Bürger, Politik und Verwaltung machen sich beim Fußgängercheck ein Bild von brenzligen Stellen. Bei dem Projekt vom Land Baden-Württemberg beteiligen sich 15 Kommunen. In Stuttgart werden der Süden und der Westen gefördert.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Viele Mütter mit Kindern machen um die Böheimstraße einen Bogen. „Es riecht nach Abgasen, die Bürgersteige sind viel zu eng“, sagte die Stadtplanerin Nina Ertner. Sie ist häufig mit ihren zwei Kindern im Viertel zu Fuß unterwegs: „Mit Kindern meidet man allgemein solche Hauptstraßen.“ Vor allem zu den Stoßzeiten ist die Böheimstraße stark belastet. „Dort sind viele unterschiedliche Gruppen unterwegs“, sagte Merja Spott von der Planersocietät Dortmund. Neben unzähligen Pendlern müssen Besucher des Marienhospitals vorbei sowie Eltern, die ihre Kinder in die Tagesstätte bringen. „Dazu kommen die Bushaltestellen, die direkt auf den Gehweg gepflanzt sind“, so die Geografin. Ihre Agentur ist beauftragt, für den Fußgängercheck den Fußverkehr nach brenzligen Stellen abzusuchen.

 

Brenzlige Orte für Fußgänger werden ermittelt

Welche Orte im Süden sind besonders gefährlich für Fußgänger? Wo kommen sich Radler und Fußgänger zu nah? Wo sind unübersichtliche Überwege? Der Fußgängercheck vom Erwin-Schoettle-Platz über Böheimstraße, Marienplatz bis ins Lehenviertel ist Teil eines vom Land Baden-Württemberg geförderten Projektes, bei dem 15 Kommunen unterstützt werden, den Fußverkehr zu verbessern.

Die Landeshauptstadt nimmt mit dem Süden und dem Westen an dem Projekt teil. Für seinen Bezirk hatte sich der Bezirksvorsteher Raiko Grieb gewünscht, ein besonderes Augenmerk auf Familien und Kinder im Stadtverkehr zu legen. Bürger sowie Vertreter von Politik und Verwaltung sind dazu am vergangenen Mittwoch zwei Stunden durch den Bezirk gelaufen, um gemeinsam vor Ort zu diskutieren.

Böblinger Straße und Marienplatz sind sehr unübersichtlich

Als mit Abstand unfreundlichste Strecke für Fußgänger entpuppte sich dabei die Böblinger Straße. „Hier ist alles so eng“, stellte Wolfgang Forderer von der Abteilung Mobilität im Rathaus fest. Hier ein Apotheken-Schild, dort Gemüsekisten vor der Tür oder ein Parkscheinautomat – das mache den Bürgersteig zwischen Marien- und Erwin-Schoettle-Platz nicht gerade zu einem angenehmen Fußweg. Vor allem für Mütter mit Kindwegen sei dies ein Problem. Ein weiteres Problem dort: „Viele Autos fahren zu schnell“, sagte auch ein Vater, der in einer Seitenstraße wohnt. Er schätze die Gegend wegen ihrer Lebendigkeit, aber um seinen achtjährigen Sohn mache er sich oft Sorgen. „Kaum jemand hält das Tempo 20 ein. Die meisten Autos fahren viel zu schnell“, habe er beobachtet. Auch die Einmündung in den Marienplatz gestaltete sich für Fußgänger als schwierig. Die Autos können dort aus vier Richtungen kommen, die Hauptradroute kreuzt auch noch. Raiko Grieb wünscht sich deshalb eine verbreiterte Furt zwischen dem Supermarkt und dem Marienplatz.

Der Fußverkehrscheck setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Bereits im September hat der Aufaktworkshop statt gefunden, bei dem Vertreter der drei beteiligten Gruppen – also Bürger, Politik und Verwaltung – die Strecken der Begehung vorab besprochen haben. Im Anschluss an den Rundgang sollen nun gemeinsam mit der Dortmunder Planersocietät Vorschläge erarbeitet werden, wie der Fußverkehr im Stadtbezirk sicherer gestaltet werden kann. Am Donnerstag, 19. November, findet im Alten Feuerwehrhaus der Abschlussworkshop statt.