Die Feuerwehr und die Polizei präsentieren weitere Einzelheiten zum Vorfall beim Training am Donnerstagabend: Möglicherweise hat Gülle Spieler des TSV Neckartailfingen beim Training beeinträchtigt. Messungen ergaben nichts, der Fall bleibt „mist-eriös“.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Neckartailfingen - Die Feuerwehr Neckartailfingen reagierte schnell und umfassend: Als am Donnerstagabend um 20.30 Uhr die Nachricht via Leitstelle eintraf, die Spieler vom TSV Neckartailfingen würden unter Augen- und Atemwegsreizungen leiden, brachte die Feuerwehr die Mannschaft und die Besucher des Vereinsheims auf einem angrenzenden Spielplatz zunächst in Sicherheit.

 

Deutlicher Ammoniakgeruch habe in der Luft gelegen, berichteten die Spieler glaubhaft der Feuerwehr. Denn ein anwesender Klima- und Kältetechniker kannte den Geruch des Gases ganz genau.

Mit dem Gift ist nich zu spaßen

Und mit dem Gift ist nicht zu spaßen. Gasförmiges Ammoniak wirkt stark ätzend auf die Schleimhäute. Auch die Augen werden durch die Einwirkung von Ammoniak stark geschädigt. Beim Einatmen hoher Konzentrationen besteht Lebensgefahr durch Schäden in den Atemwegen und durch Atemstillstand.

Andreas Thumm ist der Kommandant der Feuerwehr in Neckartailfingen. Als sein Zug am Sportgelände in der Seestraße beim Aileswasensee eintraf, war ein Geruch noch immer leicht wahrnehmbar: dabei handelte es sich aber unverkennbar um den Geruch von Gülle.

Aufgrund der Gefahrenlage forderte die Neckartailfinger Wehr den chemischen Messzug der Feuerwehr Ostfildern an. Als die Fahrzeuge in die Seestraße einbogen, hatte sich auch der Gülle-Geruch bereits verflüchtigt. Ebenfalls vor Ort war ein Notarzt-Team, auch das brauchte nicht mehr einzugreifen, sondern befragte die Spieler des TSV Neckartailfingen nur noch nach ihren Beschwerden, die inzwischen abgeklungen waren. Zuvor hatten sie über Reizungen in den Atemwegen und in den Augen geklagt, ebenso Gäste im Vereinsheim. Insgesamt waren 15 Personen betroffen. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Spezialisten im Messzug kein Ammoniakgas mehr feststellen. Damit ließen es die Einsatzkräfte jedoch nicht bewenden, sondern sie fuhren die Straßen des beidseitig des Neckars gelegenen Ortes ab auf der Suche nach einer möglichen Ammoniak-Quelle.

Der Landwirt hatte keine Beschwerden

Fündig wurden sie auf der nördlichen Neckarseite. Dort hatte ein Landwirt seine Felder mit Gülle aus einer Biogasanlage gedüngt. Aber auch hier konnte der Messzug kein Ammoniak mehr nachweisen. Auch der Landwirt, der von allen Betroffenen der Gülle am nächsten gewesen war, hatte keine Beschwerden.

„Es wäre auch möglich, dass die Quelle direkt auf dem Platz gewesen wäre, etwa in Form eines Düngemittels“, berichtet Thumm, aber auch da habe es keine Hinweise gegeben, was einen Tag später von Spezialisten des Polizeipräsidiums Reutlingen bestätigt wurde. Auch deswegen kann das Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen noch keine Einschätzung abgeben, wie der Pressesprecher Peter Keck sagt. Der Fall bleibt merkwürdig.