Das Spektrum der G20-Kritiker reicht von den Kirchen über die Grüne Jugend bis zu den Autonomen – für die Polizei in Hamburg ist der Donnerstag der entscheidende Tag.

Hamburg - Die Zahl der Demonstrationen gegen den G-20-Gipfel „ändert sich fast stündlich“, wie ein Sprecher der Hamburger Polizei sagt – „weil neue Anmeldungen hinzukommen oder die Gerichte Versammlungen untersagen“. Aktuell sind allein für den Samstag 16 Demonstrationen genehmigt, darunter die mit 50 000 bis 100 000 angekündigten Teilnehmern größte mit dem Titel „Grenzenlose Solidarität statt G 20“ und ein Marsch namens „Hamburg zeigt Haltung“, zu dem 20 000 bis 30 000 Demonstranten erwartet werden. Schon an diesem Mittwoch, an dem auch ein zweitägiger Alternativgipfel beginnt, sind drei Demonstrationen geplant. Weitere folgen am Donnerstag und Freitag.

 

Die Demo beginnt am Fischmarkt

Ihr Hauptaugenmerk jedoch legen die Sicherheitskräfte, die mit rund 20 000 Mann im Einsatz sind, auf den Donnerstag. Um 15.30 Uhr beginnt an diesem Tag am Fischmarkt eine Demonstration mit dem martialischen Titel „Welcome To Hell“ (Willkommen in der Hölle). Es ist die zentrale Veranstaltung der radikalen Linken, die seit Monaten für „den größten Schwarzen Block aller Zeiten“ mobilisiert, wie Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) das nennt. Die Polizei ist seit dem Fund von 100 gefährlichen Gegenständen zusätzlich sensibilisiert. „Wie die Demo am Donnerstag abläuft“, so ein Sprecher, „wird für den Verlauf der Gipfeltage entscheidend sein.“

Sollte es zu größeren Ausschreitungen kommen, könnten nach Lesart der Polizei auch die geplanten Blockadeaktionen am Freitag eskalieren. „Ziel ist es hierbei, den Gipfelauftakt mit Menschen und kreativen Dingen des Alltags zu blockieren“, heißt es in einer Mitteilung der „Block G 20“-Initiative: „Es soll versucht werden, aus unterschiedlichen Richtungen die Zufahrtsstraßen und Protokollstrecken zu erreichen und sich dort festzusetzen.“ Die Organisatoren kündigen an, dass von ihnen „keine Eskalation ausgehen“ wird. Zugleich ist klar, dass nicht genehmigte Versammlungen von der Polizei notfalls mit Gewalt aufgelöst werden dürften.

Auch kirchliche Würdenträger unterstützen den Protest

Da der Appell zum friedlichen Protest, den Gipfelgastgeberin Angela Merkel formuliert hat, vor allem die radikale Linke ins Visier nimmt, ist das viel weitere Spektrum derer, die Kritik an der G-20-Politik üben, in den Hintergrund getreten. Laut Senator Grote nämlich wird „der allergrößte Teil der Proteste sehr bunt, sehr vielfältig, aber friedlich sein“. Schließlich wird der „Hamburg zeigt Haltung“-Demonstrationsaufruf von kirchlichen Würdenträgern oder dem St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen unterstützt. Die andere Großdemonstration wird von zahlreichen Gewerkschafts- und Parteigliederungen mitgetragen. „Wir beteiligen uns am Wochenende an den Protesten, um für eine globale Demokratie statt einen Club der Reichen zu kämpfen“, kündigen etwa Marcel Roth und Lena Schwelling an, die beiden Landeschefs der Grünen Jugend Baden-Württemberg: „Was hinter verschlossenen Türen in Hamburg besprochen wird, sollte im Rahmen der Vereinten Nationen diskutiert werden.“