Rasende Autofahrer, schlecht geschaltete Ampeln, holprige Gehsteige: Als Fußgänger hat man es nicht immer leicht in der Stadt. Ein Fußverkehrs-Check soll analysieren und Abhilfe schaffen.

Ludwigsburg - Gleich bei der ersten Station des Fußverkehrs-Checks wird am frühen Freitagabend eine ganz offensichtliche Schwachstelle deutlich. Kurz vor der Unterführung in der Hoferstraße südlich des Ludwigsburger Bahnhofs stehen die Fußgänger zu lange an der Ampel und warten auf das grüne Signal. „Eine Ampel hat idealerweise 40 Sekunden Wartezeit, bei dieser hier wird das deutlich überschritten“, sagt Merja Spott von der Planersocietät mit Sitz in Dortmund. Das Unternehmen wurde vom baden-württembergischen Verkehrsministerium beauftragt, sich einzelne Städte und Kommunen genauer anzuschauen und insbesondere die Situation für Fußgänger kritisch zu betrachten und zu analysieren.

 

Schwachstellen sollen gefunden werden

Am so genannten Fußverkehrs-Check waren im vergangenen Jahr 15 Kommunen beteiligt, in diesem Jahr hatten sich mehr als 30 Städte dafür beworben. Acht machten das Rennen, darunter auch Ludwigsburg. Das Ziel dieser landesweiten Aktion mit zwei Begehungen vor Ort sowie zwei flankierenden Workshops ist es, Schwachstellen herauszufinden und die Kommunen dann bei der Einrichtung von sicheren und attraktiven Fußwegen zu unterstützen. Zu der zweiten Begehung am Freitag hatte die Stadt Ludwigsburg zahlreiche Bürger eingeladen, die von der Planersocietät vorgegebene Runde gemeinsam mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und dem Baubürgermeister Michael Ilk abzulaufen.

Schwerpunkt der etwa zwei Kilometer langen Begehung war die Ludwigsburger Weststadt. „Weshalb führt man hier denn kein Tempo 30 ein?“, fragten sich die Teilnehmer etwa an der Kreuzung Martin-Luther-/Wernerstraße. „Weil sich der Gemeinderat vor längerem dagegen entschieden hat“, erklärte Michael Ilk. Lediglich nachts könne die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Nur wenige Meter weiter in der Hoferstraße erläutert Merja Spott die kleinen Unterschiede, die manche Straßen so hässlich und andere gleich viel schöner machen. „Hier stehen etwa ein paar Bäume, der Schwerlastverkehr fährt hier nicht durch, und die Gehsteige sind viel breiter“, sagt die Expertin.

Gehsteige in der Innenstadt sind in Ordnung

Generell seien die Gehsteige in der Ludwigsburger Innenstadt in Ordnung, findet die 74 Jahre alte Jutta Grolik. Sie sitzt ebenso wie ihr 86-jähriger Mann im Rollstuhl und kennt die Schwachstellen für Behinderte nur zu gut. „In der Innenstadt kommen wir ganz gut zurecht, aber sobald man etwas außerhalb fährt, sind die Gehsteige teilweise eine Katastrophe“, sagt sie. Wurzeln unter dem Belag und Löcher darin seien pures Gift für Rollifahrer, ebenso wie die teilweise viel zu hohen Bordsteinkanten. „Da muss man manchmal ein ganzes Stück weiter fahren, damit man die Straße ordentlich überqueren kann, ohne dass der Rollstuhl umfällt.“

Durch den Fußverkehrs-Check erhofft sich Minister Hermann eine Sensibilisierung für das Thema Sicherheit. „Man fühlt sich als Fußgänger heute oft als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, betonte er. Der erste Check im vergangenen Jahr habe aber gezeigt, dass sich die Menschen mehr Sicherheit beim Überqueren von Straßen und weniger falsch parkende Autos wünschten. Auch instandgesetzte Wege und Plätze sowie weniger Barrieren für Rollstühle und Kinderwagen stehen auf dem Wunschzettel. Der Bürgermeister Michael Ilk betonte die Wichtigkeit solcher Begehungen vor Ort. „Es ist gut und wichtig, sich Blätter am Schreibtisch anzuschauen, aber das Gehen ist viel wichtiger.“