Fußgänger ziehen im Konflikt mit Autofahrern und rasanten Radlern häufig den Kürzeren. Das gilt erst recht für Kinder. In Esslingen-Zell wurden bei einem Fußverkehrs-Check Gefahrenstellen ermittelt. Ein Risiko sind demnach vor allem die Elterntaxis.
Zu Fuß gehen ist kostenlos, absolut umweltfreundlich und könnte so einfach sein. Die Realität sieht oft anders aus. Falsch parkende Autos, Engstellen, hohe Bordsteinkanten und Schlaglöcher machen Gehwege mitunter zum gefährlichen Hindernislauf. „Fußgänger sind nun mal die Schwächsten im Verkehr“, sagt Tobias Hardt, Stadtrat der Linken und Mitglied im Bürgerausschuss Zell. Im Konflikt mit Autofahrern und rasanten Radlern ziehen sie häufig den Kürzeren.
Kind wird an zugeparktem Zebrastreifen angefahren
Der Bürgerausschuss Zell hat deshalb am Samstag zu einem Fußverkehrs-Check eingeladen, um auf Gefahrenstellen aufmerksam zu machen. Lebhafte Diskussionen gibt es gleich zu Beginn des Rundgangs am Backhäusle an der Ecke Bachstraße/Wilhelmstraße, die hier als Spielstraße ausgewiesen ist und für viele Grundschulkinder der Schulweg ist. An diesem Zebrastreifen war vor zwei Jahren ein Kind angefahren worden. Wegen falsch parkender Autos habe der Fahrer den Jungen vermutlich nicht rechtzeitig gesehen, berichtet Hardt.
Elterntaxis als Teil des Problems
Ein großes Problem seien die Elterntaxis. „Wir wünschen uns, dass das endlich aufhört. Jedes Kind aus Zell könnte zu Fuß zur Grundschule gehen“, sagt Ilka Raven-Buchmann vom Bürgerausschuss. Entsprechende Appelle würden von der Schulleitung regelmäßig verschickt. „Aber viele Eltern sind beratungsresistent“, bedauert sie. Tobias Hardt berichtet, dass vor allem Familien, die in der Nähe wohnen, ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit vor der Schule absetzen würden. „Das ist völlig unsinnig“, sagt er und bringt die Idee ins Spiel, die Straße zu Schulbeginn komplett zu sperren. Aus dem Wohngebiet Egert kämen dagegen viele Kinder zu Fuß. „Kein Kind muss alleine laufen. Es gibt Laufgruppen, die Klassen werden extra so eingeteilt“, sagt Melanie Werner, Mutter einer Erstklässlerin. Sie wünscht sich mehr Kontrollen, auch nachmittags, wenn die Familien auf die Spielplätze gehen.
„Es ist absurd“ – Spielstraße endet vor der Schule
Chaotisch sei die Situation vor allem am Erich-Kenner-Platz, wo kreuz und quer geparkt werde, waren sich die Teilnehmer einig. Die Stadt arbeite an einer Lösung, kündigt Ilka Raven-Buchmann an, mehr kann sie derzeit nicht verraten. Ausgerechnet hier, kurz vor der Schule, endet die verkehrsberuhigte Zone. „Das ist absurd“, sagt ein Anwohner. Er würde sich Bodenwellen wünschen, um die Geschwindigkeit zu drosseln. „Auch die Radfahrer sind viel zu schnell unterwegs“, schildert die 87-jährige Germana Mangold ihre Erfahrungen. Die Wilhelmstraße ist für Radfahrer eine wichtige Verbindung von Plochingen nach Esslingen. Die Teilnehmer sind sich einig, dass rund um die Schule mehr Spielstraßen ausgewiesen werden sollten.
Radfahrer brettern auf Gehweg statt dem Radweg zu folgen
Nächste Station ist die Bachstraße, von der rechts die Kirchstraße abzweigt. „Das ist eine richtig gefährliche Ecke“, warnt Jürgen Seybold vom Bürgerausschuss, das gelte auch für den Bereich weiter oben. Ein junger Vater wünscht sich deshalb an dieser Stelle einen Zebrastreifen. Auch der neu gestaltete Fuß- und Radweg entlang der Hauptstraße am Ortseingang von Oberesslingen wird bei der Begehung in Augenschein genommen. Seit es an der Bushaltestelle keine Ampel mehr gibt, hat Günther Wetzel hier schon brenzlige Situationen beobachtet. Außerdem würden viele Radfahrer trotz Beschilderung lieber geradeaus auf dem Gehweg weiterfahren. Ilka Raven-Buchmann macht sich während der Tour fleißig Notizen und notiert auch, wo Gehwege beispielsweise Gehwege verbreitert werden müssten. Die Liste mit den neuralgischen Punkten geht an die Stadt. „Wir wollen aber nicht nur meckern, sondern konstruktive Vorschläge machen“, betont sie.