Ioannis Tsapakidis will die Doppelbelastung beim Fußball-Verbandsligisten SV Fellbach nicht auf Dauer beibehalten. Der 43-Jährige bereitet die Mannschaft auf den Rest der Hinrunde vor, der aber wohl auch noch abgesagt wird, und plant die kommende Saison.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Diese Woche sind an der Esslinger Straße reichlich Bälle über die Plätze geflogen. Die Verbandsliga-Akteure des SV Fellbach haben im und beim Max-Graser-Stadion jedoch erst die Aufräumarbeiten abgeschlossen, die sie ein paar Tage zuvor begonnen hatten. Am Montag wollen auch sie sich – in Kleingruppen – an der Rückkehr ins gewohnte Sportfach versuchen; ein ungewohntes Gefühl nach mehr als viereinhalb Monaten. Nicht ganz ausgeschlossen, dass sie diese Saison auch noch ins Ligageschehen einsteigen werden. Der Württembergische Fußballverband (WFV) will die Wiederaufnahme des Spielbetriebs bis 9. Mai realisieren, wenn die Coronakrise das denn zulässt. Der Stufenplan der Regierenden sieht Mannschaftssport tatsächlich in weiteren Schritten wieder vor – immer unter Berücksichtigung der Infektionslage.

 

Die 7-Tage-Inzidenzen (Neuerkrankte pro 100 000 Einwohnern) steigen tendenziell gegenwärtig aber eher wieder. Wenn die Entwicklung – wie allenthalben erwartet – anhält, werden die Zugeständnisse rasch wieder infrage gestellt. Darüber hinaus sollen die jeweiligen Werte in den Stadt- und Landkreisen maßgeblich für das weitere Vorgehen sein; die differenzierte Betrachtungsweise beschert dem Sport weitere Komplikationen. In der Verbandsliga zum Beispiel spielen Teams aus 15 Landkreisen mit unterschiedlichen Coronazahlen. Der Landkreis Tübingen (33,7) steht derzeit am besten da, der Landkreis Schwäbisch Hall (216,0) am schlechtesten. Dürfte die TSG Tübingen dementsprechend trainieren und spielen, der TSV Crailsheim nicht? Wie soll das zusammenpassen? Gar nicht, schätzt Ioannis Tsapakidis. „Ich bezweifle, dass wir diese Saison noch fortsetzen werden“, sagt der Trainer und Sportliche Leiter des SV Fellbach. Und mit diesen Zweifeln ist er nicht alleine.

Kaum vorstellbar, wie diese Saison fortgesetzt werden soll

Doch bis auf Weiteres wird der 43-Jährige die ihm Anvertrauten unter den gegebenen Umständen auf den – unwahrscheinlichen – Fall vorbereiten, dass die Hinrunde noch abgeschlossen wird. Zwölf Begegnungen hat der Tabellenelfte von Ende August bis Ende Oktober 2020 absolviert. Sieben stehen noch aus. Mit deutlich mehr Optimismus schaut Ioannis Tsapakidis jedoch über diesen Rest der Runde hinweg und jenen Spielen entgegen, die im August den neuen Ligaprozess eröffnen sollen. Was auch immer im Frühjahr noch passieren wird mit diesem Rest der Runde: Die Planungen für den Sommer und die nächste Saison gehen – Stillstand oder nicht – gut voran beim SV Fellbach. „Ich denke, wir sind ganz gut aufgestellt, wenn es denn mal wieder weitergeht“, sagt der Abteilungsleiter Mathias Fischer.

Insgesamt sind es bereits mehr als zwei Dutzend Spieler aus den eigenen Reihen, die zum Vorbereitungsstart im Juli dem Verbandsliga-Kader angehören wollen. Dazu sollen vier jener A-Jugendlichen gehören, die sich in der seit Oktober ausgesetzten, aber ebenfalls noch nicht vorzeitig beendeten Runde mit ihren Teamgefährten vom SVF auf dem fünften Tabellenplatz in der Verbandsstaffel finden. Elmedin Sovtic, Laurent Hashani, Niklas Hofmeister und der Tormann Luis Bernhard wollen sich für den ersten Verbund des Vereins empfehlen. Einen Neubeginn möchte Georgios Mahlelis, einst Profi in Griechenland, unternehmen; der 29-Jährige hat aufgrund einer Mittelfußprellung und persönlicher Angelegenheiten keine der 1080 Spielminuten dieser Saison auf dem Feld verbracht.

Vier A-Jugendliche sollen im Sommer ihre Chance suchen

Weitere Kandidaten für einen Platz in der nachfolgenden Verbandsliga-Vertretung sind Burak Sönmez, Ibrahim Njie, Marcello Vulcano, Luis Guedes Ribeiro und Niklas Weiß nach seiner schweren Knieverletzung. Nicht alle fünf werden wohl wegen Gesundheit, Privatleben, Berufsausbildung oder anderer Angebote dabei bleiben können oder wollen. 28, 29 Leute – inklusive eines Zugangs womöglich – sollen in etwa vier Monaten die Bemühungen aufnehmen. „Wir haben enormes Potenzial“, sagt Ioannis Tsapakidis. „Das wird eine intensive Vorbereitung. Am Ende wird der Trainer entscheiden, mit welchen 24 Spielern er in die Verbandsliga-Saison starten will.“

Der Trainer wird dann nach Lage der Dinge nicht mehr Ioannis Tsapakidis heißen. Der Sportliche Leiter hatte im Oktober nach der Trennung von Giuseppe Greco auch die Verantwortung für die Mannschaft übernommen und in dieser Funktion vor der Corona-Zwangspause noch zu zwei sehenswerten Siegen beigetragen. Doch der bestens vernetzte Anführer, hauptberuflich bei einem der weltweit größten LED-Display-Hersteller tätig, will die Doppelbelastung beim SVF nicht auf Dauer beibehalten: „Ich würde eine andere Lösung begrüßen.“ Die Verbindung zu geschätzten Kandidaten ist bereits hergestellt. Vielleicht zeichnet sich schon in den nächsten Tagen eine Lösung ab.