. Jogi Löw schimpft mit Großkreutz.

8. Juli, Halbfinale gegen England

Es geht gegen England. Und es geht beim Stand von 0:0 ins Elfmeterschießen. Hansi Flick gibt Keeper Zieler schnell noch einen Zettel mit Informationen zu Englands Schützen. Links vorbei, rechts vorbei, drüber, steht drauf. Zieler verharrt bei allen Elfmetern regungslos auf der Linie. Mit Erfolg. Doch auch die Deutschen schwächeln. 0:0 steht es nach neun Schützen. Miroslav Klose wird zum Helden. Von Krämpfen geplagt, links und rechts gestützt von Mario Götze und Philipp Lahm, versenkt er aus dem Stand wie beim Tipp-Kick den Ball knallhart im rechten Winkel.

12. Juli, Campo Bahia

Riesiger Auflauf am Vorabend des WM-Finales: aus Berlin ist der gesamte Bundestag samt Mitarbeitern und Freunden angereist. Es dauert 13 Stunden, bis die Fotos von allen 631 Abgeordneten samt Anhang mit allen Spielern gemacht sind.

13. Juli, Endspiel gegen Portugal

Im Endspiel wartet Gruppengegner Portugal. Und wieder ist es Miroslav Klose. 87 Minuten steht er am Elfmeterpunkt, ehe er von Portugals Keeper angeschossen wird und der Ball unhaltbar ins Tor geht. Ronaldo vergibt in der 90. Minute die große Chance zum Ausgleich per Elfmeter. Bereits beim Anlauf zieht er sich das Trikot über den Kopf und rennt ohne den Ball zu berühren jubelnd mit nacktem Oberkörper direkt in die Fankurve, alle Teamkollegen hinterher. Schiedsrichter Graham Poll pfeift in der Verwirrung das Spiel ab. Deutschland ist Weltmeister! Jogi Löw erklärt seinen Rücktritt und übergibt an Miroslav Klose, der vorerst bis zur WM 2018 als Spielertrainer das Team führen soll. Für Wirbel sorgt Kevin Großkreutz auf der abschließenden Feier: Der Dortmunder uriniert zu später Stunde an den WM-Pokal.