Der 15-jährige Loris Grassi vom TV Echterdingen gehört zu den 20 ausgewählten Spielern, die regelmäßig am neu gegründeten Stützpunkt in Ruit trainieren.

Echterdingen - Achtmal wurde die Futsal-Weltmeisterschaft bisher ausgetragen. Allein fünfmal hat sich die Auswahl Brasiliens den Siegerpokal in der Hallenvariante des Fußballs gesichert. Bei den bislang letzten Titelkämpfen 2016 in Kolumbien holte sich Argentinien mit einem 5:4-Erfolg im Finale gegen Russland die begehrte Trophäe. Dass die deutsche Futsal-Nationalmannschaft in der Rangliste der erfolgreichen Teams keinen Top-Ten-Platz belegt, kommt derweil nicht von ungefähr. Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) hat erst Ende 2015 die Gründung einer solchen beschlossen.

 

Inzwischen ist man aber auch hierzulande auf dem Vormarsch – vor allem was den Nachwuchs betrifft. Mit bundesweit sieben Stützpunkten will der DFB den Unterbau für die Futsal-Nationalmannschaft stärken und perspektivisch eine U-19-Nationalmannschaft etablieren. Eines der Leistungszentren befindet sich seit kurzem an der Landessportschule in Ruit. Und direkt betroffen ist dort auch ein Kicker aus dem Gebiet der Filder-Zeitung: Loris Grassi vom TV Echterdingen. Der 15-Jährige aus Leinfelden hat es bei einem Casting mit 50 Spielern in das 20-köpfige Aufgebot von Daniel Fredel geschafft. Letzterer war selbst einmal Nationalspieler und leitet nun den Stützpunkt.

„Natürlich wäre es cool, wenn ich mal für die Nationalmannschaft spielen könnte“, sagt der B-Junior Loris Grassi, der am Immanuel-Kant-Gymnasium in die zehnte Klasse geht. Dass er einer der Jüngsten im Stützpunktteam ist, stört ihn nicht, schließlich zähle nur die Leistung. Und mit der hat er nicht zuletzt Daniel Fredel überzeugt. „Loris ist technisch sehr gut, außerdem hat er für sein Alter ein sehr gutes Spielverständnis. Er weiß immer, was auf dem Feld passiert“, sagt der 29-jährige Coach.

Abenteuer Großaspach beendet

Das Kicken unterm Hallendach hat Loris Grassi schon immer besser gefallen als im Freien. „Beim Futsal geht es um Technik. Außerdem zählt der einzelne Spieler mehr als auf dem Großfeld“, sagt der 1,68 Meter große Teenager, dessen Eltern italienische Wurzeln haben. Dabei hat er auch auf Rasen großes Talent. In der F-Jugend spielte er bei den Stuttgarter Kickers, in der E-Jugend beim VfB Stuttgart, dann beim SV Vaihingen und zuletzt für den Nachwuchs des Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach, der ihm ein Angebot unterbreitet hatte. Nach neun Monaten aber zog Loris Grassi einen Schlussstrich unter das Abenteuer. „Der zeitlich Aufwand mit dreimal Training in der Woche war einfach zu groß. Meine Mutter und ich standen immer im Stau“, sagt der Gymnasiast mit den Lieblingsfächern Chemie und Physik.

Nun spielt der zentrale Mittelfeldakteur Grassi mit den Echterdinger B-Junioren nur noch in der Kreisleistungsstaffel, trainiert zusätzlich einmal in der Woche bei den A-Junioren mit, hilft als Betreuer bei der E 2 aus – und hat jetzt eben auch regelmäßig Zeit für Futsal. „Ich war schon immer ein guter Techniker, aber mit der Athletik habe ich es nicht so“, sagt er.

Die fehlende Schnelligkeit gleicht er mit guter Antizipation aus, die ihm auch im Futsal zugute kommt. „Futsal ist auch deshalb reizvoller, weil man viel mehr mitdenken muss“, sagt Loris Grassi, der im einstigen italienischen Nationalspieler Andrea Pirlo sein großes Vorbild hat. „Er hat auch immer sehr intelligent mit Köpfchen gespielt“, sagt der Leinfeldener.

Konzentration ganz auf Futsal?

Ob er es selbst einmal in die Nationalmannschaft schafft – in die der Futsaler – , bleibt freilich abzuwarten. Das Stützpunkttraining in Ruit ist nur ein Anfang. „Wir wollen, dass die Jungs das Spiel richtig kennen lernen und regelmäßig trainieren“, sagt Daniel Fredel. Wer es weit bringen will, muss sich früher oder später einem Futsalverein wie dem TSV Weilimdorf anschließen, der aktuell in der höchsten Futsal-Liga spielt – und sich ausschließlich auf Futsal konzentrieren.

Bis Loris Grassi vor dieser Entscheidung steht, dürften allerdings noch einige Jahre vergehen. Noch fehlen in den meisten deutschen Futsal-Vereinen die Nachwuchsteams, die regelmäßig und auf hohem Niveau trainieren und gegeneinander antreten. „Mit nur einem Training in der Woche kann man nicht in der Nationalmannschaft spielen“, sagt Fredel. Deshalb glaubt er, dass es Minimum noch zwei oder drei Jahre dauert, ehe der DFB tatsächlich ein U-19-Team einsetzen kann. Gut möglich also, dass Loris Grassi gleich den Sprung in die Männer-Nationalmannschaft schafft – wenn er denn irgendwann ganz auf die Karte Futsal setzt.